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Hans Brühlmann

Hans Brühlmann (1878-1911): Bilder und Zeichnungen

Hans Brühlmann

Im 29. September 1911 nimmt sich Hans Brühlmann mit einer Kugel das Leben; er ist erst 33 Jahre alt. Zwei Jahre unsäglichen Leidens liegen hinter ihm, verursacht von einer damals noch unheilbaren Krankheit, der Syphilis, die viele bedeutende Köpfe in den Wahnsinn und den Tod trieb. Der unerwartete Verlust eines so hochbegabten jungen Malers, den viele für eine der grossen Hoffnungen der modernen Kunst halten, erschüttert die Kunstwelt; Gedenkausstellungen finden nicht nur in Zürich und Basel, sondern auch in Hagen, Köln, München und Berlin statt. Dann wird es still um diesen Künstler und sein Werk gerät mehr und mehr in Vergessenheit.

Selbstbildnis mit heller Mütze, 1908-09  Öl auf Karton, 32 x 28 cm  Privatbesitz

Wer war Hans Brühlmann? Geboren 1878 in Amriswil im Thurgau als Sohn eines Pfarrers und einer Fabrikantentochter, geht er auf Rat seines ersten künstlerischen Mentors, des Landschafters Hermann Gattiker, 1899 nach Stuttgart, um dort die Königliche Kunstschule, die spätere Akademie, zu besuchen. Mit anderen Hochbegabten wie Karl Hofer und Hermann Haller, mit denen er sich anfreundet, zählt er bald zur Elite dieser renommierten Ausbildungsstätte. Der charismatische Adolf Hölzel, der die Abschlussklasse leitet, soll ihn gar wie keinen anderen Schüler geschätzt haben. Eine Reise nach Italien 1906 lässt Brühlmann die Malerei von Giotto und Fra Angelico entdecken; ein längerer Aufenthalt 1908 in Paris öffnet ihm die Augen für die Moderne, insbesondere für Puvis de Chavannes und Cézanne. Zwei Aufträge für monumentale Wandbilder in Pfullingen und Stuttgart, die ihm 1907/08 sein Lehrer Hölzel vermittelt, bringen ihm erste Lorbeeren ein. Erste Einzelausstellungen 1909 in Winterthur und Stuttgart rufen dagegen noch mehrheitlich Missfallen hervor.

Ende 1909 bricht die verhängnisvolle venerische Krankheit aus, die sich Brühlmann sechs Jahre zuvor zugezogen hat; er fällt in geistige Umnachtung und muss monatelang hospitalisiert werden. Dennoch beginnt er schon bald wieder zu malen und zu zeichnen, allerdings mit der linken Hand, da die rechte gelähmt ist. Stil und Motivwelt unterscheiden sich nun so stark von seinem früheren Schaffen, dass man hinter diesen Bildern fast eine andere Künstlerpersönlichkeit vermuten könnte. Im Sommer 1910 ist Brühlmann so weit wiederhergestellt, dass er mit seiner Frau Nina ein paar Wochen in Vättis im Taminatal verbringen kann. Hier zeichnet er mit Bleistift eine Vielzahl expressiver Landschaften, die wahre Meisterleistungen der modernen Zeichenkunst sind.

Den Auftrag, für das neue Zürcher Kunsthaus drei Wandbilder zu malen - gleich schräg gegenüber von Hodlers monumentaler Mehrfigurenkomposition -, muss er dagegen seiner geschwächten Gesundheit wegen ablehnen, desgleichen die ehrenvolle Berufung als Professor an die Düsseldorfer Kunstschule. Den Sommer 1911 will er erneut in Vättis verbringen; ein schwerer Krankheitsrückfall zwingt ihn jedoch, vorzeitig nach Stuttgart zurückzukehren, wo er sich in seiner Verzweiflung das Leben nimmt.

„Der einzige Weg, vorwärts zu kommen, ist der Weg nach innen", schrieb Brühlmann einmal; er könne sich nie denken, „etwas anderes zu tun als das, wozu die innere Notwendigkeit mich treibt". So beherzigenswert dieser Vorsatz ist, er zwingt den Künstler auch, seinen Weg ganz alleine zu gehen, ohne den Rückhalt einer Gruppe und ohne sich durch das Schaffen anderer bestätigt zu fühlen. Einflüsse von aussen lassen sich zwar auch bei Brühlmann feststellen, vor allem in der Frühzeit; im Grunde aber war und blieb er ein Einzelgänger, dessen Werk kunsthistorisch schwer zu fassen ist. Am wohlsten fühlte er sich bezeichnenderweise in der freien Natur, vor allem in den Bergen, und so wurde denn die Landschaft zu seinem bevorzugten Bildthema. Brühlmann war aber auch ein vorzüglicher Stilllebenmaler und ein äusserst einfühlsamer Porträtist.

Das Schaffen dieses Künstlers des frühen 20. Jahrhunderts kann nun in einer Ausstellung, welche von Dr. Rudolf Koella, Zürich, im Auftrag der Fondation Saner in Studen bei Biel erarbeitet wurde, wiederentdeckt werden. Die Ausstellung, die rund 35 Gemälde und circa 30 Werke auf Papier umfasst, ist auch deshalb in Baden zu sehen, weil die ehemaligen Bewohner der Villa Langmatt, Sidney und Jenny Brown, für ihre Sammlung schon früh drei Werke von Hans Brühlmann erworben haben.

Für weitere Auskünfte wenden Sie sich bitte an Dr. Rudolf Velhagen,

Direktor Museum Langmatt, +41 56 200 86 70, velhagen@langmatt.ch

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen: Hrsg. Rudolf Koella, Hans Brühlmann (1878-1911), mit Texten von Matthias Frehner, Rudolf Koella und einer Anthologie zeitgenössischer Stimmen,

136 Seiten, 50 farbige und 65 s/w-Abbildungen,

22 x 24 cm, gebunden, Verkaufspreis im Museum Langmatt: CHF 48.--

(für Freunde Museum Langmatt CHF 43.--).

Öffentliche Führungen:

Mi, 27. Mai, 12:15 Uhr (Dr. Rudolf Koella), So, 7. Juni 11:00 Uhr (Dr. Rudolf Koella), Mi, 17. Juni 12:15 Uhr (Anita Gurtner), Mi, 24. Juni 12:15 Uhr (Dr. Daniela Nieden), So, 28. Juni 11:00 Uhr (Katja Herlach)

Weitere Informationen zum Museum Langmatt: www.langmatt.ch

Die Ausstellung „Hans Brühlmann" wird unterstützt von:

Freunde Museum Langmatt, Club Langmatt, Josef und Margrit Killer-Schmidli-Stiftung, Baden, Stadtcasino Baden AG

Hauptsponsor Museum Langmatt: ABB, Co-Sponsoren Museum Langmatt: Axpo Holding AG,

Neue Aargauer Bank


Ausstellung






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  • Selbstbildnis mit heller Mütze, 1908-09 Öl auf Karton, 32 x 28 cm Privatbesitz
    Selbstbildnis mit heller Mütze, 1908-09 Öl auf Karton, 32 x 28 cm Privatbesitz
    Stiftung Langmatt
  • Zwei stehende Frauen unter Bäumen, 1910 
ÖI auf Karton, 23.8 x 18.3 cm Fondation Saner, Studen
    Zwei stehende Frauen unter Bäumen, 1910 ÖI auf Karton, 23.8 x 18.3 cm Fondation Saner, Studen
    Stiftung Langmatt
  • Zinnien vor Buntem Tuch, 1909  Öl auf Karton, 39.5 x 48.2 cm Fondation Saner, Studen
    Zinnien vor Buntem Tuch, 1909 Öl auf Karton, 39.5 x 48.2 cm Fondation Saner, Studen
    Stiftung Langmatt