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Körperkultur

BADESZENEN Ritual, Entrüstung und Verführung

Körperkultur

machte das öffentliche und gemeinsame Bad zu einem äußerst beliebten gesellschaftlichen Vergnügen. Wenn möglich wurde mehrmals täglich gebadet. Wildbad und Badehaus waren gemeinsamer Treffpunkt von Männern und Frauen. Die damit verbundenen Liebesfreuden galten keineswegs als anstößig. Von der Kirche als Entgleisung der Moral abgelehnt, wurde das Badehaus erst durch die Ausbreitung der Syphilis im 15./16. Jh. verfemt und schließlich ganz verboten. In höheren Gesellschaftsschichten wich man in Privatbäder aus.

Claude Joseph Vernet (?), Badende Mädchen am Meeresufer, Öl/Lw, 49,8 x 73,8 cm, Residenzgalerie Salzburg Inv.Nr. 474

Der entblößte Körper

Der (weibliche) Akt, traditionell bislang ohne sexuelle Untertöne, wurde im Zuge der rigorosen Sittenlehre allmählich zu dem am stärksten geächteten und zugleich begehrtesten Motiv in der Kunst. Um „ihn“ keiner Provokation auszusetzen, musste „ihr“ Körper versteckt werden. Das Verbot, bestimmte Dinge zu sehen, erzwang ein neues Verhaltensmuster: die heimliche Befriedigung der Schaulust. Das Bildmotiv der Badenden bot eine gesellschaftlich akzeptierte Möglichkeit (weibliche) Nacktheit darzustellen. Teilweise oder völlig entblößt ist die Badenden dem „voyeuristischen“ Blick der Betrachter preisgegeben. Gebunden an antike und/oder alttestamentarische Figuren konnte das Motiv erotisch unterwandert werden.

Künstler: H.S. Beham, A. Dürer, W. Heimbach, J. König, C. v. Poelenburgh, C. d. Vos

Das Bad in Barock und Rokoko

war – zumindest für den Zweck der Reinigung – so gut wie nicht existent. Die Angst, der körperliche Kontakt mit Wasser mache krank, und die körperfeindliche Moral der Gegenreformation trugen dazu bei, dass man das Bad nach Möglichkeit mied. Noch im 18. Jh. übte man in der Körperhygiene größte Zurückhaltung. Gewaschen wurden die Hände, der Rest lediglich gepudert und parfümiert. Dennoch verfügte der Adel durchaus über Prachtbadezimmer, in denen man unter seinesgleichen blieb. Öffentlich praktiziert wurde das therapeutische Baden aus medizinischen Gründen. Gebadet wurde zwar gemeinsam, jedoch nicht mehr nackt. Nacktheit galt in öffentlichen Heilbädern als pöbelhaft. Unter diesen gesellschaftlichen Moralvorstellungen entwickelten sich die aus Mythologie und Bibel ins Erotische transformierten „Badeszenen“ zu einem beliebten Thema der Kunst.

Künstler: H. v. Balen, J. Brueghel d. Ä., J. de Momper, J. B. Pater, F. Solimena, C. J. Vernet, G. A. van Wittel; historische Toilettengarnitur

Im Boudoir

Die barocken Künstler verherrlichten in ihren Bildern die Verspieltheit des Lebens und den Charme der Welt. Profane Freizügigkeit präsentierte sich dem entzückten und vor allem begierigen Blick eines breiteren Publikums, das unzensiert konsumieren wollte. Das Ideal der „Demi-Vierge“ (Halbjungfrau – Jungfrau mit unkeuschen Gedanken) war typisch für das Rokoko. Man liebte die Genreszenen wie das Eindringen in das intime Boudoir der scheinbar überraschten Dame.

Künstler: G. C. Einmart d. Ä., G. Pecham, J. A. Watteau

Das heilige Wasser

bannt Unheil und Böses und mehrt Heil und Segen. Der Sinn einer kultischen Waschung besteht in der Reinigung, die über das Entfernen körperlichen Schmutzes weit hinaus geht und im Freiwerden von seelischer Unreinheit und Sünde besteht. Heilung von physischen und psychischen Krankheiten sowie der Erhalt eines „neuen“ Lebens werden ermöglicht. Die christliche Taufe entspricht dem Ein- bzw. Untertauchen in das Element Wasser als „regressus ad uterum“ (Rückkehr zum Uterus)

Künstler: C. d. Passe, F. X. J. Späth,

 

Biedermeier und Gründerzeit

Die Prüderie des 19. Jh. verwandelte das klassische Motiv der badenden Nymphe – akademisch gezähmt und entsexualisiert - zur bürgerlichen Zeitgenossin. Die Badekultur erreichte das Bürgertum: Waschschüssel konnten in jedem Raum aufgestellt werden. Erste Bidets, Waschtische mit Marmorplatten und Waschgeschirr aus Keramik stellten die etwas luxuriösere Variante des bürgerlichen Biedermeierhaushalts dar - mit Spiegeln versehene und mit Stoffen drapierte Toilettentische hielten Einzug in das Zimmer der Dame. Die ersten Badewannen, aus Holz oder Zink, waren ebenfalls mobil.

Künstler: R. v. Doblhoff, H. F. v. Königsbrunn, J. C. Reinhart, A. H. Riedel, H. Schlimarski, G. Seyfferth, F. G. Waldmüller; Waschservice 19. Jh.

Johanna Kandl (geb. 1954 Wien), Ohne Titel (Am Stausee), 2002, Eitempera/Holz, 170 x 234 cm, Lentos Kunstmuseum Linz, Inv. Nr. 1446

Die modernen Badenden








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  • Johanna Kandl (geb. 1954 Wien), Ohne Titel (Am Stausee), 2002, Eitempera/Holz, 170 x 234 cm, Lentos Kunstmuseum Linz, Inv. Nr. 1446
    Johanna Kandl (geb. 1954 Wien), Ohne Titel (Am Stausee), 2002, Eitempera/Holz, 170 x 234 cm, Lentos Kunstmuseum Linz, Inv. Nr. 1446
    Residenzgalerie Salzburg
  • Ferdinand Georg Waldmüller (1793 Wien – 1865 Hinterbrühl bei Mödling), Badende mit Hund an einem Waldteich, um 1830, Öl/Holz, 44 x 34 cm, Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein, Vaduz-Wien, Inv. Nr. GE 1602
    Ferdinand Georg Waldmüller (1793 Wien – 1865 Hinterbrühl bei Mödling), Badende mit Hund an einem Waldteich, um 1830, Öl/Holz, 44 x 34 cm, Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein, Vaduz-Wien, Inv. Nr. GE 1602
    Residenzgalerie Salzburg
  • Sitzbadewanne, 1894, Zinkblech getrieben und weich gelötet, mit Lack lasiert, Korb für Kohle, Holzsitz und Aschenlade sind nachgefertigt, Sammlung Laufen für historische Sanitärobjekte Gmunden
    Sitzbadewanne, 1894, Zinkblech getrieben und weich gelötet, mit Lack lasiert, Korb für Kohle, Holzsitz und Aschenlade sind nachgefertigt, Sammlung Laufen für historische Sanitärobjekte Gmunden
    Residenzgalerie Salzburg
  • August Heinrich Riedel (1799 Bayreuth – 1883 Rom), Badende Mädchen, Öl/LW, 41,5 x 34,5 cm, Oberösterreichische Landesmuseen, Schlossmuseum Linz Inv. Nr. 820-1-Ka-103
    August Heinrich Riedel (1799 Bayreuth – 1883 Rom), Badende Mädchen, Öl/LW, 41,5 x 34,5 cm, Oberösterreichische Landesmuseen, Schlossmuseum Linz Inv. Nr. 820-1-Ka-103
    Residenzgalerie Salzburg
  • Leo Putz (1869 Meran – 1940 Meran), Badende, 1914, Öl auf Leinwand, 45 x 40 cm, Neue Galerie Graz am Landesmuseum Joanneum, Inv. Nr. I/641, VBK 2009
    Leo Putz (1869 Meran – 1940 Meran), Badende, 1914, Öl auf Leinwand, 45 x 40 cm, Neue Galerie Graz am Landesmuseum Joanneum, Inv. Nr. I/641, VBK 2009
    Residenzgalerie Salzburg
  • Claude Joseph Vernet (?), Badende Mädchen am Meeresufer, Öl/Lw, 49,8 x 73,8 cm, Residenzgalerie Salzburg Inv.Nr. 474
    Claude Joseph Vernet (?), Badende Mädchen am Meeresufer, Öl/Lw, 49,8 x 73,8 cm, Residenzgalerie Salzburg Inv.Nr. 474
    Residenzgalerie Salzburg
  • Maurice Denis, Die Badenden, 1907, Leinwand, 129,5 x 196 cm, Städel Museum Frankfurt am Main, Inv.Nr. SG 178
    Maurice Denis, Die Badenden, 1907, Leinwand, 129,5 x 196 cm, Städel Museum Frankfurt am Main, Inv.Nr. SG 178
    Residenzgalerie Salzburg