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Fondation Beyeler

Die Sammlung Beyeler zeigt "Kandinsky, Marc & Der Blaue Reiter"

Fondation Beyeler

Zum ersten Mal seit 30 Jahren widmet sich eine umfassende Ausstellung in der Schweiz einem der faszinierendsten Kapitel der modernen Kunst, das unter dem Titel Der Blaue Reiter berühmt geworden ist. Die Münchner Ausstellung im Jahr 1911 und die gleichnamige Künstlerbewegung generierten ein neues, revolutionäres Kunsterlebnis. Ausgehend von den Werken Wassily Kandinskys in der Sammlung Beyeler wird dem Publikum ein Einblick in die Arbeit einer Gruppe avantgardistischer Künstler gegeben, deren Offenheit und Internationalität durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen wurden.

Der Blaue Reiter ist der Name des legendären Almanachs, der von Wassily Kandinsky (1866–1944) und Franz Marc (1880–1916) herausgegeben wurde und 1912 in München erschien. Kandinsky und Marc versammelten in diesem Buch Texte und Bilder aus unterschiedlichen Kulturen und von verschiedenen Künstlern. Der Almanach sollte die Notwendigkeit eines Epochenumbruchs der Künste zu Beginn des 20. Jahrhunderts dokumentieren. Er zeugt von einem damals revolutionär neuen Kunst- und Weltverständnis, bei dem es nicht mehr um die Abbildung der sichtbaren Wirklichkeit ging, sondern um die Verbildlichung geistiger Fragen. Dies zeigt sich vor allen Dingen in einer Befreiung der Farbe, die angeregt wurde durch die Voralpenlandschaft südlich von München. Dieses Denken, vor dessen Hintergrund vor allem Kandinsky und Marc ihren Weg zur Abstraktion entwickelten, führte zu einem Wendepunkt in der abendländischen Kunstauffassung und prägte Generationen von Malern – bis heute.

In der Ausstellung, in der rund 70 Werke und insgesamt über 90 Exponate zu sehen sein werden, wird der Almanach vorgestellt und die Revolution der Malerei zwischen 1908 und 1914 veranschaulicht, vor allem durch bedeutende Werkgruppen Kandinskys und Marcs.

Das laut Kandinsky zufällig im Gespräch mit Marc entstandene Sinnbild des Blauen Reiters kann dabei als eine Art Kurzprogramm gesehen werden: das Blau als kosmische Farbe in Verbindung mit der in sich ruhenden Natürlichkeit des Tieres und der grenzüberschreitenden Dynamik des Reiters auf dem Sprung. In einem speziell entworfenen multimedialen Informationsraum wird anhand einer „Geographie des Blauen Reiters“ die Internationalität der beteiligten Künstler in einem avantgardistischen Europa ohne Grenzen verdeutlicht, dem der 1. Weltkrieg ein brutales Ende bereitete.

Die Ausstellung setzt zeitlich im Jahr 1908 ein, als Kandinsky und Münter als unverheiratetes Paar in München eine gemeinsame Wohnung bezogen und sich mit den ebenfalls in „wilder Ehe“ lebenden Marianne von Werefkin und Alexej von Jawlensky im oberbayerischen Murnau trafen. Im folgenden Jahr erwarb Münter dort das noch heute existierende Haus, in dem sie und Kandinsky bis 1914 vor allem die Sommer verbrachten.

Der Weg aufs Land bedeutete die Erfüllung der Suche nach einem einfachen, unkonventionellen Leben im Einklang mit der Natur und der bäuerlichen Welt Oberbayerns. In diesem Sinne ist Münters und Kandinskys Schritt auch unter dem Aspekt der Lebensreform zu verstehen, die in der Zeit unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg grosse Teile der Gesellschaft beeinflusste und zu unterschiedlichen Ergebnissen führte: Zivilisationskritik und der Wille zu einem gesellschaftlichen Neuanfang waren eng miteinander verknüpft. Kandinskys und Münters Beschäftigung mit Volkskunst, vor allem mit der oberbayrischen Glasmalerei, steht im Zusammenhang mit ihrer Idee von einer Gleichberechtigung aller Künste, die später im Almanach dokumentiert wurde, in dem westliche Kunst mit Kinderzeichnungen, Votivbildern und Kunst aus Afrika und Asien kombiniert ist.

Die Zusammenarbeit zwischen Münter, Werefkin, Jawlensky und Kandinsky und die Darstellung der lichtdurchfluteten oberbayrischen Seenlandschaft, die von der Alpenkette dominiert wird, führte zu einer neuen Farbbehandlung, welche in der Ausstellung einen ersten Schwerpunkt bildet: Leuchtende, ungemischte Farben wurden als Flächen nebeneinander gesetzt; die sichtbare Pinselstruktur vermittelt Dynamik. Dieser Prozess wurde von Gabriele Münter als „... vom Naturabmalen – mehr oder weniger impressionistisch – zum Fühlen eines Inhaltes – zum Abstrahieren – zum Geben eines Extraktes“ beschrieben, wobei eine wichtige Rolle dabei Alexej von Jawlensky und seinen Landschaftsbildern zukommt, mit ihren betont „einfachen“ Farbformen.

Die Behandlung der Flächen führte bei Kandinsky zu einer Befreiung der Linie von der Kontur und zur Befreiung der Fläche von der Gegenständlichkeit, wie es vor allem an seinen Gemälden des Schlüsseljahres 1910 verfolgt werden kann; von ihnen ist in der Ausstellung eine wunderbare Auswahl zu sehen.

Eine der wichtigsten Bestrebungen der Künstler um den Blauen Reiter, vor allem aber Kandinskys lag in der Vermittlung der Auffassung, dass Kunst synästhetisch ist, dass sie Grenzen zu anderen Kunstformen überschreitet. Die Idee der Synästhesie spiegelt sich auch in der Alltagssprache: Wer von einer „Komposition“ spricht, meint zwar meist eine musikalische Komposition, aber man spricht im Sinne einer Bild-Komposition auch von der Anlage eines Kunstwerkes. Farbe kann auch Klangfarbe sein, und ein Ton ist auch ein Farbton. Das sollte man bedenken, wenn man seine grossformatigen Abstraktionen, wie z. B. die legendäre Komposition VII, 1913, aus der Tretjakov-Galerie betrachtet. Ein besonders wichtiges Element kommt hinzu: der Rhythmus, der durch die Beschäftigung des Auges mit dem Bild entsteht. Kandinskys Bilder sind nicht Ausdruck von Malgesten. Aber die Interaktion zwischen Betrachter und Werk lässt idealerweise einen Rhythmus des Sehens entstehen, der in Musik seine Entsprechung findet.






  • 04.09.2016 - 22.01.2017
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    Nachfolgend finden Sie eine Auflistung der letzten Möglichkeiten, an denen Sie Coucou Bazar noch live in der Fondation Beyeler erleben können:

    Mittwoch, 27. April 2016, 15.00 Uhr und 17.00 Uhr
    Samstag, 30. April 2016, 14.00 Uhr
    Sonntag, 1. Mai 2016, 14.00 und 16.00 Uhr
    Mittwoch, 4. April 2016, 15.00 Uhr und 17.00 Uhr
    Samstag, 7. Mai 2016, 14.00 Uhr
    Sonntag, 8. Mai 2016, 14.00 und 16.00 Uhr



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  • Franz Marc Blauschwarzer Fuchs, 1911, Öl auf Leinwand, 50.00 x 63.00 cm, Von der Heydt-Museum Wuppertal © Medienzentrum, Antje Zeis-Loi / Von der Heydt-Museum Wuppertal
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    Fondation Beyeler
  • August Macke: Walterchen Spielsachen © Städel Museum - U. Edelmann - ARTOTHEK
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    Fondation Beyeler
  •   Wassily Kandinsky Fuga, 1914 Öl auf Leinwand, 129,5 x 129,5 cm Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler Foto: Robert Bayer, Basel  Druckbare Bildgrösse ca.: 25 x 25 cm
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  •   Wassily Kandinsky Komposition VII, 1913 Öl auf Leinwand, 200 x 300 cm Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau © Galerie nationale Tretiakov  Druckbare Bildgrösse ca.: 20 x 30 cm
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    Fondation Beyeler
  •   Franz Marc Die gelbe Kuh, 1911 Öl auf Leinwand, 140,5 x 189,2 cm Solomon R. Guggenheim Museum, New York, Solomon R. Guggenheim Founding Collection  Druckbare Bildgrösse ca.: 20 x 30 cm
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  •   Gabriele Münter Landschaft mit Hütte im Abendrot, 1908 Öl auf Papier auf Karton, 33 x 40,8 cm Kunstsammlungen Chemnitz - Museum Gunzenhauser, Inv.-Nr. GUN-M-0003, Eigentum der Stiftung Gunzenhauser, Chemnitz Foto: PUNCTUM / Bertram Kober © 2016, ProLitteris, Zürich  Druckbare Bildgrösse ca.: 24 x 30 cm
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  •   Wassily Kandinsky und Franz Marc (Hrsg.) Almanach Der Blaue Reiter, München, 1914 29,5 x 23 x 2,5 cm ahlers collection © Thomas Ganzenmüller, Hannover  Druckbare Bildgrösse ca.: 41 x 30 cm
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