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Emil Nolde Men

Emil Nolde Mensch - Natur - Mythos Aquarelle und Graphik im Berliner Kupferstichkabinett

Emil Nolde Men

Die Ausstellung zeigt auf 240 qm Aquarelle der Südsee-Serie von 1913/14, Blumen- und Porträtbilder sowie herausragende Druckgraphik aus der gesamten Schaffenszeit des Künstlers. Emil Nolde (1867-1956) zählt als ein Hauptvertreter des Expressionismus zu den bedeutendsten deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts.

 43,1 x 61 cm, Probedruck © Nolde Stiftung Seebüll bpk / Kupferstichkabinett, SMB Foto: Jörg P. Anders

Mit 110 Werken – darunter Aquarelle, Radierungen, Lithographien und Holzschnitte – gehört das Berliner Kupferstichkabinett nach der Nolde Stiftung Seebüll und dem Sprengel Museum Hannover zu den umfangreichsten öffentlich zugänglichen Nolde-Sammlungen. Die diesjährige Sommer-Ausstellung des Kupferstichkabinetts präsentiert in einem umfassenden Überblick über die wichtigsten Themen und Schaffens- phasen des Künstlers das bedeutende graphische Werk Emil Noldes zusammen mit seinen Aquarellen. Die Schau ist untergliedert in die Bereiche Lebensfreude, Bildnisse, See- und Hafenbilder, Städte und Landschaften, biblische Themen sowie Südseereise. Gemälde aus der Nationalgalerie und Plastik aus dem Ethnologischen Museum, Abt. Südsee, runden die eindrucksvolle Präsentation ab.

Heute werden in erster Linie farbenfrohe Aquarelle und Gemälde mit Darstellungen von norddeutschen Landschaften, Bauernhäusern, dem Meer und vital leuchtenden Blumen und Gärten mit dem Namen Emil Noldes in Verbindung gebracht. Dass der Künstler darüber hinaus ein exzellenter Graphiker war, der hervorragende Druckwerke zu schaffen wusste, ist dagegen weniger bekannt. Wie die meisten Expressionisten definierte auch Nolde die Darstellung der menschlichen Gestalt als Zentrum der Kunst. Am meisten faszinierte ihn dabei das einfache Landleben, das er als norddeutscher Bauernsohn von klein auf kennen gelernt hatte. Aber auch die Stadtmenschen interessierten den Künstler, der seit 1907 regelmäßig die Wintermonate in Berlin verbrachte. Die hier entstandenen Bilder zeigen insbesondere belebte Tanzlokale, Cafés und Varietés der Großstadt. Nolde interessierte sich in seinen Bildern jedoch immer für das gesamte Spektrum des menschlichen Daseins. Lebensfreude bedeutete für ihn, den Menschen in allen seinen Gegensätzlichkeiten und Lebenssituationen im Bild festzuhalten. Erklärtes Ziel war ihm die Darstellung des „Vollklanges von Leben und des menschlichen Seins“ (Nolde 1913). Noldes Vorliebe für Blumenbilder entstammt letztendlich nicht nur der Faszination an der Farbenpracht, sondern auch ihrer Symbolik zum menschlichen Dasein, das empor sprießt, erblüht, leuchtet, sich neigt, schließlich verwelkt und stirbt.

In den Bildnissen Noldes wird dieses Streben des Künstlers nach einer Darstellung des Wesentlichen durch eine meist kaum vorhandene äußere Ähnlichkeit mit der portraitierten Person offenbar. Ihm ging es stattdessen um die Erfassung einer inneren Ähnlichkeit. Er konzentrierte seine Bildnisse bald auf die Darstellung der Köpfe, die die gesamte Bildfläche ausfüllen, und verzichtete auf äußerliche Merkmale, wie Kleidung oder Attribute, die den gesellschaftlichen Rang des Dargestellten kennzeichnen könnten. Auf diese Weise wird eine emotionale Erfassung des Portraitierten möglich, die über die individuelle Persönlichkeit des Dargestellten hinausweist. Das Aquarell der Spanierin etwa verdeutlicht diese Auffassung des Typischen durch eine Charakterisierung mit dunklem Teint, schwarzem Haar und angedeuteter bunt leuchtender Kleidung, die eher allgemein für die jungen Frauen in Spanien stehen als für eine bestimmte Person.

Während eines längeren Aufenthaltes in Hamburg im Februar und März 1910 anlässlich seiner Ausstellung in der Galerie Commeter hatte Nolde Gelegenheit, sich täglich im Hafen der Hansestadt aufzuhalten und die Atmosphäre in See- und Hafenbildern auf Papier zu bannen. Wie besessen zeichnete er täglich mehrere Stunden teils mit Pinsel und Tusche, teils mit der Radiernadel direkt auf die Eisenplatte. Ihn scheinen dabei besonders die unruhige See, das ständige Auf und Ab und die instabile Position von rlin sitz. emitteilung Dampfern und Segelschiffen auf dem Wasser fasziniert zu haben, während Menschen kaum in Erscheinung treten. Es entstanden zahlreiche Radierungen, Holzschnitte, Tuschzeichnungen, aber auch Gemälde, die er in den darauffolgenden Monaten vollendete. Oft nutzte er streng reduzierte Bildzeichen als Chiffren für Bewegung und Körper. Die Ausdrucksspanne reicht von dunkelsten Farbflächen bis hin zur feinsten kleinteiligen Lineatur, wobei die Boote mit dem Meer zu verschmelzen scheinen.

Schon in früheren Jahren waren bei Aufenthalten in St. Gallen und Soest auch Stadtansichten entstanden. Diese zeugen in ihrer Detailgenauigkeit noch von einem vorsichtigen Suchen nach der eigenen Ausdrucksweise. Schon die in Hamburg entstandenen Ansichten der Petri- und Jacobikirche bringen jedoch eine Hinwendung zur Darstellung eher der inneren Stimmung des Künstlers, wie sie auch in den Hafenbildern deutlich geworden war. Seine regelmäßig in Berlin verbrachten Wintermonate nutzte er hingegen kaum zum Abbilden von Häuserzeilen oder Straßenzügen der Großstadt. Stattdessen vollzog sich schon früh in seinen gemalten Landschaften eine Hinwendung zum expressiven Ausdruck von Emotionen und inneren Befindlichkeiten. Tiefe Naturverbundenheit und seine Liebe zur nordfriesischen Heimat lassen das wahrgenommene Naturbild bei Nolde zu den berühmten vibrierenden Seelenlandschaften werden.


Ausstellung






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  • Emil Nolde Tingel-Tangel II., 1907
Farblithographie, Tusche, Pinsel, dreifarbig (Dunkelblau, Rot, Violett), Bild: 32,5 x 48,5 cm, Blatt: 43,1 x 61 cm, Probedruck © Nolde Stiftung Seebüll
bpk / Kupferstichkabinett, SMB
Foto: Jörg P. Anders
    Emil Nolde Tingel-Tangel II., 1907 Farblithographie, Tusche, Pinsel, dreifarbig (Dunkelblau, Rot, Violett), Bild: 32,5 x 48,5 cm, Blatt: 43,1 x 61 cm, Probedruck © Nolde Stiftung Seebüll bpk / Kupferstichkabinett, SMB Foto: Jörg P. Anders
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  • Gruppe von Frauen mit Kindern am
Strand (Melanesien), 1914
Aquarell und Pinsel in Schwarz, dünnes
Japanpapier, 44,9 x 35,4 cm
© Nolde Stiftung Seebüll
bpk / Kupferstichkabinett, SMB
Foto: Jörg P. Anders
    Gruppe von Frauen mit Kindern am Strand (Melanesien), 1914 Aquarell und Pinsel in Schwarz, dünnes Japanpapier, 44,9 x 35,4 cm © Nolde Stiftung Seebüll bpk / Kupferstichkabinett, SMB Foto: Jörg P. Anders
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  • Emil Nolde Mädchen mit Zöpfen, um 1920
Aquarell, Pinsel, Tusche, Japanpapier, 48,5
x 35 cm © Nolde Stiftung Seebüll bpk / Kupferstichkabinett, SMB Foto: Volker-H. Schneider
    Emil Nolde Mädchen mit Zöpfen, um 1920 Aquarell, Pinsel, Tusche, Japanpapier, 48,5 x 35 cm © Nolde Stiftung Seebüll bpk / Kupferstichkabinett, SMB Foto: Volker-H. Schneider
    Staatliche Museen zu Berlin
  • Rote Blüten (Hibiscus und Bougainvil-
lea), 1914 Aquarell und Pinsel in Schwarz, dünnes
Japanpapier, 46 x 33,5 / 34,4 cm
© Nolde Stiftung Seebüll bpk / Kupferstichkabinett, SMB Foto: Jörg P. Anders
    Rote Blüten (Hibiscus und Bougainvil- lea), 1914 Aquarell und Pinsel in Schwarz, dünnes Japanpapier, 46 x 33,5 / 34,4 cm © Nolde Stiftung Seebüll bpk / Kupferstichkabinett, SMB Foto: Jörg P. Anders
    Staatliche Museen zu Berlin
  • Bildnis eines Mannes aus Melanesien mit weiß bemalter Stirn und Blütenschmuck im Haar, 1913/14
Aquarell und Deckweiß, hellbraunes Reispa-
pier, 49,1 x 37,3 cm © Nolde Stiftung Seebüll
bpk / Kupferstichkabinett, SMB Foto: Reinhard Saczewski
    Bildnis eines Mannes aus Melanesien mit weiß bemalter Stirn und Blütenschmuck im Haar, 1913/14 Aquarell und Deckweiß, hellbraunes Reispa- pier, 49,1 x 37,3 cm © Nolde Stiftung Seebüll bpk / Kupferstichkabinett, SMB Foto: Reinhard Saczewski
    Staatliche Museen zu Berlin