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Der Göttervater kehrt zurück 16. Mai 2017

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Dank einer großzügigen privaten Spende aus dem Namensfonds bei der Stiftung Pro Sanssouci in memoriam Dr. Hans- Dieter Loest kann die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) den Nachguss eines Jupiter-Kopfes im westlichen Hain am Orangerieschloss im Potsdamer Park Sanssouci aufstellen. Damit wird das historische Figurenprogramm der Orangerieterrassen weiter vervollständigt.

Der Jupiter-Kopf wurde wahrscheinlich 1864 im Zuge der Gestaltung der Terrasse mit Ahornhain im Auftrag König Wilhelms I. von Preußen (1797-1888, Regent seit 1858) aufgestellt. Es handelte sich um die galvanoplastische Nachbildung einer bei Otricoli (Umbrien) gefundenen antiken Büste des Göttervaters Jupiter. Anders als die kürzlich restaurierte Büste der Juno Ludovisi an der Nordseite des Orangerieschlosses ging dieser Jupiter-Kopf Mitte des 20. Jahrhunderts jedoch verloren. Der Nachguss wurde deshalb nach einem historischen Gips aus der Sammlung Antiker Plastik der Freien Universität Berlin in Bronze ausgeführt.

Die Terrassenanlage am Orangerieschloss
Als Teil der zwischen 1854 und 1870 im Stil der Neorenaissance angelegten Terrassenanlage entstand 1864 an der Westseite des Südwest-Pavillons des Orangerieschlosses ein Hain mit regelmäßig gepflanzten Ahornbäumen. Er wurde 2010 durch die Gartenabteilung der SPSG nach einem als Schwarz-Weiß-Fotografie überlieferten Gartenplan von Peter Joseph Lenné (1789-1866) wiederhergestellt, den Johann Gustav Heinrich Meyer (1816-1877) gezeichnet und Theodor Nietner (1822-1894) 1882 im „Gärtnerischen Skizzenbuch“ (Tafel VIII) publiziert hatte.

An der Südseite des Haines befindet sich ein hohes Büstenpostament aus rotbraunem Granit, das die Frage nach dem dort fehlenden Bildwerk aufwarf: Aus der Kombination mehrerer Quellen ließ sich nun mit großer Wahrscheinlichkeit schließen, dass hier 1864 beim Anlegen des Haines eine Nachbildung des überlebensgroßen antiken Kopfes des Göttervaters Jupiter aufgestellt wurde, der 1775 bei Ausgrabungen im Auftrag des Papstes Pius VI. (1717-1799) bei Otricoli (Umbrien) gefunden wurde.
         
Mit der Anlage des Haines und der Aufstellung des Jupiter-Kopfes wird Wilhelm I. der Intention seines 1861 verstorbenen Bruders Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) gefolgt sein, der den Entwurf der Gesamtanlage maßgeblich geprägt und schon vor 1844 eine entsprechende Büste beauftragt hatte.

Die Jupiter-Büste
Die Erwähnung des Auftrages im Katalog der Ausstellung der Königlichen Akademie der Künste in Berlin von 1844 bietet darüber hinaus weitere Informationen: „Eine colossale Büste des Jupiter, galvanoplastisch in Kupfer niedergeschlagen u. dann auf demselben Wege mit Bronze belegt (Allerhöchste Bestellung Seiner Majestät des Königs.)“. Eingereicht hatte sie „Eugen Freiherr von Hackewitz … Inhaber u. Begründer des galvanoplastischen Instituts“… in Berlin.“

Diesen Angaben zufolge war die Büste „colossal“, also überlebensgroß. Dann weist die Bezeichnung des höchsten Gottes der antiken Mythologie mit dem römischen Namen „Jupiter“ auf die italisch-römische Herkunft hin, weshalb für die Büste am Orangerieschloss künftig diese Bezeichnung – entgegen dem modern üblichen Terminus „Zeus von Otricoli“ – angewandt werden soll. Darüber hinaus sind die Materialangaben aufschlussreich. Die Galvanoplastik war damals eine neue Technologie zur Vervielfältigung von Bildwerken, die auf elektrochemischem Wege in Kupfer erfolgte. Das Ergebnis war eine preiswertere, künstlerisch dennoch überzeugende Wiedergabe des originalen Vorbilds, die allerdings ihrer Dünnwandigkeit wegen empfindlich und weniger haltbar war. Überdies war das Stück galvanisch bronziert, um die Wirkung eines Bronzebildwerks zu erzielen. Die Galvanoplastik des Jupiter ist ein gutes Beispiel für durch königliche Aufträge geförderte technische Neuerungen, die die Bildhauerkunst breiteren Schichten zugänglich machen sollten.

Erst der Kunsthistoriker Hans Huth (1892-1977) benennt den Kopf an der Orangerie in seinem 1923 erschienenen Katalog „Der Park von Sanssouci“ erstmals als „Zeus von Otricoli“ und lieferte damit unter den möglichen antiken Darstellungen des Jupiter/Zeus eine klare Zuordnung zum antiken Vorbild, die in Verbindung mit dem Akademiekatalog von 1844 zur Identifikation der im Ehrenhain aufgestellten Plastik herangezogen werden kann.

Die Darstellung des Jupiter und auch die der antiken Juno Ludovisi, ebenfalls eine galvanoplastische Nachbildung auf der Nordseite des Orangerieschlosses, sind wesentliche Bestandteile eines ikonographischen Programms, das die gesamte Garten- und Terrassenanlage am Orangerieschloss umfasst. Während die Juno erhalten blieb und kürzlich restauriert werden konnte, ist der Jupiter-Kopf seit der Mitte des 20. Jahrhunderts verloren.

Der Nachguss
Das antike Vorbild in den Vatikanischen Museen in Rom hat vielfach Eingang in die Gipsabguss-Sammlungen verschiedener Universitäten gefunden, u.a. ist ein älterer Gips in der Abguss-Sammlung Antiker Plastik der Freien Universität Berlin erhalten. Dankenswerterweise hat der Leiter der Sammlung, PD Dr. Lorenz Winkler-Horacek gestattet, dass dieses Exemplar als Grundlage für einen Nachguss dienen konnte.

Da aber eine Galvanoplastik witterungsanfällig ist und der Jupiter ausdrücklich als bronziert beschrieben wurde, entschied sich die SPSG für einen widerstandsfähigeren Nachguss in Bronze mit der entsprechenden Patina. Zur Vorbereitung des Gusses wurde der Berliner Gipsabguss im Sinne einer stärkeren Annäherung an das vatikanische Original durch den Restaurator Roland Will (SPSG) noch einmal überarbeitet.






  • 17.05.2017
    Presse »

    Der Göttervater kehrt zurück

    Treffpunkt: Orangerieschloss (Mittelbau/Haupteingang), Park Sanssouci, An der Orangerie 3-5, 14469 Potsdam



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  • Auf dem Sockel: Büste des "Jupiter von Ortricoli". Foto: SPSG/Marius Porstendörfer
    Auf dem Sockel: Büste des "Jupiter von Ortricoli". Foto: SPSG/Marius Porstendörfer
    Stiftung Preußische Schlösser und Gärten
  • Seitenblick: Büste des "Jupiter von Otricoli" am Orangerieschloss". Foto: SPSG/Marius Porstendörfer
    Seitenblick: Büste des "Jupiter von Otricoli" am Orangerieschloss". Foto: SPSG/Marius Porstendörfer
    Stiftung Preußische Schlösser und Gärten
  • Noch in der Werkstatt: Bronze-Nachguss der Büste des "Jupiter von Otricoli". Foto: SPSG/Sven Hannemann
    Noch in der Werkstatt: Bronze-Nachguss der Büste des "Jupiter von Otricoli". Foto: SPSG/Sven Hannemann
    Stiftung Preußische Schlösser und Gärten