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Architekturwettbewerb für den Neubau des Besucherzentrums am Schloss Charlottenburg

Aus Sicht des Denkmalschutzes bedient sich der Entwurf der Grundidee einer Parkarchitektur, die an die Tradition der Chinoiserien erinnert. Wegen seiner Größe und Positionierung in der Flucht der kleinen Orangerie scheint dieses Motiv nicht für die Bauaufgabe geeignet zu sein. Die Idee des Gartenpavillons, der zu allen Seiten in die Parklandschaft geöffnet ist, widerspricht dem architektonischen Gedanken der orthogonal strukturierten barocken Schlossarchitektur. Aus denkmalpflegerischen Gründen wird der Entwurf an dieser Stelle daher als problematisch angesehen.

Anerkennung
Der Neubau von Weinmiller Großmann Architekten PartGmbB aus Berlin wirkt aufgrund der Geschlossenheit des Baukörpers und der Verwendung von Corten-Stahl als prägendes Fassaden- und Dachmaterial dominant und fremd. Das Verhältnis zwischen Wand und Öffnung wirkt in seiner Proportion nicht schlüssig. Trotz der funktionellen Qualitäten wird eine Realisierung dieses expressiven Entwurfes kontrovers diskutiert. Die Eingangssituation von Osten ist für die Besucherinnen und Besucher deutlich erkennbar. Empfangsbereich,

Museumsshop und Garderobe wirken in dem stützenlosen Raum mit dem darüber liegenden Luftgeschoss großzügig, der Raum ist flexibel nutzbar.

Die Organisation des Küchentraktes ist unter den restriktiven Bedingungen funktionell und schlüssig.

Aus Sicht des Denkmalschutzes wird die Kubatur des Neubaus im Umfeld der Denkmale als interessante Umsetzung der Bauaufgabe angesehen, allerdings steht zu befürchten, dass durch die verwendeten Oberflächen aus Corten-Stahl eine monolithische Wirkung, die für die umgebende Bebauung als zu dominant eingeschätzt wird. Der Baukörper rückt in der östlichen Ausdehnung zu nah an das Wachhäuschen und überschneidet die Lindenachse.

Anerkennung
Die Wandel Lorch Götze Wach GmbH aus Frankfurt/Main schlägt für den Neubau eine kompakte Bauform als „unauffälliger Attraktor“ vor, der sich in dem historischen Ensemble der Schlossanlage behauptet. Durch das Zurückweichen des Baukörpers an der östlichen Grenze der vorgegebenen Bauflucht entsteht ein kleiner Vorplatz, der den Blick auf den Orangengarten ermöglicht, das kleine Wachhäuschen freistellt, aber auch die Präsenz des neuen Eingangsgebäudes gegenüber der zentralen Eingangsachse zurücknimmt.

Die stirnseitige Eingangssituation ist im Osten positioniert. Die Öffnungen erscheinen großzügig gesetzt. Durch die gitterartige Verkleidung der Fenster wird eine gewisse Hermetik erzeugt, die nach Ansicht des Preisgerichts der gewünschten einladenden Geste zuwiderläuft. Entsprechend dem äußeren Erscheinungsbild wird die Außenhülle des Gebäudes als Stahlkonstruktion vorgeschlagen, während der innere zweigeschossige Kern als Stahlbeton-Konstruktion geplant ist.

Insgesamt liegt die Qualität dieser Arbeit in der städtebaulichen Positionierung des Neubaus, in der Klarheit der inneren Organisation und einer präzisen Ausformulierung der äußeren Erscheinung, deren Angemessenheit durchaus kontrovers im Preisgericht diskutiert wird.

Der Umbau des Küchenflügels ist im Großen und Ganzen nachvollziehbar, die Positionierung der Rampe zur Überwindung des Höhenunterschieds liegt richtig.

Aus Sicht des Denkmalschutzes scheint sich die Kubatur des Neubaus in die Umgebung der Denkmale einzufügen, allerdings ist zu befürchten, dass die Materialität der Fassade eine zu kräftige und dunkle Oberfläche entstehen lässt. Anhand der vorliegenden Unterlagen lässt sich das tatsächliche Erscheinungsbild nicht abschließend beurteilen. Positiv ist zu bewerten, dass die Lindenachse im linken Schlosshof nicht überschnitten wird und ein ausreichender Abstand zum Wachhäuschen eingehalten wird.

Zur Baugeschichte des Schlosses
Das Schloss Charlottenburg wurde seit 1695 als Sommerresidenz von Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg (1657-1713), seit 1701 König Friedrich I. in Preußen, für seine Frau Sophie Charlotte (1668-1705) errichtet. Es wurde unter Beteiligung namhafter Architekten wie Johann Arnold Nering (1659-1695), Johann Friedrich Eosander von Göthe (1669-1728), Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753) und Carl Gotthard Langhans (1732-1808) bis 1797 in vielen Bauabschnitten erweitert. König Friedrich der Große (1712-1786) ließ bis 1747 den Neuen Flügel im Osten als symmetrische Ergänzung zur Großen Orangerie im Westen anfügen. Unter Friedrich Wilhelm II. (1786-1797) erhielt das Schloss seine heutige Kubatur, mit dem Theaterbau am westlichen Ende der Großen Orangerie und der gegenüber liegenden Kleinen Orangerie.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss in der Nacht zum 23. November 1943 schwer beschädigt und in Teilen zerstört. Ab 1948 begann der Wiederaufbau. Es ist die größte erhaltene ehemalige Hohenzollernresidenz in Berlin. Als Museumsschloss von Weltrang bietet das herausragende Ensemble von beeindruckenden Gebäuden, prachtvollen Innenräumen und kunsthistorischen Meisterwerken vielfältige Einblicke in die höfische Kulturgeschichte Brandenburg-Preußens von der Barockzeit bis ins 20. Jahrhundert.

Das Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)
Mit dem Sonderinvestitionsprogramm 2 für die preußischen Schlösser und Gärten setzen der Bund und die Länder Berlin und Brandenburg die Bewahrung der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft weiter fort. Nachdem bereits im ersten Sonderinvestitionsprogramm 155,03 Millionen Euro erfolgreich investiert wurden, sieht das zweite Abkommen weitere 400 Millionen Euro vor, welche die SPSG bis 2030 in die Rettung nationaler Kulturgüter investieren kann. Der Bund trägt 200 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 131 Millionen Euro (ca. 2/3 von 50 Prozent) und das Land Berlin 69 Millionen Euro (ca. 1/3 von 50 Prozent).

Information
Neubau Besucherzentrum und Umbau zum zentralen Besucherempfang Schloss Charlottenburg
Ausstellung zum Architekturwettbewerb
14. bis 25. Juli 2021






  • 14.07.2021 - 25.07.2021
    Ausstellung »

    Ausstellung zum Architekturwettbewerb
    14. bis 25. Juli 2021

    Schloss Charlottenburg – Neuer Flügel, Sonderausstellungsräume
    Spandauer Damm 10-22, 14059 Berlin
    Di-So 10:00 bis 17:30 Uhr (letzter Einlass 17:00 Uhr)
    Eintritt frei.



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  • Dem Entwurf von bez+kock architekten bda aus Stuttgart wurde der 1. Preis zugesprochen.  © bez+kock architekten bda
    Dem Entwurf von bez+kock architekten bda aus Stuttgart wurde der 1. Preis zugesprochen. © bez+kock architekten bda
    Stiftung Preußische Schlösser und Gärten
  • Einer von zwei 3. Preisen ging an das Berliner Büro KUEHN MALVEZZI PROJECTS GmbH. © KUEHN MALVEZZI PROJECTS GmbH
    Einer von zwei 3. Preisen ging an das Berliner Büro KUEHN MALVEZZI PROJECTS GmbH. © KUEHN MALVEZZI PROJECTS GmbH
    Stiftung Preußische Schlösser und Gärten
  • Eine Anerkennung erhielt auch das Berliner Büro Weinmiller Großmann Architekten PartGmbB. © Weinmiller Großmann Architekten PartGmbB
    Eine Anerkennung erhielt auch das Berliner Büro Weinmiller Großmann Architekten PartGmbB. © Weinmiller Großmann Architekten PartGmbB
    Stiftung Preußische Schlösser und Gärten