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Ganz Wien. Eine Pop-Tour

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Nach allgemeiner Anschauung sicher nicht in Ordnung waren die wirklich alternativen Brutstätten der Popmusik in Wien. Neben dem San Remo in der Neubaugasse, das später als Camera Club in die Undergroundgeschichte der Stadt einging (hier trat u.a. der geniale Karl Ratzer mit seiner Band Slaves auf), war dies vor allem das legendäre Voom Voom in der Laudongasse. DJ-Kanzel, Stroboskop, Discokugel und eine untadelige Musikanlage machten das Lokal zum Hot Spot für eine „bunte Mischung, die von Künstlern, Musikern, Studenten und informierten Working-Class-Typen reichte“, so Edek Bartz, der zu den Mitbegründern zählte und dort als DJ die heißesten Tracks aus den USA unters Volk brachte. Gespielt wurden die Stones, Frank Zappa, James Brown oder Jimi Hendrix. „In der Wüste der Ignoranz und des Unwissens entstand so eine Oase der Coolness“, so Bartz. Die fortschrittlichste Pop-Formation Wiens dieser Zeit war zweifellos Novak's Kapelle, deren Auftritte eher provokanten Performances denn herkömmlichen Konzerten glichen.

Das Funkhaus als Katalysator
Mit Pionierarbeit und musikalischer Horizonterweiterung aufs Engste verbunden war auch das Funkhaus in der Argentinierstraße. Vor der Gründung von Ö3 im Jahr 1967 hatte es zwar immerhin die Sendung „Gut aufgelegt“ von Evamaria Kaiser gegeben, die als Promotorin junger Talente Beachtliches leistete. Doch erst die Gründung eines eigenen Jugendsenders sorgte für eine musikalische Durchlüftung in großem Stil. Dabei ging es nicht nur darum, die neueste internationale psychedelische Rockmusik zu vermitteln. Der ORF mutierte selbst zum Förderer, Initiator und Produzenten heimischer Pop-Acts. Marianne Mendts Hit „A Glock ́n, die 24 Stunden läut ́“ wurde von der späteren ORF-Big-Band aufgenommen; Radioredakteur Alfred Treiber regte die 4/7 Worried Men Skiffle Group zum Vertonen von Texten des Dichters Konrad Bayer an, woraus der erste große Dialekthit „Glaubst i bin bled“ resultierte; in der Jugendsendung Musicbox lief die Gründungshymne des Austropop, „Da Hofa“ von Wolfgang Ambros, im Dauerloop. Der Pioniergeist jener Jahre, der mit Namen wie Ernst Grissemann, André Heller, Wolfgang Kos u.v.a. verbunden ist, kehrte in den 90er-Jahren neuerlich zurück, als sich die Musicbox mit dem damaligen Redakteur Werner Geier zum Hip-Hop- Reservat wandelte und schließlich der Sender FM4 gegründet wurde. Der angloamerikanischen Folk-Kultur wiederum fehlte lange Zeit der passende Ort in Wien. Erst mit der Gründung des Golden Gate Clubs 1968, der bald auf den Namen Folkclub Atlantis umgetauft wurde, erhielten heimische Gruppen wie die populären Milestones, die 1972 mit dem Song „Falter im Wind“ den fünften Platz beim Eurovision Song Contest erreichten, ihre Bühne. Der Austrokanadier Jack Grunsky trat hier ebenso auf wie der Country-Blues-Musiker Al Cook. Im Folkclub Atlantis, der mehrmals seinen Ort wechseln musste, spielte Wolfgang Ambros erstmals seinen „Hofa“, und auch der „Watzmann“ feierte hier Premiere. Mit dem Song „Jonny reitet wieder“ wurden die Schmetterlinge zur wichtigsten „politischen“ Band der Wiener Szene.

Nicht weniger politisch, aber mit ganz anderen Methoden agierten die Hallucination Company mit Hansi Lang und dem jungen Falco sowie die Schockrocker Drahdiwaberl. Beide brachten in den späten 70er-Jahren das Hernalser Vergnügungszentrum (HVZ) mit theatralischen Freakshows zum Beben. Der Ort war geschichtsträchtig: 1868 unter dem Namen Etablissement Klein als Volkssängerbühne gegründet, übernahm der Jazzmusiker Hans Neroth 1959 die Location und funktionierte sie zur breitenwirksamen Entertainment-Bühne um. Man kam, um Heinz Conrads, Cissy Kraner oder Fritz Muliar zu sehen. Ab 1966 wurde eine neue Ära eingeläutet. Jeden Samstag Abend hieß es „sweet sweet sweet“, jeden Sonntag und Feiertag „beat beat beat“. Das Jugendmagazin MP jubelte: „Größenmäßig ist es das einzige Dancing Wiens, das durch seine sich dauernd abwechselnden Beat- und Soulgruppen zum Treffpunkt der tanzlustigen Jugend Wiens wurde.“ 1000 Besucher_innen pro Abend waren keine Seltenheit. Ende der 70er-Jahre wurde das Etablissement geschlossen, dann renoviert und vom ÖVP- nahen Kulturveranstalter Alf Krauliz unter dem Namen Metropol zur Kleinkunstbühne umgewandelt. Drahdiwaberl traten dort nicht mehr auf.

Mythische Orte: U4, Flex & Co
Mit Sicherheit der bis heute bekannteste und in punkto Undergroundkultur prägendste Ort Wiens ist das U4, das 1980 von Ossi Schellmann eröffnet wurde und der neuen Punk- und New Wave-Szene alle Freiheiten ließ. Falco war hier bekanntlich Stammgast, Blümchen Blau, Tom Pettings Herzattacken, Hansi Lang, Drahdiwaberl – sie alle gehörten zum Inventar. Geadelt wurde das U4 auch durch internationale Stars wie Einstürzende Neubauten, Sonic Youth, später Nirvana. Sogar die Soul- und Jazzsängerin Sade und Pop-Superstar Prince traten hier auf. Wer zur Szene gehören wollte, musste dabei sein (und an Türsteher Conny de Beauclair vorbei). Der Flamingo- Club am Montag (das erste Clubbing Österreichs!), Crossover-Veranstaltungen mit Kunst und Mode, die legendären U4-Feste: All das machte das U4 bis in die 90er-Jahre hinein zum „einzigen Nachtclub Österreichs mit internationaler Bedeutung“ (Ossi Schulmann).






  • 14.09.2017 - 25.03.2018
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    Dienstag bis Sonntag & Feiertag, 10 bis 18 Uhr
    Geschlossen: 1.1., 1.5. und 25.12.

     

     

    Eintritt: Erwachsene: 8 €. Ermäßigt 6 € (SeniorInnen, Wien-Karte, Ö1-Club, Menschen mit Behinderung, Studierende bis 27 Jahre, Lehrlinge, Präsenz- und Zivildiener, Gruppen ab 10 Personen) Kinder und Jugendliche unter 19 Jahre - Eintritt frei! Jeden ersten Sonntag im Monat für alle BesucherInnen - Eintritt frei!



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  • CHUZPE: LOVE WILL TEAR US APART, SINGLE, 1980 Privatsammlung Walter Gröbchen
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    Wien Museum
  • FRIEDENSREICH HUNDERTWASSER IM STROHKOFFER, 1953 Foto: Erich Lessing © Lessing / Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothe
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    Wien Museum
  • FALCO, 1985 Foto: Didi Sattmann
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    Wien Museum
  • DIE BAND GIPSY LOVE LIVE IN DER CAMERA, 1971 Privatsammlung Karl und Anna Ratzer
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    Wien Museum
  • GEORG DANZER ÜBERGIBT FRAU JOSEFINE HAWELKA DIE SINGLE JÖ SCHAU, 1975 Foto: Wolfgang Sos
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    Wien Museum