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Das Plakat. 200 Jahre Kunst und Geschichte

Mit rund 400 Exponaten von rund 200 Künstler*innen und Designer*innen bietet die Ausstellung Das Plakat. 200 Jahre Kunst und Geschichte im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) einen groß angelegten und repräsentativen Überblick über die Geschichte des Plakates von den Anfängen im frühen 19. Jahrhundert bis heute. Im Plakat treffen Kunst und Geschichte, Design und Werbung aufeinander. Plakate begleiten politische Ereignisse genauso wie die Film- und die Theatergeschichte. Sie dokumentieren die gesellschaftliche Entwicklung und spiegeln nicht zuletzt die Kunst und ihre wechselnden Stile. Porträts von Politiker*innen findet man auf Wahlplakaten, die von Musiker*innen auf Konzertplakaten, die Industrie wirbt für ihre neuen Produkte, die Tourismusbranche für die schönsten Reiseziele und selbst für Websites wird mittlerweile mit Plakaten geworben. Es gibt keine zweite Kunstgattung, die bis heute unseren Alltag in einer solchen Breite begleitet. Der bedeutende polnische Plakatkünstler Jan Lenica sagte 1966: „Das Plakat hat zweifellos eine Funktion, es hat eine Aufgabe, und dieser Pflicht muss es gerecht werden. Aber seine Bedeutung liegt nicht in dem, was es zu vermitteln hat, sondern darin, was es selbst zu sagen hat.“ – Was es selbst zu sagen hat: Die Botschaft guter Plakate ist mehrschichtig, sie geht über die bloße Werbung hinaus und macht Aussagen über die Zeit, über die Gestaltung, über Geschichte, Mode oder Geschmack. Dieser ‚Mehrwert‘ ist es, der aus einem Plakat ein Kunstwerk machen kann.

Die Höhepunkte der Plakatgeschichte liegen im Jugendstil um 1900, im Art Déco und der Avantgarde der 1920er Jahre und erneut in den 1960er Jahren. Immer wenn sich, wie im Jugendstil, in der Bauhaus-Zeit oder zur Zeit der Pop Art, Kunst und Alltag besonders nahekommen, verschwimmen die Grenzen zwischen angewandter und freier Kunst. Es können Plakate entstehen, die bis heute als künstlerische Höhepunkte ihrer Zeit gelten. Dazu gehören die berühmten Lithografien von Toulouse-Lautrec oder Alfons Mucha genauso wie dreißig Jahre später die Filmplakate der Brüder Stenberg in Moskau oder die Kompositionen von Cassandre in Paris. Die Ausstellung stellt die führenden Plakatkünstler*innen, von denen die meisten in Deutschland viel zu wenig bekannt sind, mit typischen und wichtigen Werken aus der Sammlung des MKG vor.

Die Anfänge des Bildplakates
Moderne Plakate, die mit Bild und Text werben, kamen um 1830 in London und Paris auf. Sie griffen auf unterschiedliche Vorbilder und Traditionen zurück und waren zunächst von einer volkstümlichen Bildsprache geprägt. Es dominierten kulturelle Themen; Theaterstücke und Bücher wurden angekündigt. Produktwerbung wurde erst nach der Jahrhundertmitte häufiger. Die meisten der frühen Plakate hatten eher kleine Formate und hingen im Innenraum. Entwerfer*innen und Drucker*innen blieben in dieser frühen Zeit weitgehend anonym.

Die „Affichomanie“ in Paris
Der Pariser Jules Chéret gilt als Erfinder des modernen Bildplakates. 1889 erhielt er auf der Weltausstellung eine Goldmedaille für seine Plakate. Sein Erfolg war der Auslöser für die Affichomanie, wie der Poster boom in Paris hieß, in dessen Verlauf sich Plakate zu einer Gattung mit künstlerischem Anspruch entwickelten. Anspruchsvolle Plakate wurden nun ohne Einschränkung als moderne Kunstwerke betrachtet, sie wurden gesammelt und die Neuerscheinungen in Zeitschriften besprochen. Junge Künstler wie Henri de Toulouse-Lautrec, Pierre Bonnard oder Alexandre Théophile Steinlen wurden durch sie bekannt. 1895 erschien das erste Plakat von Alfons Mucha. Es warb für Sarah Bernhardt, die berühmteste Schauspielerin ihrer Zeit. Mucha hatte einen solchen Erfolg, dass er viele der bisherigen Plakatkünstler verdrängte. Die meisten der attraktiven Aufträge gingen nun an ihn und an Künstler*innen, die in seinem Stil arbeiteten. 1894 hielt der Jugendstil im englischen Plakat Einzug. Künstler*innen wie Aubrey Beardsley oder Charles Rennie Macintosh schufen wenige, aber herausragende Plakate. Kaum bekannt, aber für die Geschichte des Plakates von entscheidender Bedeutung sind die Beggarstaffs, ein Künstlerteam bestehend aus William Nicholson und James Pryde, das mit seinen wenigen und extrem seltenen Entwürfen seiner Zeit weit voraus war.

Moderne Plakatkünstler*innen
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Entwicklung des Plakates von professionellen Gestalter*innen bestimmt. Führend waren in Paris Leonetto Capiello, in München Ludwig Hohlwein und in Berlin Lucian Bernhard. Die Profession des Plakatkünstlers kam auf. Bernhard entwickelte in Berlin das Sachplakat: Die pointierte Abbildung des Produkts wurde lediglich mit dem Markennamen verbunden – kein Hintergrund, kein Ambiente. Junge Künstler*innen der Avantgarde, die mit Plakaten auf sich aufmerksam machen wollten, taten dies unter ganz anderen Voraussetzungen: statt Teil einer Bewegung zu sein, setzten sie ihre individuelle Handschrift der Gestaltung professioneller Grafiker*innen entgegen. Vor allem expressionistische Künstler*innen – Ernst Ludwig Kirchner oder Max Pechstein in Dresden oder Oskar Kokoschka in Wien – traten mit Plakaten an die Öffentlichkeit, die sich durch ihre archaische Bildsprache auf den ersten Blick von den Werken professioneller Designer*innen absetzten.






  • 28.02.2020 - 20.09.2020
    Ausstellung »

    Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr | Eintritt: 12 € / 8 €, Do ab 17 Uhr 8 €, bis 17 J. frei



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  • Henri de Toulouse-Lautrec (1864–1901) Ambassadeurs – Aristide Bruant dans son cabaret, 1892 Farblithografie, 138 x 96,5 cm Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg Public Domain
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  • Dudley Hardy (1867–1922) A Gaiety Girl, 1893/94 Lithografie, 195 x 96 cm Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg Public Domain
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  • Ramon Casas (1866–1932) Anis del Mono, 1897 Farblithografie, 218,7 x 110 cm Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg Public Domain
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  • Alfred Roller (1864–1935) Secession – 16. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs, 1903 Lithografie, 94,8 x 31,1 cm Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg Public Domain
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