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Museum Tinguely

Belle Haleine – Der Duft der Kunst

Museum Tinguely

Das Museum Tinguely realisiert in den nächsten Jahren eine Ausstellungsreihe, mit der es die komplexe Thematik der fünf menschlichen Sinne und ihre Darstellung in der Kunst beleuchten wird.

Sissel Tolaas, The FEAR of smell – the smell of FEAR, 2006 bis heute Foto: Poul Buchard, Credit: Louisiana Museum of Modern Art Zum Auftakt dieser Reihe setzt sich die Gruppenausstellung "Belle Haleine – Der Duft der Kunst" vom 11. Februar bis 17. Mai 2015 mit dem faszinierenden und flüchtigen Phänomen des Geruchs auseinander. Sie geht damit über die gängige museale Erlebnisform von Kunst hinaus, bei der vor allem der visuelle Sinn des Betrachters angesprochen ist. Auf über 1200 m2 werden multimediale Rauminstallationen, Videos, Plastiken und Objekte, konzeptuelle Werke, Zeichnungen, Fotografien sowie Grafiken folgender internationaler Künstlerinnen und Künstler präsentiert: John Baldessari, Bernard Bazile, Louise Bourgeois, Marcel Broodthaers, Carlo Carrà, Marcel Duchamp, Peter de Cupere, Sylvie Fleury, Jaromír Funke, Yuan Gong, Raymond Hains, Carsten Höller, Bruno Jakob, Oswaldo Maciá, Piero Manzoni, Jenny Marketou, Cildo Meireles, Kristoffer Myskja, Ernesto Neto, Markus Raetz, Man Ray, Martial Raysse, François Roche, Dieter Roth, Ed Ruscha, Valeska Soares, Daniel Spoerri, Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger, Jana Sterbak, Jean Tinguely, Sissel Tolaas, Clara Ursitti, Ben Vautier, Bill Viola, Claudia Vogel, Meg Webster und Anna-Sabina Zürrer. Im ersten Raum der Schau wird zudem eine Auswahl allegorischer Arbeiten von Künstlern wie Cornelis Dusart, Pieter Jansz. Quast, Jan Saenredam, Jacob Fransz. van der Merck aus dem 16. bis 17. Jahrhundert zu sehen sein.

Die Ausstellung rückt das olfaktorische Potential unserer ästhetischen Wahrnehmung ins Zentrum und stellt dabei eine Reihe von Fragen: Was geschieht, wenn unsere Nase plötzlich die Hauptrolle beim Erleben von Kunst spielt? Wie riecht Kunst? Können Düfte und die verschiedenen Bereiche, die in unserem Leben davon beeinflusst werden, überhaupt als Medium künstlerischen Ausdrucks und Kreativität dienen? Gelingt es Künstlern, in ihren Arbeiten den Geruchsinn des Betrachters auf seiner emotionalen und kognitiven Ebene zu aktivieren, ohne dabei ein Odorierungsmittel zu verwenden? Lassen sich Gerüche beschreiben und in bildlich abstrakter Form darstellen?

Die Exponate im Museum Tinguely zeigen, dass es diesen Platz für Experimente und damit eine Erweiterung des Kunstbegriffs in die olfaktorische Dimension tatsächlich gibt. Diese hat in den letzten Jahren massgeblich an Bedeutung gewonnen.

Als biochemischer Sinn ist der Geruch a-perzeptorisch und gehört zu unseren ältesten sensorischen Fähigkeiten. Er ist direkt erlebbar, da unsere Geruchswahrnehmung unmittelbar mit dem limbischen System verbunden ist. Als eine wichtige sensorische Eigenschaft ist unser Riechsinn eng mit der Erinnerung sowie der Bewertung bestimmter Erlebnisse verknüpft und ist dazu bestimmt, Informationen über vergangene Ereignisse in den gegenwärtigen Moment zu integrieren. Düfte evozieren subjektiv und kulturell stark unterschiedlich geprägte Emotionen, Erinnerungen und Assoziationen, die auch geschichtlichen Wandlungen unterliegen. Der Einsatz von olfaktorischen stimuli in der Kunst geschieht oft subversiv und bricht mit vielen Tabus. Ein bestimmter Duft zieht uns an oder stösst uns ab. Gerüche provozieren, stimulieren und beeinflussen uns ganz direkt. Diesen Umstand machen sich Künstler und Künstlerinnen zu Nutze und setzen dabei verschiedene brisante Fragen unserer Zeit und Gesellschaft ins Zentrum ihrer Werke.

Allegorische Darstellungen des odors aus der Barockzeit bilden in einem ersten Raum den Prolog zur Ausstellung. Daneben werden Werke und Dokumente von so wichtigen Künstlern der 1920er-Jahre wie Marcel Duchamp, Man Ray oder Carlo Carrà gestellt, bei denen das Atmen und das volatile Phänomen des Dufts auf unterschiedliche Weise aufgegriffen wird. Mit dem Beginn der Avantgarden Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Beziehung zwischen bildender Kunst und dem Geruchssinn aktuell. Die Künstler des 20. Jahrhunderts strebten nach einer Synästhesie, einem Zusammenspiel mehrerer Sinnesreize. Raoul Hausmann, der Dada-Künstler und Dichter, war auch später noch davon überzeugt, dass unser Denken stark von den fünf Sinnen beeinflusst sei. Er forderte in seinem Buch La Sensorialité Excentrique von 1969 eine sensorische Kapazität, die über alles bisher Dagewesene hinausgehen und damit ein Zeitalter einer neuen Zivilisation einläuten soll. Im Rahmen der Öffnung eines künstlerischen Werkbegriffes ab den 1960er-Jahren, der die Hinwendung zum Alltag und damit auch den direkten Kontakt zum Kunstbetrachter suchte, gewann diese Haltung an Wichtigkeit. Künstler der Generation Tinguelys, aus dem Umkreis des "Nouveau Réalisme“, der Pop-Art, der Konzeptkunst oder Fluxus, versuchten ausser der optischen Wahrnehmung möglichst viele weitere Sinne des Betrachters anzusprechen und in den Vordergrund zu stellen.

Der Hauptfokus der Ausstellung liegt auf einer Auswahl von Kunstwerken aus den letzten zwanzig Jahren, in denen unsere olfaktorische Sinneswahrnehmung in unterschiedlicher Art und Weise eingefordert wird. Einige Arbeiten rücken die enorme Diskrepanz zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit in den Vordergrund und zeigen, dass eine sensiblere Wahrnehmung der Umwelt mittels unserer Nase im 21. Jahrhundert aktueller ist denn je.






  • 11.02.2015 - 07.05.2015
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    Allgemeine Informationen Museum Tinguely Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag: 11 – 18 Uhr Sonderöffnungszeiten:

    Montag, 23. Februar 2015, Fasnacht, geschlossen Freitag, 3. April 2015, Karfreitag, geschlossen Ostersonntag, 5. April 2015 und Ostermontag, 6. April 2015, 11 – 18 Uhr Donnerstag, 14. Mai 2015, Auffahrt, 11 – 18 Uhr

Piero Manzoni, Merda d‘artista n. 78, 1961  Konservendose, bedrucktes Papier, Höhe: 4,8 cm, Durchmesser: 6cm Fondazione Manzoni, Milano © 2014, ProLitteris, Zürich; Foto: Agostino Osio, Milano, courtesy Fondazione Piero Manzoni, Milano


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    Museum Tinguely
  • Cornelis Cort, De Reuk (Odoratus), 1561  Druck, 209 x 268 mm Rijksmuseum, Amsterdam © Foto: Rijksmuseum, Amsterdam
    Cornelis Cort, De Reuk (Odoratus), 1561 Druck, 209 x 268 mm Rijksmuseum, Amsterdam © Foto: Rijksmuseum, Amsterdam
    Museum Tinguely
  • Pieter Jansz. Quast, De Reuk, 1615-1647  Druck, 152 x 125 mm Rijksmuseum, Amsterdam © Foto: Rijksmuseum, Amsterdam
    Pieter Jansz. Quast, De Reuk, 1615-1647 Druck, 152 x 125 mm Rijksmuseum, Amsterdam © Foto: Rijksmuseum, Amsterdam
    Museum Tinguely
  • Cornelis Boel, Reuk, 1663-1693  Druck, 188 x 134 mm Rijksmuseum, Amsterdam © Foto: Rijksmuseum, Amsterdam
    Cornelis Boel, Reuk, 1663-1693 Druck, 188 x 134 mm Rijksmuseum, Amsterdam © Foto: Rijksmuseum, Amsterdam
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  • Anonym, De Reuk, 1683-1684  Druck, 25,8 × 19 cm Rijksmuseum, Amsterdam © Foto: Rijksmuseum, Amsterdam
    Anonym, De Reuk, 1683-1684 Druck, 25,8 × 19 cm Rijksmuseum, Amsterdam © Foto: Rijksmuseum, Amsterdam
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  • Jaromír Funke, Stillleben, Vera-Violetta, ca. 1923  Silbergelatine-Abzug, 29,4 x 22,9 cm Städel Museum, Frankfurt am Main © 2014, Miloslava Rupešová; Foto: Städel Museum – ARTOTHEK
    Jaromír Funke, Stillleben, Vera-Violetta, ca. 1923 Silbergelatine-Abzug, 29,4 x 22,9 cm Städel Museum, Frankfurt am Main © 2014, Miloslava Rupešová; Foto: Städel Museum – ARTOTHEK
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  • Ed Ruscha, HONEY, HAND ME THE CAN OF NU-SMELL PLEASE, 1980  Karottensaft auf Papier, 73,7 x 58,4 cm Private collection © 2014, Ed Ruscha; Foto: Paul Ruscha
    Ed Ruscha, HONEY, HAND ME THE CAN OF NU-SMELL PLEASE, 1980 Karottensaft auf Papier, 73,7 x 58,4 cm Private collection © 2014, Ed Ruscha; Foto: Paul Ruscha
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