31. März bis 3. April 2009: Erste Auktionswoche mit Alten Meistern, Gemälden des 19. Jahrhunderts, Antiquitäten und Juwelen

Es sind nicht immer die Bilder, es sind vor allem auch die Geschichten dahinter, die ein Kunstwerk doppelt interessant machen. Bei einem der Toplose bei den Gemälden des 19. Jahrhunderts, die das Wiener Dorotheum im Rahmen seiner ersten Auktionswoche am 1. April 2009 versteigert, ist dies der Fall.

Das von Ferdinand Georg Waldmüller 1850 in Öl auf Holz gemalte Bildnis mit dem Motiv des „Blinden Bettlers" war bis 1868 in der Sammlung Bösch, Wien, danach in der Sammlung Todesco. 1870 gelangte das Bild in eine Berliner Privatsammlung, 1939 wurde es der Familie abgepresst und war für Hitlers „Führermuseum" in Linz vorgesehen. 1951 wurde es restituiert und ist seitdem wieder in Familienbesitz. Das also ungemein „marktfrische" Gemälde (Feuchtmüller-Werkverzeichnis 816) wird zwischen 250.000 und 350.000 Euro geschätzt. Der Maler wird durch eine Ausstellung im Pariser Louvre ab 26. Februar und weiter im Wiener Belvedere noch vermehrt ins öffentliche Interesse rücken.

Aus dem Nachlass des Wiener Malers Otto Barth kommen zwei Arbeiten von Anton Romako. Es handelt sich um zwei Gegenstücken, den reizvollen Blick auf die Ruine Rauenstein bei Baden sowie auf die Weilburg bei Baden (jeweils € 25.000 - 35.000). Ein Münchner Dachbodenfund sind die beiden Blumen-Stillleben von Franz Xaver Petter von 1822, die jeweils mit 18.000 bis 25.000 taxiert sind. Frühlingsgefühle evoziert Olga Wisinger-Florians „Im Garten" (€ 40.000 - 60.000), Wärmeres noch eine ebenfalls mit 40.000 bis 60.000 Euro bewertete typisch niederländische „Sommerlandschaft mit rastenden Hirten und Herde" von Frederik Marinus Krusemann. Auf einen der schönsten Plätze Roms, der Piazza Navona, entführt Carlo Bossoli, der sich in jungen Jahren einen Namen als Hofmaler von Queen Victoria machte. Von Bossoli gibt es viele Werke in seiner Heimatstadt Turin, unter anderem Temperagemälde zu den Ereignissen des Risorgimentokrieges (€ 40.000 - 45.000). Der Spanier Rafael Senet y Perez wiederum verewigte das beliebte Venedig-Motiv des Canale Grande mit Santa Maria della Salute (€ 25.000 - 30.000). Eines der prachtvollsten, typisch 19. Jahrhundert-Salonbilder steuert der bei Sammlern hoch im Kurs stehende in Kroatien geborene und 1957 in Wien gestorbene Maler Paul Joanovitsch bei: 1903 entstand das ein mal 1,5 Meter große Bildnis einer eleganten Dame (€ 30.000 - 40.000).

Der 31. März 2009 ist der Tag der Gemälde Alter Meister - eine „kleine" Auktion folgt tags darauf. Antonio Joli entführt nach Rom, mit einer prachtvollen Ansicht von San Pietro und den Kollonaden Berninis. Der Petersplatz ist von Menschen und Pferdekutschen bevölkert. Auf diesem Bild offenbart sich, dass Joli vom Stil des Vedutisten Giovanni Paolo Panini beeinflusst war (€ 120.000 - 150.000). Eine ganz andere italienische Szene, nämlich eine „Winterlandschaft am Tagliamento", dem Fluss der durch das Kanaltal fließt, stammt von Giuseppe Bernardino Bison. Das Riesenformat soll zwischen 40.000 und 60.000 Euro bringen. Eine „Gebirgige Flusslandschaft" des Römers Andrea Locatelli, laut Gutachter Giancarlo Sestiere dem bedeutenen Vertreter der römischen Landschaftsmalerei der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist zwischen 60.000 und 80.000 Euro taxiert. Ein Stillleben mit Eimer, Kohlkopf, Feigen, Zwiebeln und Blumen brachte Jan Fyt 1652 auf die Leinwand (€ 80.000 - 120.000).