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Selbstjustiz durch Fehleinkäufe. Eine Auswahl der Neuerwerbungen der Sammlung Falckenberg

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Genau das war das Thema des „Talking Galleries Symposium“ am 29./30. September 2014 am MACBA in Barcelona. Ich war auf ein Podium eingeladen, das von der Moderatorin Dorsey Waxter, Präsidentin der Art Dealers Association of America, mit der Bemerkung eröffnet wurde, dass 2013 im Bereich Post-War and Contemporary Art weltweit etwa 16 Mrd. Dollar (das entspricht etwa 12,5 Mrd. Euro) umgesetzt wurden. Mich überraschte sie mit der Frage, welche Empfehlungen ich nicht etwa als Sammler, sondern als Unternehmer den Galerien in der heutigen Situation geben könnte. Ich war einigermaßen perplex. Unternehmer haben Ideen und entwickeln Strategien. Mit Unternehmensberatern stehen sie in einem Freund-Feind-Verhältnis. Deren Inanspruchnahme kann hilfreich sein, wenn es gilt, eigene Positionen gegen Widersacher durchzusetzen, aber auch Zeichen eigener Entscheidungsschwäche, bei vielen, selbst großen Wirtschaftsunternehmen der Anfang vom Ende. Im schlimmsten Fall übernehmen die Leiter des Finanz- und Rechnungswesen oder Controller die Geschäftsführung. Symptomatisch die Abhandlung „Management von Kunstgalerien“ (2014), eine Art auf empirischer Wirtschaftsanalyse beruhende Ratgeberliteratur von Magnus Resch, der am Ende seiner komplizierten, unternehmensberaterischen Vorschläge zu Recht klarstellt, dass sie sich nur auf professionelle Arbeit der Galerien und nicht auf die Persönlichkeit des Galeristen und die Qualität der vertretenen Künstler beziehen. „Weniger Kunstgeschichte, mehr Management“, so hier das Motto. Aber gerade das spezialisierte Wissen über die Kunst und das inhaltliche Arbeiten mit Künstlern sind die maßgeblichen Voraussetzungen für den Erfolg jeder Galerie. Ich bin ehrlich gesagt kein Freund von Beratung, die Unternehmer in ein Korsett spannt, und Art Consulting ist schon gar nicht meine Sache. Dementsprechend dürftig fielen meine Antworten auf dem Symposium aus.

Dabei war die Frage von Dorsey Waxter alles andere als unberechtigt. Die zahlreichen Untersuchungen zur Kunstmarktentwicklung – lesenswert die jüngsten, 2014 erschienenen Publikationen „Big Bucks: The Explosion of the Art Market in den 21st Century“ von Georgina Adam, und die wunderbare Polemik „Geld frisst Kunst – Kunst frisst Geld“ von Markus Metz und Georg Seeßlen – sind auf den Kunstbetrieb fokussiert, ohne diesen im gesamtwirtschaftlichen Kontext mit seinen monopolistischen und oligopolistischen Tendenzen zu verstehen. Allgemein geht es um die Frage, wie sich der Handel gegenüber konkurrierenden Großunternehmen behaupten kann. Am Anfang steht die Marktanalyse. Die vorliegenden Daten für den Bereich der Post-War und Contemporary Art beziehen sich auf die Umsatzzahlen, nicht auf die Gewinne, und basieren auf den Geschäftsberichten der Auktionshäuser, dem TEFAF Art Market Report 2014, der Pilotstudie des IFSE (Institut für Strategieentwicklung) zur Situation von Galerien in Deutschland 2013, Presseveröffentlichungen zu den Umsätzen von Gagosian und David Zwirner und langfristigen Untersuchungen wie von Magnus Resch und insbesondere der empirischen Studie „Das Kunstfeld“ von Heike Munder und Ulf Wuggenig (Hrsg., 2012). Die daraus resultierende Übersicht ist naturgemäß unvollständig. Gerade die langfristigen Untersuchungen sind aufgrund der starken Schwankungen des Kunstmarkts schon bei Erscheinen oft 4 überholt. Am Ende ist man auf Schätzungen und die Darstellung von Trends angewiesen, die jedoch sehr wertvolle Hinweise bieten und schließlich doch ein zuverlässiges Bild über die Entwicklung des Markts und die aktuelle Situation zulassen.

Die Umsätze der Auktionshäuser haben einen rasanten Verlauf genommen. In den letzten zehn Jahren von 2003 bis 2013 stiegen die jährlichen Versteigerungserlöse von 593 Mio. Euro auf 4,3 Mrd. Euro. Mit den zusätzlichen Geschäften im After Sales Bereich und den neuen Engagements im Online-Handel (Christie’s) und der Kooperation mit Ebay (Sotheby’s) liegt der Gesamtumsatz der Auktionshäuser für den Bereich der Post-War und Contemporary Art heute im Bereich von 6,5 Mrd. Euro. Die Galerien und Kunsthändler (sie werden in den Statistiken nicht separat aufgeführt) verzeichnen einen Umsatz von 5,7 Mrd. Euro. Die großen Drei, Gagosian mit 750 Mio Euro, David Zwirner mit 175 Mio. Euro und Hauser & Wirth ohne Angaben geschätzt auf ebenfalls 175 Mio. Euro, setzen ca. 1,2 Mrd. Euro um. Weitere mehr als 20 leistungsstarke Galerien wie Barbara Gladstone, Marian Goodman, Sprüth Magers und White Cube mit jährlichen Umsätzen von 15–100 Mio. Euro kommen auf einem Gesamtumsatz im Bereich von 0,9 Mrd. Euro. Die Umsätze der restlichen weltweit fast 8.000 Galerien belaufen sich auf 3,6 Mrd. Euro, wobei 20 % der Galeristen dieser Gruppe mit jährlichen Umsätzen von 1–3 Mio. Euro ca. 2 Mrd. Euro ausmachen. Der durchschnittliche Umsatz der 80 % kleineren Galerien liegt bei jährlich 250.000 Euro. Die Aufschlüsselung von 6,5 Mrd. Euro für die Auktionshäuser und 5,7 Mrd. für die Galerien bestätigt die von Dorsey Waxter genannte Summe von 12,5 Mrd. Euro für den Gesamtumsatz im Bereich der Post-War und Contemporary Art.








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  • Martin Kippenberger, Selbstjustiz durch Fehleinkäufe, 1984. Mixed media auf Leinwand. 120 x 100 cm. © Martin Kippenberger Estate. Foto: Adam Reich.
    Martin Kippenberger, Selbstjustiz durch Fehleinkäufe, 1984. Mixed media auf Leinwand. 120 x 100 cm. © Martin Kippenberger Estate. Foto: Adam Reich.
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