im Kinsky
132. & 133. Auktion Alte Meister – Gemälde des 19. Jahrhunderts – Antiquitäten – Jugendstil & Design – Klassische Moderne – Zeitgenössische Kunst
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Auktion23.06.2020 - 25.06.2020
Was die unterschiedlich bekleideten Frauengestalten miteinander verbindet, ist die prägnante Schärfe ihrer Profilkonturen, wobei das für den Betrachter sichtbare Auge halb oder zur Gänze geschlossen ist; im Zentrum dieser Arbeiten steht der Ausdruck der Meditation. Die introvertierte Mimik der dargestellten Gesichter wurde vor allem von den weiblichen Idealgestalten des niederländischen Symbolisten Jan Toorop geprägt, der Klimt ab den späten 1890er Jahren entscheidend beeinflusst hat. Als weitere Inspirationsquelle diente ihm die Porträtkunst des italienischen Quattrocento.
Die metallisch wirkende Präzision, mit der Klimt um 1904–05 seinen Bleistift geführt hat – eine Parallelerscheinung zu den frühen Gemälden seines Goldenen Stils – kommt in der hier präsentierten Zeichnung besonders zur Geltung. Dazu gesellt sich das ausgeprägte Interesse des Künstlers für dekorative Mikrostrukturen wie die kleinen Kringel im Gewand und im Halsschmuck. Klimts reich differenzierende Zeichenweise offenbart sich in diesem Bildnis von der kompromisslosen Schärfe des Profils und weiterer Einzelheiten im Gesichtsbereich bis zu den frei fließenden, formauflösenden Linien der Frisur und vor allem des Gewandes im unteren Bildteil; als einziger Farbakzent zeigt sich das subtile Rot der geschlossenen Lippen.
Wie auf der Rückseite des Blattes notiert, erhielt der österreichische Bildhauer Josef Riedl (1884-1965) diese Zeichnung Schieles von Ida Roessler, der Frau des bekannten Kunstkritikers Arthur Roessler. Schieles Zeichnung blieb seit 1923 über viele Jahrzehnte in Besitz der Familie Riedl.
1912 lässt sich im Werk Egon Schieles eine wesentliche Änderung im Zeichenstil erkennen. Schiele bedient sich eines härteren Bleistifts, sein Strich wird lockerer und heller, zartere Linien entstehen. Seine Hand führt den Stift mit Schnelligkeit über das Blatt und fängt die Konturen des weiblichen Aktes mit großer Sicherheit ein. Das Gesicht des sitzenden Aktes ist vom Haar verdeckt, als ob das Modell den Kopf zur Seite wendet und über die linke Schulter blickt, während Schieles rascher Zeichenstift den Moment der Bewegung einfängt. Die in sich gedrehte Haltung der Frau mit den verschränkten Beinen und dem gestreckten rechten Arm, der den Blick auf die Scham freigibt, ist charakteristisch für Schieles Interesse an komplizierten Körperstellungen und ungewöhnlichen Blickwinkeln.
Mit melancholisch-nachdenklicher Geste, verträumt in sich selbst versunken, hat Faistauer‘s Frau Ida das Kinn auf den linken Arm gestützt und wird in leichter Profilansicht schräg von rechts gezeigt. Seit 1913 verheiratet, portraitierte er sie bis zu ihrem frühen Tod im Jahr 1919 rund sechzig Mal. Das Bildnis ist eine äußerst sensible Charakterisierung der Dargestellten und zeigt zugleich die koloristische Meisterschaft von Faistauers früher Porträtmalerei.
Neben Egon Schiele war er die treibende Kraft der 1909 ins Leben gerufenen „Neukunstgruppe“, deren junge Künstler gegen den konservativen akademischen Kunstbetrieb revoltierten. Wichtige Impulse bezog Faistauer von der Malerei Paul Cézannes. Dabei geht es um die der Natur zugrundeliegende Struktur und ein malerisches Ordnungsprinzip, das jenem der Natur entspricht. In seinen Porträts spiegelt sich die Idee von ewiggültigen, objektiven Formwerten wider, wenn etwa Körper und Gesicht der Frau in ein Oval eingeschrieben oder von kurvigen Linien begrenzt werden, während die Farbe als emotionaler Ausdrucksträger die Strenge der Komposition mildert.
Mit gekonnt gesetzten Pinselstrichen hat Rudolf Wacker in dem 1927 entstandenen Werk „Föhn“ das Farbenspiel und die stimmungsvolle Atmosphäre der vor ihm liegenden Seelandschaft mit ihren Fischerhütten und Booten eingefangen. Der Bodensee mit seinen Uferlandschaften im Wechsel der Jahreszeiten – ein immer wiederkehrendes, in zahlreichen Ölstudien und Gemälden festgehaltenes Motiv, das verdeutlicht, welchen besonderen Stellenwert die vertraute Landschaft der Heimat in Wackers Oeuvre bzw. Leben einnahm. Das Malen im Freien bot dem Künstler nicht nur die Möglichkeit, der Arbeit im Atelier zu entfliehen, sondern zumindest für einen kurzen Moment auch die Erlebnisse der mehrjährigen Kriegsgefangenschaft, die Ängste und Sorgen des Alltags hinter sich zu lassen.
Zeitgenössische Kunst
Im Sinne der Avantgarde durchdrang Kunst und Leben, Ökologie und Nachhaltigkeit das gesamte Werk von Friedensreich Hundertwasser. In der Architektur sah er sich als Rebell, der sich für ein menschengerechtes Bauen einsetzte. Doch erst in jüngster Zeit entdeckt man, wie visionär damals seine ökologischen Ansätze waren. Grundlage seiner abstrakten Bildkompositionen war stets die Auseinandersetzung mit der Natur. Seine Wahrnehmung übersetzt er in Linien, Spiralen, Tropfen– und Kreisformen. Die gerade Linie lehnte er ab. So war es vor allem die Spirale, die zu einem zentralen Bestandteil – fast schon ikonographisch für seine Kunst wurde. Sie symbolisiert für ihn den ewigen Kreislauf des Lebens, das Werden und Vergehen. „Die Spirale ist das Symbol des Lebens und des Todes. Die Spirale liegt genau dort, wo die leblose Materie sich in Leben umwandelt.“, schrieb der Künstler 1983 in dem Buch „Schöne Wege. Gedanken über Kunst und Leben“.
Arnulf Rainers Bildsprache definiert sich immer wieder neu und bleibt doch bei seinem Ursprung – Geste und Farbe. Die Hand und Fußmalereien der 1980er Jahre sind in ihrer pastosen Farbigkeit und aggressiven Geste Vorläufer und gleichzeitig Gegenstücke zu Rainers Schleierbildern der 1990er Jahre. Eine Serie von Arbeiten, in denen die Aggression und Pastosität einer Fragilität und Zartheit weichen, ohne an Intensität zu verlieren.
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