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Franz Ackerman

Franz Ackermann

Franz Ackerman

Das Haus am Strand und wie man dorthin gelangt, Eine Nacht in den Tropen, Nah­erholungsgebiet oder Terminal - die Ausstellungstitel des 1963 in Neumarkt-St.Veit geborenen Künstlers Franz Ackermann verweisen immer wieder nachdrücklich auf das Reisen und damit im Grunde auf eine existentielle Grunderfahrung des heutigen Menschen.

Seit einem frühen Hongkong-Aufenthalt 1991, vielleicht bereits mit dem Wegzug aus seiner oberbayrischen Heimat, ist das Reisen essentieller Teil von Ackermanns künstle­rischer Praxis. Die private Erfahrung des Aufbruchs, des Unterwegs-Seins und der Passage durch Raum und Zeit trifft sich in seinem Werk mit aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen von Globalisierung und internationalem Tourismus, Mobilität und Migration. In der inhaltlichen Überlagerung bilden sie eine intellektuelle Grundlage für ein künstle­risches Œuvre, das sich in umfangreichen Foto- und Zeichnungsserien, grossformatigen Bildern, Architekturmodellen sowie raumgreifenden multimedialen Inszenierungen aus­formuliert. Während die seit Jahrhunderten unstillbare Sehnsucht nach immer exoti­scheren Destinationen, während der Wunsch nach Erholung oder die Lust auf Abenteuer zum wiederkehrenden Ritual bzw. zum Markenzeichen einer globalen Freizeitindustrie werden, greift Ackermann diese privaten Motivationen auf und integriert sie in den eigenen Schaffensprozess, indem er sich ganz konkret auf Reisen begibt.

Ausgangspunkt für Ackermanns Schaffen bilden die auf seinen Reisen entstandenen Zeichnungen, die „Mental Maps". Als „gedankliche Landkarten" bezeichnet er seine kleinformatigen Arbeiten auf Papier, in denen sich subjektive Wahrnehmung mit karto­graphischer Neugierde verbindet zu einem „Markieren eines Territoriums, das im Realen gründen mag und sich dennoch unweigerlich in den vielfachen Verästelungen einer ima­ginären Geographie auflöst" (Joshua Decter). In seinen Zeichnungen nimmt die Erfahrung vom Unterwegs-Sein unmittelbar Form an, entstehen sie doch in Hotelzimmern, gleich­sam um sich die eigene Erfahrung des Ortes zeichnerisch einzuschreiben. Spektakuläre Architekturen und waghalsige Raumfluchten evozieren fiktive Topographien, die in ihrer äusseren Form an Science-Fiction-Fantasien erinnern und sich irgendwo zwischen real Gesehenem und gedanklich Konstruiertem ansiedeln.

Franz Ackermann Installation im Kunstmuseum St.Gallen, 2006

Auch die Gemälde, die so genannten „Evasionen", oszillieren zwischen Versatzstücken der Realwelt und Science Fiction. Sie bestechen durch ihr riesiges Format, mehr noch durch den unwiderstehlichen Sog ihrer strahlenden Farbfelder und vielfältig aufgesplit­terten Formen. Es sind im Grunde hybride Strukturen, Synthesen einer in multimedialen Wirklichkeiten und kunsthistorischen Bildtraditionen gründenden Seherfahrung. Vor allem aber sind sie ein „Spektakel" - gleichermassen bezogen auf die Geschichte der Malerei wie auf die Welt um uns herum. Denn als Quellen dienen Ackermanns Malerei nicht nur die Tradition des Tafelbildes in seiner Konvention eines „Fensters zur Welt", vielmehr beziehen sie sich auf eine breite visuelle Kultur, die neben den klassischen Bild­gattungen die gesamte Visualität der Gegenwart umfasst; die Zeichen globaler Kommu­nikation, die Signaletik urbaner Metropolen oder die unentrinnbaren Versprechungen weltumspannender Werbebotschaften.

Franz Ackermann Home, home again, 2006

Zusammen mit Zeichnungen und Fotografien bilden die Gemälde Teil eines offenen künstlerischen Systems, worin sich die einzelnen Werkaspekte wie Teile eines umfassen­den Netzwerks stets neu verbinden und in den Ausstellungen zu vielschichtigen raum­greifenden Erlebnis- und Wahrnehmungsräumen auf Zeit verdichten. Dabei treffen nicht nur zweite und dritte Dimensionen aufeinander: Zwischen realen Erlebnissen und Kopf­reisen pendelnd, verweisen Ackermanns Installationen, Zeichnungen und Gemälde auf ein permanentes (gedankliches) Unterwegs-Sein, das sich immer wieder in der realen Welt verortet: Sie schaffen im Kunstmuseum St.Gallen einen der selten glücklichen Momente, wo „Zeit und Leben, Subjektbegriffe keine Klischees mehr sind, sondern eine finale Emanzipation. Noch dazu entideologisiert...." (Franz Ackermann).

Franz Ackermann Der Treffpunkt, 2004

2004 war Franz Ackermann erstmals im Kunstmuseum St.Gallen zu Gast in der themati­schen Ausstellung „Global World / Private Universe". Nach Ausstellungsbeteiligungen, u. a. den Biennalen von Venedig (2003) und Lyon (2005), sowie zahlreichen Einzelpräsen­tationen in bedeutenden Museen weltweit wie im Stedelijk Museum, Amsterdam, im Castello di Rivoli, Turin, im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid, im Kunstmuseum Wolfsburg oder in der Pinakothek der Moderne, München, wird der Künstler nun eigens für die Obergeschossräume des Kunstmuseums St.Gallen eine um­fassende, mehrteilige Installation entwickeln, die nicht nur die Sinne betört, sondern mehr noch den Geist schärft.

Es gibt diesen Aspekt der Malerei, der eindeutig Zweidimensionalität klären muss, aber diese Verortung, diese Rekontextualisierung schien mir wichtig, um den Ereignisraum, den Ausstellungsraum neu zu bewerten oder zumindest anders zu bewerten ohne Angst davor zu haben, dass auch so etwas wie ein Erlebnisraum werden könnte.
Franz Ackermann


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