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Alte Kunst

Die Ursprünge der Nazarener neu entdeckt

Alte Kunst
Das Gemälde von Franz Pforr (1788-1812) „Nächtliche Heimkehr“, das in der kommenden Herbstauktion „Alte Kunst“ zum Aufruf kommen wird, ist in vielerlei Hinsicht eine kunsthistorische Entdeckung (Los 170/ Schätzpreis: 130.000 – 150.000 Euro). Die Arbeit galt bis jetzt als vermisst. Der Autor dieses Werks und erst recht die Prominenz waren dem bisherigen Besitzer nicht bekannt. Bei dem kunsthistorisch bedeutsamen Gemälde handelt es sich um eines der ersten Dokumente aus der Frühzeit der Nazarener, um eine „Inkunabel der nazarenischen Malerei“ (Zitat Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan). Bislang nur durch Briefe des jungen Pforr bekannt, handelt es sich um eines der ganz raren malerischen Dokumente des engen Freundes von Johann Friedrich von Overbeck, mit dem zusammen er prägend für die Kunstgeschichte des 19. Jh. sein sollte. Von Pforr sind lediglich fünf gesicherte Werke erhalten, was das Gemälde zu einer einmaligen Rarität auf dem Kunstmarkt macht.

Das tadellos erhaltene Gemälde mit der Darstellung eines Malers bei seiner nächtlichen Heimkehr wurde VAN HAM als „unbekannter Meister“ angeboten. Im Zuge der Recherchen konnte es als hoch interessantes Zeugnis aus der Gründungsphase des Lukasbundes identifiziert werden. Dieses Ergebnis war auch für den Einlieferer eine umwerfende Überraschung. Es ist damit von einem, für die Kunst geschichtsschreibung der gesamten Malerei des 19. Jahrhunderts, grundlegenden Wert und wird als solches im Gutachten von Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan gewürdigt.

Zum Hintergrund: Im Sommer 1808 finden sich an der Wiener Kunstakademie einige wenige Schüler zusammen, die, wenig überzeugt von der herrschenden Lehrmeinung, nach einem eigenen Themenkreis und einer eigenen Ausdrucksform suchen und sich hierbei an der in der Dichtung aufkommenden romantischen Mittelaltersicht anstecken lassen. Die jungen Künstler, die sich um die beiden Hauptprotagonisten und engen Freunde Johann Friedrich Overbeck und Franz Pforr versammeln, verabreden wöchentliche Treffen, stellen sich Aufgaben und beurteilen die Ergebnisse gemeinsam. Schon bald nennen sie sich, in Anlehnung an den Schutzpatron der Maler, „Lukasbrüder“ und gründen im Folgejahr, am 10. Juli 1809, den „Lukasbund“. Overbeck entwirft eine kleine Radierung mit ihren Initialen, die alle in diesem Bund geprüften Werke als eine Art Vignette tragen sollen. Dieses auszeichnende Etikett trägt auch das vorliegende Gemälde, das im November zum Aufruf kommt, und macht das Stück zu einer kunsthistorischen Rarität und einem wahren Zeugnis dieses „Lukasbundes“, der frühen Anfange der Nazarener.

In deutlichem Widerspruch zur Akademie verlassen die Künstler Pforr, Overbeck, Vogel und Hottinger 1810 Wien und lassen sich in Rom in dem leerstehenden Franziskanerkloster Sant'Isidoro nieder. Schnell schließen sich weitere Studenten an und leben mit in dieser Art klösterlicher Bruderschaft. Sie studieren die altitalienischen Werke des spätmittelalterlichen Rom. Aus der Bezeichnung der Lukasbrüder werden mehr und mehr die „Nazarener“. Pforr hingegen, der schon in den Wiener Jahren an Tuberkulose litt, war in Rom nur wenig produktiv und verstarb 1812 mit 24 Jahren. Im Laufe seines Lebens hat Pforr nur wenige Gemälde geschaffen. Erhalten sind außer dem hier besprochenen Werk nur fünf für ihn gesicherte Werke, von denen sich vier in Frankfurt befinden. Dies macht das Werk zu einer einmaligen Rarität auf dem Kunstmarkt.

Bislang galt das vorliegende Werk als vermisst. Pforr sagt selber in seinem „Studienbericht“ über die „Häusliche Szene“, seine Tätigkeit in Wien und die Anfänge des Lukasbundes (Overbeck, Wintergerst 'Vogel und Hottinger): "jetzt standen also schon fünfe da. Wir hatten uns vorgenommen, daß jeder ein gemaltes Nachtstück auf eine gewisse Zeit liefern sollte. Ich malte dafür ein kleines Bildchen: ein Mann welcher nach Haus kommt und sein Weib bei der Arbeit findet; ich wählte diese ruhige häusliche Szene' weil das Bataillenmalen mir nicht mehr genügen wollte.“ Ebenfalls erwähnt ist das Gemälde in der Literatur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, z.B. Friedrich von Boetticher „Malerwerke des Neunzehnten Jahrhunderts“ (Band 2, S.264). Das Motiv des heimkehrenden Künstlers – Börsch-Supan vermutet hier ein Selbstporträt des Malers – war seit den 50er Jahren in Form einer Vorzeichnung bekannt, die sich in der süddeutschen Privatsammlung Winterstein befindet.

Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan schreibt zu dem vorliegenden Werk: „Die erste Frucht dieser Eindrücke ist die "Häusliche Szene". Sie markiert die Abkehr von den früheren kriegerischen Szenen - hauptsächlich aus dem Dreißigjährigen Krieg - und die Hinwendung zu gefühlsbetonten, moralische und religiöse Überzeugungen bekennenden Darstellungen im Einklang mit den Zielen des Lukasbundes, wobei sich das Geschehen im Mittelalter oder in der Epoche Dürers und Raffaels abspielt. So kann das kleine Nachtstück als Inkunabel der nazarenischen Malerei gelten.“

Das komplette Gutachten mit eingehender Beschreibung des Gemäldes kann unter www.van- ham.com, unter der Katalogbeschreibung Los 170, eingesehen werden.







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  • Pforr, Franz 1788 Frankfurt a.M. - 1812 Albano Laziale  Nächtliche Heimkehr. Monogrammiert und datiert unten auf der Tafel: FP 1809. Öl auf Leinwand. 26 x 20cm. Rückseitig auf dem Keilrahmen: Radierung für den Lukasbund von Johann Friedrich Overbeck mit der handschriftlichen Datierung: October 1809.
    Pforr, Franz 1788 Frankfurt a.M. - 1812 Albano Laziale Nächtliche Heimkehr. Monogrammiert und datiert unten auf der Tafel: FP 1809. Öl auf Leinwand. 26 x 20cm. Rückseitig auf dem Keilrahmen: Radierung für den Lukasbund von Johann Friedrich Overbeck mit der handschriftlichen Datierung: October 1809.
    VAN HAM Kunstauktionen KG
  • Provenienz: - Erstmals erwähnt 1881 in Rahmen der Frankfurter Historischen Kunstausstellung: Nr. 212 als Eigentum Dr. E. Roberth. - Auch in Boetticher, Malerwerke des Neunzehnten Jahrhundert, mit gleichem Eigentumsvermerk. - Im Rahmen der Recherche zur Monographie über Pforr von Fritz Lehr 1924 (siehe Lit. 2) konnte der Verbleib der Arbeit nicht festegestellt werden; vermutlich noch im 19.Jh. aus der Sammlung Dr. Roberth verkauft, da weder in seinem Testament noch dem seiner Tochter, die ihren Nachlass dem Städel vermachte, ein Hinweis auf das Gemälde erscheint. - Privatbesitz Nordrhein-Westfalen.
    Provenienz: - Erstmals erwähnt 1881 in Rahmen der Frankfurter Historischen Kunstausstellung: Nr. 212 als Eigentum Dr. E. Roberth. - Auch in Boetticher, Malerwerke des Neunzehnten Jahrhundert, mit gleichem Eigentumsvermerk. - Im Rahmen der Recherche zur Monographie über Pforr von Fritz Lehr 1924 (siehe Lit. 2) konnte der Verbleib der Arbeit nicht festegestellt werden; vermutlich noch im 19.Jh. aus der Sammlung Dr. Roberth verkauft, da weder in seinem Testament noch dem seiner Tochter, die ihren Nachlass dem Städel vermachte, ein Hinweis auf das Gemälde erscheint. - Privatbesitz Nordrhein-Westfalen.
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  • Das Art Loss Register bestätigt am 29. Juli 2011, dass das Gemälde weder als gestohlen noch als vermisst registriert ist. Ebenso wurde kein Eigentumsanspruch auf dieses Werk aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 angemeldet.
    Das Art Loss Register bestätigt am 29. Juli 2011, dass das Gemälde weder als gestohlen noch als vermisst registriert ist. Ebenso wurde kein Eigentumsanspruch auf dieses Werk aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 angemeldet.
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  • Gutachten: - Gutachten von Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan, Berlin 6. August 2011, liegt im Original vor. - ausführliche Zustandsbeschreibung durch Frau Carmen Seuffert, Gruppe Köln, August 2011.
    Gutachten: - Gutachten von Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan, Berlin 6. August 2011, liegt im Original vor. - ausführliche Zustandsbeschreibung durch Frau Carmen Seuffert, Gruppe Köln, August 2011.
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  • Literatur - Boetticher, Friedrich von: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte. Zweiter Band, erste Hälfte. S. 264. Nr. 1. Dort mit Provenienzangabe Sammlung Dr. E. Roberth. - Lehr, Fritz Herbert: Die Blütezeit romantischer Bildkunst. Franz Pforr der Meister des Lukasbundes. Verlag des Kunstgeschichtlichen Seminars der Universität, Marburg an der Lahn, 1924. S.333. - Rittweger, Franz: Catalog der Frankfurter Historischen Kunst-Ausstellung. Im Selbstverlag des Ausstellungs-Vorstandes, Frankfurt am Main, 1881. Nr. 212.
    Literatur - Boetticher, Friedrich von: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte. Zweiter Band, erste Hälfte. S. 264. Nr. 1. Dort mit Provenienzangabe Sammlung Dr. E. Roberth. - Lehr, Fritz Herbert: Die Blütezeit romantischer Bildkunst. Franz Pforr der Meister des Lukasbundes. Verlag des Kunstgeschichtlichen Seminars der Universität, Marburg an der Lahn, 1924. S.333. - Rittweger, Franz: Catalog der Frankfurter Historischen Kunst-Ausstellung. Im Selbstverlag des Ausstellungs-Vorstandes, Frankfurt am Main, 1881. Nr. 212.
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