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Optical Illusions

Contemporary Still Life

Optical Illusions

C/O Berlin präsentiert vom 13. Juli bis 10. September 2017 die Ausstellung Optical Illusions . Contemporary Still Life mit Arbeiten von Lucas Blalock, Annette Kelm, Antje Peters und Oskar Schmidt. Die Eröffnung findet am Mittwoch, den 12. Juli 2017, um 19 Uhr im Amerika Haus in der Hardenbergstraße 22–24, 10623 Berlin, statt.

Gedeckte Tische, aufwendige Blumenarrangements, prunkvolle Kompositionen aus Büchern, Pokalen, Gläsern und Instrumenten zählen zu den bekannten Motiven des klassischen Stillle- bens und gehören seit Jahrhunderten zum Kanon der europäischen Kunstgeschichte. Die einst kostbaren und symbolisch aufgeladenen Objekte sind zunehmend den Alltagsgegen- ständen gewichen. Inzwischen bilden Parfümflaschen, Murmeln, Kaubonbons, Haarsham- poo, Starbucks-Becher und Pizza-Kartons die Objekte heutiger Stillleben.

Das traditionell malerische Sujet erlebt in der zeitgenössischen Fotografie derzeit eine Renais- sance, wobei sich die Grenzen zwischen künstlerisch arrangiertem Stillleben auf der einen und kommerzieller Produktfotografie auf der anderen Seite immer weiter auflösen.

Schon Künstler der 1920er- und 30er-Jahre wie Man Ray, László Moholy-Nagy oder Florence Henri experimentierten im Studio mit der Kleinbildkamera und schufen neue Formen des Still- lebens, die sowohl als künstlerische wie auch als Werbefotografie verwendet wurden. Hans Hansen, dessen Ausstellung Still Life im Dialog zu Optical Illusions . Contemporary Still Life gezeigt wird, führte diese Herangehensweise ab den 1970er-Jahren als künstlerische Pro- duktfotografie erfolgreich weiter. Heute gehören Werbe- und Produktfotografie zum visuellen Alltag unserer digitalisierten Gesellschaft, und damit ist auch das Stillleben für junge Künstler wieder ein attraktives Genre. So werden kunstvolle Arrangements über das abgebildete Sujet hinaus zum Experimentierfeld: Neue technische Möglichkeiten werden ausgelotet, visuelle Codes ad absurdum geführt und unsere Wahrnehmungsgewohnheiten in einer Zeit unter- sucht, in der Bilder zu machen und zu veröffentlichen für fast jeden zum Alltag geworden ist.

Die von Ann-Christin Bertrand kuratierte Ausstellung Optical Illusions . Contemporary Still Life bei C/O Berlin präsentiert mit Werken von Lucas Blalock, Annette Kelm, Antje Peters und Oskar Schmidt vier künstlerische Positionen, die das Genre nicht nur medial neu denken, son- dern auch künstlerisch aktualisieren. Allen gemein ist ihre bestechende Präzision und strenge methodische Formalisierung, mit der sie bildnerische Konventionen auflösen. Indem sie sich einer Rhetorik und Ästhetik der Alltagsfotografie bedienen und gleichzeitig die Mechanismen der Herstellung von fotografischen Bildern hinterfragen, eröffnen sie neue Denk- sowie Wahr- nehmungsräume und setzen sich mit den unterschiedlichen Bedingungen der digitalen Bild- produktion und den ästhetischen Normen der Fotografie neu auseinander.

Der amerikanische Fotokünstler Lucas Blalock veranschaulicht in seinen Arbeiten den Arbeits- prozess hinter fotografischen Bildern. Gleichermaßen an der Geschichte wie auch an den Mög- lichkeiten der Fotografie interessiert, bedient er sich zunächst der klassischen Studiofotografie mit analoger Großbildkamera, scannt anschließend die Negative ein und bearbeitet sie digital weiter. Statt diese digitalen Arbeitsprozesse zu verschleiern, belässt er sie jedoch nachvollzieh- bar, wodurch eigenartige Zwitterformen zwischen klassischer Objektdarstellung und deren tota- ler Verfremdung entstehen. Auf diese Weise reflektieren seine Arbeiten nicht nur zeitgenössi- sche Produktionsmethoden fotografischer Bilder, sondern stets auch das Sehen und die hohe Komplexität fotografischer Realität.

Auch Annette Kelm geht es um die Annäherungen an unsere optische Wahrnehmung. Wie schon Elad Lassry oder Roe Etheridge auf die bildnerischen Konventionen der Werbefotografie zurückgreifend, wirken ihre Arrangements im Allgemeinen kühl und kalkuliert. Ihre Fotografien entstehen mit Mitteln der Industrie- und Werbefotografie. Statt jedoch ihre Gegenstände vor neutralem Fond freizustellen, macht Annette Kelm den Hintergrund meistens selbst zum Bildge- genstand. Was sich aus der Realität zu speisen scheint, wird hier zu einer formal ausgearbeite- ten Hyperrealität umgebaut, die dabei ihre Lesbarkeit verliert. Aber gerade die strikte Orientie- rung an formalen Kriterien, der Verzicht auf erzählerische Elemente und die bewusste Irritation durch das Einfügen bildfremder Requisiten lässt den Betrachter ins Leere laufen. So werden ihre Fotografien zu neuen (Denk-)Räumen zwischen Präzision und Mehrdeutigkeit, Raum und Fläche sowie Gegenständlichkeit und Abstraktion.

Antje Peters’ Arbeiten folgen dem Konzept einer ganz bewussten Dekonstruktion der per- fekten Hochglanzfotografie: Teure Kosmetikprodukte werden mit Filzstiften bemalt und zu ei- nem amorphen Bündel mit Klebeband zentral ins Bild gesetzt, bunte Farbstifte mit einer Swatch-Armbanduhr zu einem Paket geschnürt. Ein verschüttetes Glas Wasser, exotische Früchte, Parfüm, Murmeln, Geldscheine und CDs werden mit Kaubonbons, Spielkarten und Haarshampoo eher chaotisch als perfekt choreografiert auf schwarzem Untergrund verteilt – immer geht es um das handwerkliche „Basteln“ hinter der perfekten, glatten und kühlen Er- scheinung digitaler Produktfotografie. Gerade durch dieses künstlerische Aufbrechen bekann- ter visueller Strategien der Werbewelt werden Antje Peters Arbeiten bei C/O Berlin als raumgreifende Stillleben umgesetzt. Auf diese Weise balanciert ihre Präsentation der gerahm- ten Werke zwischen Schaufensterdekoration und Kunstinstallation.


Ausstellung




  • 13.07.2017 - 10.09.2017
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    C/O Berlin »

    Öffnungszeiten täglich . 11 bis 20 Uhr
    Eintritt 10 Euro . ermäßigt 5 Euro



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    C/O Berlin