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Ausstellung Albertina

Film-Stills. Fotografien zwischen Werbung, Kunst & Kino

Ausstellung Albertina

Werbebilder
Film-Stills dienen als Aushangfotos für Kinofoyers und Pressematerialien für Medien, die das Publikum zum Kauf einer Kinokarte verführen sollen. RegisseurInnen und Produktionsfirmen sind bei der Bewerbung eines Films auf Stills angewiesen, ist der Film als projiziertes Bewegtbild doch immateriell und kann abseits der Leinwand nicht existieren. Stills umfassen unterschiedliche Bildtypen, die verschiedene Aspekte einer Filmproduktion zeigen: Szenenbilder, Porträtaufnahmen der Schauspielerinnen und Schauspieler sowie Produktionsfotos, welche die Dreharbeiten festhalten.
Die Bildproduktion basiert auf einem arbeitsteiligen System. In großen Produktionsfirmen, wie etwa jenen Hollywoods, sind die StandfotografInnen den Werbe- bzw. Publicitydepartments unterstellt. Diese wählen – oftmals gemeinsam mit der Regie – die zur Veröffentlichung bestimmten Fotos aus. Kinoaushangfotos werden in Form von Sets publiziert und umfassen 20 bis 40 Bilder, die charakteristische Aspekte des Films visualisieren. Eine breitere Auswahl von Film-Stills dient als Pressematerial. BildredakteurInnen bearbeiten die Fotos oft für ihre Zwecke weiter. Neben Anweisungen für die Reproduktion legen Markierungen neue Bildausschnitte fest. Die Retusche tilgt unerwünschte Bildelemente und verändert die Motive im Sinn des geplanten Layouts.

Starporträts
Starporträts sind integraler Bestandteil ausgeklügelter Werbekampagnen der Filmindustrie und gelten als Königsdisziplin innerhalb der Standfotografie. Über Schauspielerinnen und Schauspieler als Imageträger lassen sich Filmproduktionen effektiv vermarkten. Hollywood perfektioniert diese Geschäftsstrategie mit dem Aufkommen des Studiosystems ab den 1920er-Jahren, indem spezialisierte Porträtfotografinnen und - fotografen verpflichtet werden. Diese sind in firmeneigenen Ateliers tätig und treten im Unterschied zu den meist anonym bleibenden SetfotografInnen namentlich in Erscheinung. Mittels raffinierter Beleuchtung und drastischer Retusche kreieren sie die Ästhetik der Glamourporträts. Don English vermag in seinem Porträt von Marlene Dietrich für Josef von Sternbergs Shanghai-Express (1932) die vom Regisseur genau vorgegebene Lichtregie des Films perfekt zu übersetzen. Heimische Produktionsfirmen können sich generell keine eigenen Porträtstudios leisten und somit keinen Einfluss auf externe fotografische Erzeugnisse nehmen. Dies gestattet den Stars sowie den Ateliers relative Freiheit in der Darstellung und Interpretation des Looks. Bei dem Foto, welches das angesehene Wiener Atelier Manassé von Hedy Kiesler (später Lamarr) in ihrer Rolle in Gustav Machatýs Ekstase (1933) aufnimmt, handelt es sich um ein rares, am Set entstandenes Porträtstandbild. Kunstbilder StandfotografInnen arbeiten bis in die 1950er-Jahre mit großformatigen Plattenkameras, bei denen das Bild auf dem Kopf stehend auf die rückseitige Mattscheibe projiziert wird. Die Kamera erlaubt die Produktion technisch brillanter Fotos, ist jedoch aufgrund ihrer Größe und der relativ langen Belichtungszeit umständlich zu bedienen. Die Inszenierung von Stills muss genau geplant werden und unterscheidet sich fundamental von Dreharbeiten des Films. Während sich die Filmkamera an der Bewegung des Dargestellten und ihrer visuellen Fortsetzung in Folgebildern orientiert, posieren die Schauspielerinnen und Schauspieler für FotografInnen unter der Verwendung von zusätzlichem Licht in Tableaux vivants ähnelnden Arrangements. Dies zeigt sich in den für Stills charakteristischen statischen und artifiziell wirkenden Kompositionen, die ihren performativen Inszenierungsprozess widerspiegeln. StandfotografInnen nehmen bei ihrer Mise-en-scène Anleihen bei der bildenden Kunst. Der anonyme Fotograf von Henrik Galeens Film Der Student von Prag (1926) zitiert etwa durch die theatrale Inszenierung einer stimmungsvollen Landschaft Werke des romantischen Malers Caspar David Friedrich. Horst von Harbou, der häufig mit dem Regisseur Fritz Lang arbeitet, lässt sich bei Aufnahmen für den ersten Teil von Die Nibelungen (1924) von Jugendstilillustrationen Carl Otto Czeschkas aus dem Jahr 1908 inspirieren. Wie Czeschka übersetzt Harbou ornamentale Motive in zweidimensionale Bilder. Durch Ausstellungen oder Abzüge in Edeldruckverfahren positionieren die FotografInnen ihre Bilder als künstlerisch eigenständige Arbeiten.

Hans Natge
Der Berliner Hans Natge beginnt seine Karriere als Theaterfotograf. In den 1920er-Jahren wendet er sich der Standfotografie zu und lichtet Friedrich Wilhelm Murnaus Faust – eine deutsche Volkssage (1926) ab. Dabei erprobt er eine neue, von ihm als „Momentfotografie“ bezeichnete Aufnahmemethode, durch die er die klassischen statischen und artifiziellen Film-Stills zu erneuern trachtet. Mithilfe von Kleinbildkameras und ohne zusätzliches Licht fotografiert Natge während der Dreharbeiten in der Nähe des Kameramanns, wodurch ihm spontane und dynamische Bilder gelingen. Diese Vorgangsweise hat zu dieser Zeit noch Unschärfe zur Folge, und die Schauspieler werden teilweise unvorteilhaft getroffen. Aufgrund solcher Mängel nimmt Natge für Faust – eine deutsche Volkssage auch herkömmliche Stills auf.






  • 04.11.2016 - 26.02.2017
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    Täglich 10.00 bis 18.00 Uhr
    Mittwoch 10.00 bis 21.00 Uhr

     

    Erwachsene 11,90



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  • Anonym James Stewart in Das Fenster zum Hof, Regie: Alfred Hitchcock, 1954 ©BFI National Archive: London
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  • Sam Shaw Marilyn Monroe und Tom Ewell in Das verflixte siebente Jahr, Regie: Billy Wilder, 1954 C. Sam Shaw Inc.- licensed by Shaw Family Archives, Privatsammlung
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  • Horst von Harbou, Brigitte Helm in Metropolis, 1927, Österreichisches Filmmuseum © Horst von Harbou - Deutsche Kinemathek 
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  • Pierluigi Praturlon, La dolce vita - Das süße Leben, Regie: Federico Fellini, 1959, Privatsammlung
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  • Anonym, Berlin - Die Sinfonie der Großstadt, Regie: Walther Ruttmann, 1927, © Berlin, Deutsche Kinemathek
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  • Bud Fraker (zugeschrieben) Janet Leigh, Vera Miles und John Gavin in Psycho, Regie: Alfred Hitchcock, 1960 © Berlin, Deutsche Kinemathek - Paramount Pictures
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  • Anonym Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens, Regie: Friedrich Wilhelm Murnau, 1922 © Deutsche Kinemathek
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