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Painting 2.0

Malerei im Informationszeitalter

Painting 2.0

Das wiederkehrende Interesse an zeitgenössischer Malerei in den vergangenen Jahren fällt überraschenderweise mit einer Explosion neuer digitaler Technologien zusammen. Doch schon seit den 1960er-Jahren haben sich die fortschrittlichsten Ansätze auf dem Gebiet der Malerei in Westeuropa und in den USA in produktiver Reibung mit ihrer zeitgenössischen Massenkultur und den vorherrschenden medialen Bedingungen entwickelt. Vom Aufkommen des Fernsehens und Computers bis zur sogenannten „Internetrevolution“ ist es der Malerei immer wieder gelungen, jene Mechanismen zu integrieren, die für ihr angebliches Ableben verantwortlich sein sollten. Weit über ihre technische Definition – Öl auf Leinwand – hinaus war und ist Malerei ein privilegierter Ort, an dem die Herausforderungen einer sich zunehmend mediatisierenden Lebenswelt verhandelt werden.

„Painting 2.0: Malerei im Informationszeitalter“ stellt als erstes groß angelegtes Ausstellungsprojekt die Aneignung und Transformation von Informationstechnologien in der westeuropäischen und nordamerikanischen Malerei seit den 1960er Jahren vor. Die Ausstellung setzt lange vor der Digitalisierung und dem Internet ein – nämlich mit Pop Art und Nouveau Réalisme, die sich erstmals programmatisch neu aufkommender kommerzieller Bildsprachen bedienten. Die Malerei öffnete sich in jenem Moment, als ihre Legitimität durch die Populärkultur und eine „Gesellschaft des Spektakels“ (Guy Debord) herausgefordert wurde. Dieser facettenreichen Geschichte einer Malerei im erweiterten Feld geht die Ausstellung bis in die Gegenwart nach – bis hin zu den weitreichenden Folgeerscheinungen des interaktiven Web 2.0 wie den Sozialen Medien und Daten-Clouds.

Eine treibende Kraft dieser Entwicklung ist die Kollision zwischen den visuellen Codes des Spektakels und den subjektiven Spuren malerischer Expressivität. „Painting 2.0“ zeigt auf, dass die expressive Geste immer wieder mit dem Begehren verknüpft war, die virtuelle Welt des Informationszeitalters an den Erfahrungsraum des menschlichen Körpers rückzubinden. Die avancierte Malerei der letzten 50 Jahre weist die vermeintliche Opposition zwischen Humanem und Technischem, Analogem und Digitalem als wechselseitig aufeinander bezogene Spannungsfelder aus.

Erstmals seit der Eröffnung des Museums Brandhorst 2009 erstreckt sich mit „Painting 2.0“ eine Ausstellung über das gesamte Haus. Abgesehen von dem eigens für Cy Twomblys „Lepanto“-Zyklus geschaffenen Raum im Obergeschoss wird „Painting 2.0“ auf allen drei Stockwerken zu sehen sein. Die Erweiterung der Malerei seit den 1960er-Jahren wird in drei eng miteinander verknüpften Sektionen, auf je einer Etage des Museums präsentiert, nachgezeichnet.

Auf der Eingangsebene widmet sich „Geste und Spektakel“ der Frage, wie malerische Gestik eingesetzt wurde, um einer Spektakelkultur zu begegnen: von einer Protesthaltung kommerziellen Bildern und ihren Medien gegenüber, wie sie sich in den Schießbildern von Niki de St. Phalle oder den abgerissenen Plakatwänden der Affichisten Mimmo Rotella, Jacques Villeglé und Raymond Hains zeigt, bis hin zu malerischen Strategien, die sich die Sprache der Populärkultur aneigneten wie in Keith Harings „Subway Drawings“, Albert Oehlens Computerbildern oder den mittels Photoshop bearbeiteten Leuchtkästen Kelley Walkers.

Im Obergeschoss beschäftigt sich die zweite Gruppe unter dem Überbegriff „Exzentrische Figuration“ damit, wie sich Vorstellungen von Körperlichkeit unter dem Einfluss einer kommerziellen Massenkultur und neuer Technologien verändern. Buchstäblich „exzentrische“ Figuren wie bei Philip Guston und prothetische Körper wie bei Maria Lassnig, aber auch exzentrische Gesten wie bei Amy Sillman sowie Strategien des Karikierens wie bei Nicole Eisenman bezeugen die komplexe Verflechtung von Körper, medialem Bild und Technologie ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Im Untergeschoss widmet sich „Soziale Netzwerke“ malerischen Positionen, die eine „Netzwerkgesellschaft“ als solche ausweisen, sowohl durch Praktiken der Bildzirkulation als auch durch die Thematisierung spezifischer sozialer Kontexte. Andy Warhols „Factory“, die Gemälde und Aktionen des Kapitalistischen Realismus von Sigmar Polke, Gerhard Richter, Konrad Lueg und Manfred Kuttner, die Künstlerinnen um die feministische New Yorker A.I.R. Gallery, aber auch zeitgenössische Positionen des sogenannten „Network Painting“, wie zum Beispiel Seth Price oder R.H. Quaytman, demonstrieren, wie sich Vorstellungen von Gemeinschaft und sozialem Austausch seit den 1960er-Jahren gewandelt haben.






  • 14.11.2015 - 30.04.2016
    Ausstellung »

    Täglich außer MO 10.00 - 18.00
    DO 10.00 - 20.00

    November 2015 bis 30. April 2 016 Museum Brandhorst München
    2. Juni bis 6. November 2016 mumok — Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien



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  • Nicole Eisenman, (*1965), Beer Garden with Ash, 2009, Öl auf Leinwand, 165 x 208 cm  Privatsammlung, Schweiz Foto: P. Schälchli, Zürich © the artist, Anton Kern Gallery, New York; Susanne Vielmetter Los Angeles Projects; and Galerie Barbara Weiss, Berlin
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    Bayerische Staatsgemäldesammlungen
  • Robert Rauschenberg (1925-2008), Tree Frog, 1964, Siebdruck, Öl auf Leinwand, 244 x 183 cm, Museum Ludwig, Köln, Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln  © Robert Rauschenberg Foundation/VG Bild-Kunst, Bonn 2015
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  • Isa Genzken (*1948), Wind II (Michael Jackson), 2009  Kunststofffolie, Farbdruck auf Papier, Spiegelfolie, Sprühfarbe, Plexiglas, Klebeband und Metall, 174 x 230 cm, © Galerie Buchholz, Berlin/Cologne/New York
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    Bayerische Staatsgemäldesammlungen
  • Albert Oehlen (*1954), Auch Einer, 1985, Öl und Lack auf Leinwand, 220 x 186 cm, Foto: Lothar Schnepf  © Albert Oehlen
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    Bayerische Staatsgemäldesammlungen
  • Maria Lassnig (1919-2014), Harte und weiche Maschine / Kleine Sciencefiction,1988, Öl auf Leinwand, 126,5 x 201 cm  Foto: Universalmuseum Joanneum, N. Lackner © Maria Lassnig Stiftung
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