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Der Musenberg

Der Musenberg sprudelt wieder: Parnass-Skulpturengruppe im Hofgarten Veitshöchheim restauriert

Der Musenberg

Die Restaurierung des Parnass im Hofgarten Veitshöchheim ist abgeschlossen. 16 Monate war die bedeutendste Skulpturengruppe des Gartens hinter einem Gerüst verborgen. Während dieser Zeit mussten die Besucher des fürstbischöflichen Sommersitzes auf die herrlichen Wasserspiele im Großen See verzichten. Jetzt sind die Arbeiten an dem Pegasus-gekrönten Felsmassiv abgeschlossen und der Musenberg sprudelt wieder. Experten der Bayerischen Schlösserverwaltung und des Staatlichen Bauamtes Würzburg stellten am heutigen Mittwoch (18.8.) die komplexe Restaurierungsmaßnahme vor Ort vor.

Der Parnass ist eine Skulpturengruppe aus Sandstein und künstlicher Felsen-architektur, die 1766 von Ferdinand Tietz (1708-1777) geschaffen wurde. In der griechischen Mythologie ist der Berg Parnass dem Gott Apollon geweiht und Sitz der Musen. Figuren der Kalliope, Urania, Klio und der übrigen sechs Musen zieren das Felsmassiv in Veitshöchheim. Gekrönt ist er von einer Skulptur des Pegasus, der in der Sage mit seinen Hufen den Musenquell aus dem Fels schlug, der die Dichter inspiriert. Einst war diese Skulptur golden gefasst, die Musen dagegen weiß. Längst sind diese Farbfassungen verschwunden, und auch sonst haben das Wasser und der Zahn der Zeit der Gruppe stark zugesetzt, weshalb die aktuelle Restaurierung erforderlich wurde. Die Arbeiten begannen im März 2009 und dauerten bis Anfang August. Die Kosten beliefen sich auf rund 155.000 Euro.

Schadhafte Reparaturen der 50er Jahre

Nach der vollständigen Einrüstung des Parnass zeigte die Begutachtung von Figuren und Zierformen, dass hauptsächlich an den Mörtelergänzungen der 1950er Jahre erhebliche Schäden entstanden waren. Die Abgüsse der Musen von 1988 weisen dagegen nur geringe Beschädigungen auf. Allerdings waren die Steine des im Wasser stehenden Sockelbereiches aufgrund der ständigen starken Durchfeuchtung stark verwittert.

Mit Messungen das optimale Material ermitteln

Die starke und andauernde Wasserberieselung stellt ein großes Problem für die Haltbarkeit von Natursteinen und Mörtelantragungen dar. Deshalb waren Feuchtigkeitsmessungen des Sandsteines notwendig, um sein Verhalten bei Durchfeuchtung und Austrocknung zu ergründen. Sowohl das Steinergänzungsmaterial als auch der neu einzubauende Naturstein mussten möglichst optimal dem originalen Stein angepasst werden, um zukünftige Schäden zu vermeiden. Daher führten die Experten Härtemessungen des Steines durch.

Angegriffener Sandstein ersetzt

Die Rustika-Gewände der vier Tore zur Wassergrotte im Sockelgeschoss des Parnass aus rotem Sandstein waren so stark durchfeuchtet und aufgeschiefert, dass sie nicht erhalten werden konnten. Sie wurden mit neuen Sandsteinen in der ursprünglichen Form wieder hergestellt; ebenso die westlichen Bögen der Sockel-vorsprünge, auf denen die Musen stehen.

Glücklicherweise war es nicht nötig, neue Abgüsse von Figuren herzustellen. Nur große Fehlstellen oder abgewitterte Skulpturen ergänzte man in Naturstein, zum Beispiel die steinernen Kürbisse. Hier dienten die bestehenden, leicht verwitterten Kürbisse als Modell. Fehlende Stücke oder beschädigten Stellen reparierte man mit Steinergänzungsmörtel. Mörtelantragungen, die lose und nicht mehr zu halten waren, wurden abgenommen. Alle Metallteile wurden entrostet und mit Rostschutz gestrichen, offene Fugen geschlossen.

Tropfenmoos und Silikonharz

Das für den Parnass charakteristische steinerne Tropfenmoos wurde vor Ort wieder mit Steinergänzungsmörtel remodelliert. Einige Tropfenmoosteile mussten komplett in Naturstein erneuert werden. Um die alten und neuen Oberflächen optisch anzugleichen und zusätzlich vor Wassereintrag und Verwitterung zu schützen, strich man die gesamte Oberfläche mit einer Silikonharzfarbe im Farbton des Steines. Bereits bei einer früheren Sanierung war die Oberfläche mit einer Zementschlämme überzogen worden.

Pegasus stabilisiert

Die Vorderläufe des Pegasus auf dem Gifpel des Musenbergs waren bereits früher mit Steinersatzmasse ergänzt worden, die nun um die verrostete Eisenbewehrung teilweise abgeplatzt waren. Die Risse im linken Vorderlauf wurden geschlossen. Vom rechten Vorderlauf wurden alle losen Teile abgenommen und in mühevoller Kleinarbeit an der entrosteten Bewehrung wieder angebracht. Dabei wurden die erhaltenen Gesteinsbruchstücke mit Kunstharz verklebt und Fehlstellen mit Steinergänzungsmasse geschlossen, um so eine noch bessere Stabilität zu erreichen.

Veitshöchheim: Deutschlands vielleicht schönster Rokokogarten

Der Hofgarten gilt als Meisterwerk der Gartenkunst, nicht zuletzt dank seines Figurenprogramms: Über 300 Skulpturen der Würzburger Hofbildhauer Johann Wolfgang van der Auwera, Ferdinand Tietz und Johann Peter Wagner bevölkern die 12 Hektar große Gartenanlage. Sie stellen Tiere, Fabelwesen, die Hofgesellschaft und Personifikationen der Götter und Künste dar. Wegen ihres fortschreitenden Verfalls wurden die Sandsteinplastiken als Schutzmaßnahme mittlerweile durch Kopien oder Abgüsse ersetzt. Die schönsten Originale sind heute im Mainfränkischen Museum auf der Festung Marienberg in Würzburg ausgestellt.

Inmitten des französischen Gartens liegt das kleine Sommerschloss der Würzburger Fürstbischöfe. Peter Philipp von Dernbach ließ es 1680 bis 1682 errichten. Im Auftrag des Fürstbischofs Carl Philipp von Greiffenklau wurde das Schlösschen von Balthasar Neumann 1749 bis 1753 vergrößert und mit dem charakteristischen geschwungenen Dach versehen.

Schon ab 1702 hatte die Umwandlung des alten Wildgeheges zum Zier- und Lustgarten mit dem Anlegen von Terrassen und Seen begonnen. Der 1755 bis 1779 regierende Gartenliebhaber Adam Friedrich von Seinsheim veranlasste schließlich die Ausgestaltung zum Rokokogarten in seiner heutigen Form.


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