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Sitzmöbel

Meisterwerke preußischer Wohnkultur

Sitzmöbel

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist keine so umfangreiche Gruppe von Sitzmöbeln von Karl Friedrich Schinkel mehr auf dem Kunstmarkt aufgetaucht: Mit der spektakulären Entdeckung der Möbelgarnitur bei einem kleinen Antiquitätenhändler in Italien durch den Hamburger Kunsthändler Frank C. Möller Fine Arts begann die Rückkehr der Sitzmöbel, die wohl einst für das Berliner Schloss Glienicke im Auftrag des Prinzen Carl von Preußen (1801–1883) um 1820/25 von Karl Friedrich Schinkel entworfen wurden. Eine kleine Entwurfsskizze Schinkels, die sich im Kupferstichkabinett erhalten hat, und weitere Indizien untermauern die Vermutung, dass es sich um Sitzmöbel der ursprünglichen Ausstattung des Schlosses handeln muss. Die Sitzgruppe – eine Sitzbank, drei Armlehnstühle und drei Stühle – konnte nun von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) dank einer Spende der Rudolf-August-Oetker-Stiftung über die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V. sowie der großzügigen Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Stiftung "pro Sanssouci" und weiterer privater Spender und Förderer erworben werden.

In prunkvoller Ausstattung mit fast vollständig erhaltener originaler Vergoldung, filigraner Schnitzarbeit und vollendeter Ausführung der Konstruktion zeigen sich die Möbel als herausragendes Zeugnis der höfischen Wohnkultur des 19. Jahrhunderts. Die aufgelegten Blätter der Beine und die seitlichen Rosetten der Garnitur bestehen aus der für Schinkels Schaffen häufig anzutreffenden rötlichen Masse, der sogenannten Holzbronze. Prinz Carl hatte sich von Schinkel um 1825 das Landschlösschen vor Berlin nach seinen persönlichen Vorstellungen erbauen lassen. Über den Enkel des Prinzen Carl, Prinz Friedrich Leopold von Preußen, gelangten die Möbel vermutlich in dessen Villa Favorita im schweizerischen Lugano, die mit Kunstgegenständen und Mobiliar auch aus Schloss Glienicke ausgestattet war.

Die Sitzgruppe besteht aus einem Kanapee, drei Sesseln und drei Polsterstühlen. Sie hat einen außergewöhnlich guten Erhaltungszustand, die matt vergoldeten Oberflächen sind weitgehend intakt. Die hohe Qualität ihrer Ausführung liegt in der Vergoldung, der filigranen Schnitzarbeit sowie in der ausgereiften Konstruktion. Sie ist nach einer im Berliner Kupferstichkabinett aufbewahrten Entwurfszeichnung ausgeführt. Besondere Bedeutung liegt in der handschriftlichen Bezeichnung des Blattes: "Gold purpur, Großes Zimmer". Damit gibt Schinkel die Vergoldung, eine Farbe und einen Raumtyp vor. Hier wird der unmittelbare strukturelle Zusammenhang zwischen der Innenarchitektur und den dafür vorgesehenen Möbelstücken belegt. Räume, und ganz besonders Schlossräume, sind mit ihrer Anordnung von Fenstern, Türen und Kaminen für die Aufstellung ganz bestimmter Möblierungen angelegt. Im Roten Salon von Schloss Glienicke lässt sich erst mit den Sitzmöbeln die ursprüngliche Raumgestaltung nachvollziehen. Der Besucher erfährt die subtile Rhythmisierung des Raumganzen nur, wenn an der Wand dem Kamin gegenüber das Sofa steht, flankiert von den übrigen Sitzmöbeln des Ensembles, die in symmetrischen Gruppen die Wandfelder gliedern. Die beiden Schmalwände antworten mit einer Kombination aus einem Spiegel mit darunter stehender Konsole, gegenüber liegt der Balkonvorbau, der viel Licht in den Raum fluten lässt, das sich wiederum im Spiegel vervielfältigt. Hier war der zentrale Aufenthaltsort der Bewohner, der größte und hellste Raum der Bel Etage. Erst im Zusammenspiel von Raumschale und Möblierung erschließt sich die ganze Bandbreite an Informationen über Raumnutzung, Persönlichkeit der Auftraggeber und Qualität der Kunstwerke.

Seit der Wiedervereinigung kümmerte sich die SPSG intensiv zunächst um die Erhaltung der Bausubstanz und die Wiederherstellung der Parkanlagen des Schlosses. Da sich keine originale Möblierung des Schlosses erhalten hatte, ergibt sich jetzt die einmalige Gelegenheit, mit der Schinkel-Gruppe zumindest den Hauptraum des Obergeschosses seinem ursprünglichen Erscheinungsbild sehr nahe bringen zu können.

Schloss Glienicke

Öffnungszeiten: April bis Oktober: Dienstag bis Sonntag, 10–18 Uhr Montag geschlossen

November bis März: Samstag, Sonntag und Feiertag, 10–17 Uhr
Besichtigung nur mit Führung

Letzter Einlass jeweils 30 Minuten vor Schließzeit

Eintritt: 4 Euro / ermäßigt 3 Euro
5 Euro / ermäßigt 4 Euro (mit Führung)








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  • Detail Kanapee  © SPSG / Foto: Wolfgang Pfauder
    Detail Kanapee © SPSG / Foto: Wolfgang Pfauder
    Stiftung Preußische Schlösser und Gärten
  • Rosette  © SPSG / Foto: Wolfgang Pfauder
    Rosette © SPSG / Foto: Wolfgang Pfauder
    Stiftung Preußische Schlösser und Gärten