• Menü
    Stay
Schnellsuche

»Porträt Wally

»Porträt Wally« kommt nach Wien zurück

»Porträt Wally

Dieses Gemälde (»Bildnis Wally« von Egon Schiele) war persönliches Eigentum von Lea Bondi Jaray, einer jüdischen Kunsthändlerin in Wien, die 1939 nach London floh, wo sie 1969 verstarb. Das Gemälde wurde 1998-2010 Gegenstand eines Gerichtsverfahrens in New York City, nachdem es das Leopold Museum 1997 als Teil einer Ausstellung von Schieles Werken aus der Sammlung des Leopold Museums dem Museum of Modern Art in New York (MoMA) geliehen hatte. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika strengte 1999 eine zivilrechtliche Einziehungsklage in New York an und behauptete, dass das Gemälde seinerzeit während der nationalsozialistischen Zeit von einem Nazi namens Friedrich Welz von Lea Bondi Jaray gestohlen und 1997 unter Verletzung von US-Recht vom Leopold Museum eingeführt worden sei. Der Nachlass von Lea Bondi Jaray machte im Rahmen des Verfahrens einen Anspruch auf das Gemälde geltend; und die US-Regierung erklärte sich damit einverstanden, dass man nach Einziehung des Gemäldes alle Eigentumsrechte hieran an den Nachlass übertragen werde. Auf Grundlage des Beweismaterials, das im Rahmen dieser Sache vorgelegt wurde, kam die Lokalabteilung des Bundesgerichts (United States District Court) in New York 2009 zu dem Schluss, dass das Gemälde persönliches Eigentum von Lea Bondi Jaray sei und
dass Friedrich Welz, der ein Mitglied und Kollaborateur der Nazi-Partei gewesen war, sich das Werk im Wien der späten 1930er Jahre widerrechtlich angeeignet habe. Das Gericht stellte fest, dass das Gemälde nach dem Krieg von Welz durch die US-Streitkräfte in Österreich konfisziert und 1947 zusammen mit anderen Gemälden, die Welz von Dr. Heinrich Rieger erhalten hatte, einem jüdischen Kunstsammler, der dem Holocaust seinerzeit zum Opfer gefallen war, an das österreichische Bundesdenkmalamt (BDA) übergeben worden war. 1950 übergab das Bundesdenkmalamt Kunstwerke an einen Vertreter der Rieger-Erben, so auch das besagte Gemälde. Im späteren Verlauf des Jahres verkauften die Rieger-Erben ihre Werke an die Österreichische Galerie (»Belvedere«),
wobei das Gemälde Teil des Lieferumfangs war. 1954 kam ein Geschäft zwischen dem Belvedere und Dr. Rudolf Leopold zustande, bei dem Dr. Rudolf Leopold das Gemälde erwarb. 1994 überließ Dr. Leopold das Gemälde dem Leopold Museum. Im Anschluss an die gerichtliche Feststellung dieser Streitpunkte, wurde die Sache 2010 von der USRegierung, dem Nachlass und dem Leopold Museum endgültig beigelegt. Das Leopold Museum erklärte sich bereit, dem Nachlass einen erheblichen Betrag zu bezahlen; im Gegenzug ist der Nachlass dazu verpflichtet, den Besitzanspruch auf das Gemälde zugunsten des Leopold Museums aufzugeben. Die US-Regierung verpflichtete sich, die
Einziehungsklage abzuweisen und das Gemälde an das Leopold Museum freizugeben.

Der Fall Wally

9. Oktober 1997: Im Museum of Modern Art (MoMA) in New York wird die größte Schiele-Ausstellung, die je in den USA gezeigt wurde, eröffnet. Unter dem Titel »Egon Schiele: The Leopold Collection, Vienna« sind bis 4. Jänner 1998 152 Werke aus der Sammlung Leopold zu sehen.

24. Dezember 1997: Rudolf Leopold wird in einem Artikel der »New York Times« beschuldigt, in seiner Sammlung Bilder mit »schwieriger Vergangenheit« zu haben.

7. Jänner 1998: Die in der Ausstellung gezeigten Bilder »Bildnis Wally« und »Tote Stadt III« werden nach Ausstellungsende vom New Yorker Staatsanwalt Robert Morgenthau als »Diebsgut« beschlagnahmt, nachdem Henry Bondi und Rita Reif Ansprüche auf die Bilder gestellt haben.

22. Jänner 1998: Das MoMA erhebt einen formalen Einspruch gegen die Beschlagnahme der Bilder. Mit dem Fall befasst ist Laura E. Drager, Richterin des Obersten New Yorker Gerichtshofes. Parallel dazu beginnt eine Grand Jury in nichtöffentlicher Sitzung mit der Erörterung der inhaltlichen Fragen der Causa.

Frühjahr 1998: Immer mehr Dokumente zur Provenienz der beschlagnahmten Bilder werden zugänglich. Die Leopold Museum Privatstiftung zeigt sich »optimistisch«, da aus den nun vorliegenden Akten hervorgehe, dass es beim Erwerb durch Leopold zu keiner strafrechtlich relevanten Handlung gekommen sei.

10. April 1998: Der Erbschein, der die Familie Reif als Erben Fritz Grünbaums ausweist, wird in Berlin eingezogen, »da er die Erbfolge falsch ausweist«. Damit hatte die Familie Reif keinen Anspruch auf das Bild »Tote Stadt«.

13. Mai 1998: Drager hebt die Beschlagnahme von »Bildnis Wally« und »Tote Stadt III« auf. In ihrem Urteil begründet sie dies mit der Anwendbarkeit des Arts and Cultural Affairs Law (ACAL), das Bilder ausländischer Verleiher vor jeder Art der Beschlagnahme schütze.

13. Juli 1998: Morgenthau bringt Berufung bei der Appellate Division des New Yorker Supreme Court ein. Dabei bringt er vor, dass das ACAL auf Grund des strafrechtlichen Charakters des Falls gar nicht anwendbar sei. Außerdem müsse das MoMA beweisen, dass die Leopold Foundation keinen Gewinn aus der Ausstellung gezogen habe. Weiters müssten der Grand Jury die Bilder selbst als Beweismaterial zur Verfügung stehen, Fotos genügten dafür nicht.

16. März 1999: Das New Yorker Berufungsgericht entscheidet, dass die Beschlagnahme der Schiele-Bilder rechtskonform ist. Die Bilder bleiben in New York.

25. Juni 1999: Das MoMA bringt eine weitere Berufung beim Court of Appeals in New York ein.


Presse






Neue Kunst Nachrichten
SaloneSatellite Award 2024:
The jury selected the four projects from more than one...
Art Düsseldorf 2024 zieht
Mit ihrer sechsten Ausgabe etabliert sich die Art Düsseldorf...
ÜBERGABE DES 1. ELFRIEDE-
Am Samstag, den 13. April 2024 übergab Charlotte Gohs, den 1...
Meistgelesen in Nachrichten
Masterpieces from  

London, 6th July 2016 – Over the last two days, at

Das Müllerfenster  

Nur die Schutzheilige des Berufsstandes stammt

Armin Scheid bei F.  

In den Gemälden von Armin Scheid versammeln sich

  • Egon Schiele (1890-1918) Bildnis Wally Neuzil, 1912 Öl auf Holz 32,7 x 39,8 cm
Leopold Museum Wien, Inv. 453
    Egon Schiele (1890-1918) Bildnis Wally Neuzil, 1912 Öl auf Holz 32,7 x 39,8 cm Leopold Museum Wien, Inv. 453
    LEOPOLD MUSEUM