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Galerie Krinzinger

SECUNDINO HERNÁNDEZ One more time is good enough

Galerie Krinzinger

satz nach Robert Ryman: „Was das Gemälde ist, ist genau das, was man sieht.“ Das Bild besteht schlicht aus den Materialien wie Träger (Leinwand, Papier) und aufgetragener Farbe. Jeglicher Illusionismus wird zugunsten der faktischen Zweidimensionalität und malerischer Faktur unterbunden. Ryman hat sich aus Gründen der Neutralisierung auf die Nichtfarbe Weiß reduziert, die er behutsam auf das Textil der Leinwand oder ein anderes Trägermaterial des quadratischen Malereigrunds mit dem Pinsel aufträgt. So ist auch in Hernandez’ aktuellen weißen Wash Paintings dieser Ryman’sche Malereiaspekt evident. An manchen Stellen kommt die unbehandelte Leinwand hervor; das Gemälde ähnelt einem Mauerwerk, auf dem sich der Verputz gelöst hat. Das streng Minimalistische wird durch das Ruinöse relativiert. Man denke hierbei auch an Jean Dubuffet Mauer-Bilder. Die aktuellen dunklen Wash Paintings mit Grau-, Taubenblau- und Schwarztönen bilden das nächtliche Alter Ego zu den lichten weißen Bildern. Sie entwickeln eine schwarzromantische Atmosphäre, wie ein Schleier, der in eine transzendente Welt fließend geleitet. Wie auch die weißen Arbeiten sind sie vertikal ausgerichtet, strukturiert in den vermehrt senkrecht zusammengenähten Leinwandbahnen. Diese Bilder basieren auf einem dualistischen Moment von Destruktion und Konstruktion. Der Künstler verweigert hierbei die rein schöpferische Handschrift in Form der aufgeladenen Geste – als loaded brushstroke im Abstrakten Expressionismus manifest – und greift mit dem Hochdruckreiniger zu einem zerstörerischen und mehr auf dem Zufall basierenden Werkzeug, das seine zuvor gesetzten malerischen Spuren vernichtet, und schafft daraus ein neues Bild. Auch Jackson Pollock operierte mit dem geplanten Zufall in seinen Drip Paintings, indem er in einer gewissen Distanz zur Leinwand Lacke auf sie tropfte, im Unterschied zu Pinsel und Stift, die viel gesteuerter mit direktem Kontakt zum Bildträger eingesetzt werden können.

2007 stellte bereits Secundino Hernández das erste Mal in der Galerie Krinzinger aus, damals wurde er im Rahmen von Artist in Residence nach Wien eingeladen und präsentierte seine Gemälde in den Räumen der Krinzinger Projekte. Im Unterschied zu den rezenten abstrakten Arbeiten waren die damaligen Bilder stark figurativ geprägt, jedoch nicht im klassischen Sinne als Porträts oder realitätsbezogene menschliche Darstellungen, sondern figurative Kürzel wie Hände, Füße und Köpfe wuchsen aus informellen malerischen Flächen heraus. Groteske Anomalien entstanden, Persiflagen der surrealistischen Ecriture Automatique, karikierende Cadavre Exquis. Um 2010 löste sich das figurativ-abstrakt hybride System auf zugunsten eines mehr abstrakt kalligrafisch gestisch freien Zirkulierens und Schwebens auf dem Bildgrund, bei der sich Zeichnung und Malerei miteinander verbanden: grafische Kürzel, Kritzel mit Farbpatzern und Pinselstrichen. Sie allesamt ergaben ein quirlig dynamisches Flottieren im Bildraum. Manchmal wurden noch figurative Rudimente, comicartige Reste abgelagert. Fettglänzend schwarze Spuren wirken wie mit dem Filzstift gezeichnet, sie sitzen regelrecht auf der Oberfläche des Bildes, während die fein gezogenen Linien, Farbflecken und Pinselstriche in den Bildraum drängen. Die Ansammlung der zahlreichen Spuren und Formenkomplexe ähneln einer chosmischen Explosion im galaktischen Raum, die Malerei ist von der Gravitation entbunden, kennt keinen landschaftlichen Horizont mehr. Ausnahme ist ein größerer Werkblock von 2012/13, indem der Künstler noch strenge horizontale Farbstreifen eingezogen und somit den Bildern eine landschaftliche Dimension verliehen hat. Eines dieser kosmisch-dynamischen Bildraumkompositionen wurde in der Ausstellung Abstract Painting Now! in der Kunsthalle Krems 2017 präsentiert. Die Schau skizzierte einen Überblick der aktuellen internationalen Situation der ungegenständlichen Malerei. Das großangelegte Spektrum reichte von minimalistisch konstruktiven, über ornamentale bis hin zu gestisch prozessualen Positionen. Zeitlich umfasste die Ausstellung die 1970er-Jahre mit Gerhard Richter und Sigmar Polke begonnen bis hin zur aktuellen Generation mit Katharina Grosse und eben Secundino Hernández. Im Jahr zuvor traf ich erstmals auf ein Gemälde des spanischen Künstlers. Auf der Vienna Contemporary 2016 zeigte die Galerie Krinzinger ein opak-graues Bild mit informellen Spuren. In der Folge tauchte ich in Secundino Hernández malerischen Kosmos ein, der ein schillerndes Kaleidoskop der abstrakten Praxis darstellt. Grafisch-malerisch, pastos-reduziert, räumlich-flächig, hell-dunkel, Haut und Knochen, Destruktion und Konstruktion, Zufall und Planung, emotional sinnlich und kühlminimalistisch. (Text: Florian Steininger, Direktor, Kunsthalle Krems)






  • 20.05.2020 - 01.08.2020
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    SECUNDINO HERNÁNDEZ

    One more time is good enough

    Ort: Galerie Krinzinger, Seilerstätte 16, 1010 Wien
    Dauer: 20. Mai – 27. Juni 2020
    Öffnungszeiten: Di - Fr 12 - 18 Uhr, Sa 11 - 16 Uhr und gegen Voranmeldung unter: Tel +43 1 513 30 06 -11
    Eintritt frei



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