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Sammlung Goetz im Haus der Kunst

  • Ausstellung
    31.01.2020 - 16.08.2020
    Haus der Kunst »

Am Montag, den 11. Mai 2020 wird das Haus der Kunst wieder für den Publikumsverkehr öffnen, und sich dabei an den Vorgaben orientieren, die das Kunstministerium in seiner Pressemitteilung vom 5. Mai 2020 veröffentlicht hat.

Damit die Ausstellungen, die wegen der Schließung des Museums seit dem 13. März nicht sichtbar waren, dem Publikum nun entsprechend länger zugänglich sind,

„Brainwashed“ widmet sich dem Phänomen des popkulturellen Mainstreams, das seinen Höhepunkt in den frühen 2000er-Jahren erreichte. Kennzeichnend für diesen Mainstream waren Medienformate wie Reality-TV, Hollywood-Filmproduktionen mit dem Anspruch ein globales Ereignis zu sein, eine von Selbstoptimierung beherrschte Werbebranche sowie ein mit zahlreichen Musikvideos international forcierter Starkult.

Die Ausstellung geht der Frage nach, welche manipulativen Strategien in pluralistischen Gesellschaften einen medialen Gleichklang zu erzeugen vermochten, einen tonangebenden Geschmack in der Kultur, bis hin zur Propagierung von politischen Überzeugungen oder gar hegemonialen Geschichtsbildern. Die hier versammelten Künstlerinnen und Künstler legen kommerzielle Bildsprachen kritisch offen, ihre widersprüchlichen Verheißungen und Klischees. Zu ihren künstlerischen Verfahren einer Dekonstruktion gehören neue Schnitt- und Collagetechniken ebenso wie vielfältige Praktiken der Selbstinszenierung, wie z.B. medial vermitteltes Branding.

Inwiefern sich der Mainstream der frühen 2000er-Jahre radikal destabilisierend auf ein Selbstvertrauen und persönliche Urteilskraft auswirkte, wird greifbar. Hiervon waren auch die Künstlerbilder, die verbreitet wurden, betroffen. Die Werkauswahl macht Verknüpfungen von Wirtschaft, Medien und Politik mit dem Ziel, Menschen zu beeinflussen und Gewinn zu maximieren, sichtbar.

Der Besucher betritt die einzelnen Kabinette über den in kühles blaues Licht getauchten Flur. Nach dem ‚Wheel of emotions‘, das in der Werbung zum Einsatz kommt, ruft dieser Farbton Überraschung und Verwirrung hervor. Der Rundgang beginnt mit Bjørn Melhus. In „The Oral Thing“ (2001) steht er als Moderator einer inszenierten Talkshow seinen eignen Klonen gegenüber. Zwei Geschwister artikulieren sich mit Kinderstimmen, und ihre Aussagen könnten einer durchschnittlichen amerikanischen Familientalkshow entstammen, in der private Konflikte öffentlich ausgetragen werden. Die Gäste wie auch der Moderator wiederholen sich stetig selbst. Die wiederkehrende Frage- und Antwort-Praxis lässt an Konzepte der psychologischen Manipulation denken. Melhus begibt sich mit Kleidung und Habitus in die Rolle eines Heilsbringers. Dem Zuschauer soll eine Form von Identifikation mit alltäglichen menschlichen Problemen suggeriert werden, um eine persönliche, emotionale Bindung zum jeweiligen TV-Format aufzubauen. Melhus führt seine Gäste nur zum Zwecke der Unterhaltung vor und dekonstruiert auf diese Weise das Reality-TV.

Cheryl Donegans Video „Head“ (1993) zeigt die Künstlerin selbst. Sie ist mit einem auffälligen, lilafarbenen Sport-BH bekleidet und versucht begleitet von lauten Pop-Rock-Klängen mit dem Mund immer wieder einen aus einem Behältnis strömenden Strahl Milch aufzufangen. Ihre Kussbewegungen und sexuell konnotierten Handlungen lassen die Szene ins Absurde driften. Donegan karikiert geläufige Vorstellungen einer devoten Frau, indem sie auf massenkulturell geprägte Bilder von Weiblichkeit und das Genre von Musik- und Work-out-Videos zurückgreift.

Shana Moulton benennt mit „Whispering Pines 9“ (2009) den Ort, an dem sie aufwuchs, eine Wohnwagensiedlung in Kalifornien. Ihr Alter Ego Cynthia ist eine Sinnsuchende, die von der New-Age-Bewegung geprägt ist. Auf den Spuren eines Spiritualismus, der dort in den 1950er-Jahren seinen Ursprung hat, verdeutlicht die Figur Cynthia den Drang nach Selbstverbesserung in einer nunmehr kapitalistisch geprägten Gesellschaft.

Pipilotti Rist verbindet in „I’m Victim of this Song“ (1995) Erinnerungen an das Topmodel Helena Christensen am Strand aus Chris Isaaks Musikvideo „Wicked Games“ mit zufällig wirkenden Aufnahmen aus dem persönlichen Alltag. Zu dieser Kombination der zwei Bildebenen erklingt der Song von Kultstatus eine Spur langsamer. Wie wenig massenmediale Bilder, die sich in unser Unterbewusstsein eingeschlichen haben, mit unserem tatsächlichen Leben gemein haben, wird eindringlich veranschaulicht.

Die Techniken und Motive von Musikvideos – oder deren amateurhaftes Nachstellen im Privaten – wie schnelle Schnitte, frontale Nahaufnahmen und grelle Kostüme nutzt auch Ryan Trecartin, um die medialen Selbstdarstellungen und kulturellen Rollenzuschreibungen zu reflektieren. „What‘s the Love Making Babies for“ (2003) ist eine reizüberflutete Collage von digitalen und realen Bildern und Effekten, begleitet von lauten, abstrakten Sounds. Sie bildet die Folie für ein Gespräch, das um die Abschaffung von Geschlechtern kreist.

Binäre Geschlechtervorstellungen, wie sie vielfach in Musikvideos propagiert werden, unterwandert auch assume vivid astro focus. Der Song „Walking On Thin Ice“ ertönt hier in der schrillen Version des Transgenders Carla Machado. Junge Darstellende zelebrieren übertriebene Weiblichkeit. Sie zeigen sich spärlich bekleidet, sie schminken sich, singen, tanzen und flirten mit der Kamera und dem Publikum. Die einzelnen Sequenzen sind mit farblichen Verzerrungen und Überbelichtungen überblendet. So wird die Wahrnehmung der Darstellenden von verschiedenen sich überlagernden Schichten aus Realität und Simulation bestimmt. avaf parodieren die vermeintlich emanzipierte Popkultur des Millenniums.






  • 31.01.2020 - 16.08.2020
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    Öffnungszeiten:
    Montag —  Sonntag 10  —  20 Uhr
    Donnerstag 10  —  22 Uhr

     



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  • Assume Vivid Astro Focus Walking on Thin Ice, 2003 1-Kanal-Videoinstallation (Farbe, Ton) © the artist Courtesy Sammlung Goetz, München
    Assume Vivid Astro Focus Walking on Thin Ice, 2003 1-Kanal-Videoinstallation (Farbe, Ton) © the artist Courtesy Sammlung Goetz, München
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  • Bjørn Melhus The Oral Thing 2001 1-Kanal-Video (Farbe, Ton) © VG BILD-KUNST Bonn, 2019 Courtesy Sammlung Goetz, München
    Bjørn Melhus The Oral Thing 2001 1-Kanal-Video (Farbe, Ton) © VG BILD-KUNST Bonn, 2019 Courtesy Sammlung Goetz, München
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  • Ryan Trecartin What’s The Love Making Babies For (from the movie collection, Early Baggage, 2001-2003), 2003 1-Kanal-Video (Farbe, Ton) © the artist Courtesy Sammlung Goetz, Medienkunst, München
    Ryan Trecartin What’s The Love Making Babies For (from the movie collection, Early Baggage, 2001-2003), 2003 1-Kanal-Video (Farbe, Ton) © the artist Courtesy Sammlung Goetz, Medienkunst, München
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