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PAWEL KSIAZEK | FIGURES

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Die Galerie ŻAK | BRANICKA freut sich, die nunmehr dritte Einzelausstellung von Paweł Książek unter dem Titel Figures präsentieren zu können.

Das aus dem Lateinischen stammende Wort „Figure“, abgekürzt „fig.“ und in der symbolischen Darstellung der griechische Buchstabe „φ“, bedeutet sowohl eine Gestalt, eine Abbildung und ein Diagramm im Text als auch einen Goldenen Schnitt beziehungsweise ein Symbol des Lichtstrahls. Für Paweł Książek wurde die Mehrdeutigkeit des Wortes zum Ausgangspunkt seiner neuesten Serie von Bildern unter dem Titel „Figures“.

Paweł Książek ist ein Maler – ein Analytiker: seine Bilder haben keine emotionale Quelle, sondern gehen von einem Forschungsprozess aus und basieren auf der Analyse visueller Quellen. Ähnlich wie in seinen vorherigen Bilder-Serien (wie „NN vs. Artist“) wird das erhältliche Quellenmaterial (unter anderem zeitgenössische oder historische Fotografien von Ereignissen oder Personen aus der Welt der bildenden Kunst, der Popkultur, des Filmes oder des Internets) auch in „Figures“ von Książek gesammelt, klassifiziert und durch das Medium der Malerei verarbeitet.
Auf diese Weise bezieht sich der Künstler auf die von Aby Warburg entwickelte Methodik, welche auf der Entwicklung ikonographischer Atlanten und Vergleichsanalysen gründet. Die Serie „Figures“ ist eine Serie von Frauenporträts deren Titel jeweils aus der Abkürzung „Fig.“ und einer Ordnungszahl besteht. Diese Serie ist mein nächstes Projekt das sich auf die Schaffung alternativer Geschichten und das obsessive Sammeln bezieht. Ich baue eine Architektur von Emotionen auf der Basis verschiedener ästhetischer Kanons und Quellen des Bildmaterials auf. Ich porträtiere keine Menschen, sondern schaffe eine Sammlung emotionaler Zustände – erklärt der Künstler.

Książek bedient sich – erneut – der Geschichte des frühen Kinos, sucht sich Heldinnen eines bestimmten Typus: mit schmalen Lippen, dünnen Augenbrauen und runden Wangen wie beispielsweise Silvia Sidney, eine der beliebtesten Schauspielerinnen von Fritz Lang. Auf der schwarz-weißen Filmrolle sehen die Akteurinnen wie Porzellanpuppen oder Skulpturen aus, „etwas mehr“ und „etwas weniger lebendig.“ Dies ist der Moment an dem der Künstler ein besonderes Interesse hegt. Durch seine Transformation von den Medien Film und Fotografie hin zur Malerei erscheinen die Porzellanpuppen plötzlich „lebendiger“ und „realer“: das Objekt wird zum Subjekt.

Für unsere Wahrnehmung birgt dieser Prozess eine solche Überraschung, wie etwa Farbfilme aus dem Zweiten Weltkrieg in denen die Geschichte plötzlich an Authentizität gewinnt. Es ist überraschend, dass es bei Książek die Malerei ist – ein Medium, das auf die Fantasie verweist – die dem Film die Glaubwürdigkeit verleiht.

Neben den Porträts von Schauspielerinnen basiert die Serie „Figures“ ebenfalls auf zeitgenössischen Fotografien aus dem persönlichen Archiv des Künstlers wobei die Identität der Porträtierten hier jedoch nicht wichtig ist. Die Figur stellt einen Charakter oder emotionalen Zustand dar, ist eine Art exemplum eines bestimmten Typus, nicht eines Individuums. Zusammen werden die Bilder – wie anthropologische Atlasse – zu einem Atlas der Gefühle, einer in Vitrinen eingeschlossenen Insektensammlung ähnelnd. Für Książek ist dies aber auch eine der Herausforderungen der Malerei: er versucht schwer zu benennende Zustände zu erfassen und zu interpretieren. Hierbei geht es ihm um die Erfassung eines Momentes im Bild, der nicht mit einer bestimmten Aussage in Verbindung gebracht werden kann. Es geht um die Beziehung zwischen dem Medium der Malerei (eines Genres das auf einem langen zeitlichen Entstehungsprozess basiert) und der Zeit. Im Gegensatz dazu basieren Film und Fotografie auf der Echtzeit: die Kamera (Film- oder Fotokamera) kann leicht einen Bruchteil einer Sekunde oder einen Zustand „dazwischen“ erfassen, die Malerei dagegen bevorzugt definierte, „geschlossene“ Zustände. Der Künstler diagnostiziert dieses Defizit in einer Relation der Malerei zu Zeit und bedient sich der Möglichkeiten aus der Kinowelt; auch das Arrangement seiner Porträts ordnet sich dem Rhythmus der Einzelbilder einer Filmrolle unter. Als Ergebnis verleiht Książek der Malerei eine Echtzeit- Perspektive.

Perspektive.
Manchmal, wenn Książek dank der Möglichkeiten der Malerei die Grenzen des Filmes erweitert, wird dieser Prozess umgekehrt: Während die Fotografien immer unverkennbar einer Zeit zugeordnet werden können, ist die Malerei zeitloser. Die Malerei ermöglicht es alle Abbilder zu vereinheitlichen und eine einzige homogene Sammlung zu schaffen – erklärt der Künstler. Aus diesem Grund verzichtet der Künstler in der Serie „Figures“ auf die identifizierenden Elemente der historischen Zeit mit der gleichzeitigen Beibehaltung der Echtzeit (der emotionalen Zustände). Das Ergebnis ist eine Momentaufnahme, die sich auf keine bestimmte Zeit bezieht.
Der Verweis auf Film ist nicht die einzige Referenz der Serie „Figures“. Der Buchstabe „φ“ ist ein Symbol des Lichtstrahls – einer physischen Größe, die die Gesamtleistung von Licht ausgehend von einer bestimmten Quelle festlegt und einen bestimmten visuellen Eindruck erzeugend. Das Symbol „φ“ erscheint daher in Książeks Lichtinstallation und ist eine Manifestation dessen, was es symbolisiert. In Bezug auf die Tradition der Malerei bezieht sich der Künstler damit auf die metaphorische Figur [sic!] des inneren Lichts, das von den Bildern ausgeht. Letztlich wird daher erneut das alte Problem der Malerei thematisiert, dieses Mal in einer Neuinterpretation.








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