Tiziano Vecellio
Zunehmend kamen auch realistische Strömungen nach Venedig. Die Künstler aus Brescia, Bassano und Moroni nahmen bedeutend Einfluss auf die venezianische Kunst.
In den Jahren zwischen 1556 und 1560 begegnete Tiziano immer wieder Tod und Leid bei ihm nahestehenden Personen. Möglicherweise war es die Auseinandersetzung mit den tragischen Themen, dass Tiziano nochmals einen schöpferischen Höhepunkt entwickelte. Er malte in erster Linie Altarbilder und religiöse bzw. mythologische Motive, kaum mehr Porträts.
Eines seiner berühmtesten Werke aus dieser Schaffensperiode ist das "Martyrium des Heiligen Laurentius". Ein Werk, das Tiziano 1548 begonnen, aber erst zehn Jahre später fertiggestellt hatte. Tiziano schuf eine neue Technik der Lichtführung und er malte eine der beeindruckensten Nachtszenen, die die Kunstgeschichte kennt.
Tiziano hatte immer eine sehr gut organisierte Werkstatt. Im hohen Alter von über 70 Jahren widmete er sich seinen Werken, die ihm besonders am Herzen lagen. Auftragsarbeiten erfüllten seine Schüler. Tiziano fügte manchmal nur ein paar Striche hinzu und signierte die Werke. Der Meister hatte nie herausragende Schüler, die einen eigenen Stil hätten entwickeln können. Ein Tintoretto blieb nur zehn Tage in der Werkstatt des Meisters, genauso ein junger Maler, der später als El Greco berühmt wurde.
Wie geschickt Tiziano in geschäftlichen Dingen agierte, zeigte sich auch darin, dass er nur zwei Kupferstechern gegen Bezahlung die Rechte gab, Drucke nach seinen Bildern anzufertigen.
Der über 80jährige Tiziano setzte sich zunehmend mit dem eigenen Tod auseinander. Er begann das Gemälde zu malen, das für das eigene Grabmal bestimmt war.
Hinzu kam, dass die Blütezeit Venedigs vorbei war und die Zeiten wirtschaftlich schwieriger geworden waren. Die Stimmung im allgemeinen verdüsterte sich. 1576 wurde Venedig wieder von der Pest heimgesucht. Ein Viertel der venezianischen Bevölkerung starb. Auch Tiziano verlor einen Sohn durch den bitteren Pesttod.
Einsam, umgeben nur von seinen Meisterwerken, starb Tiziano am 27. August 1576. Trotz der herrschenden strengen Pestvorschriften, wurde der Meister seinem Wunsch entsprechend in der Franziskanerkirche bestattet.
Der alleinige Erbe, der zweite Sohn des Meisters, versteigerte die im Besitz gebliebenen Gemälde seines Vaters.
Im Dezember 1577 brannte der Dogenpalast und zahlreiche Werke Tizianos gingen für immer für die Nachwelt verloren.
Tizianos Kunst lebte vor allem im Geist der nachfolgenden Künstlergenerationen weiter. Velázquez, Rubens, van Dyck, Rembrandt und Goya sind nur einige der großen Namen, die von Tizianos Kunst inspiriert wurden.
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