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Sultan Adler "Das geht sich locker aus ... "

Eine gewisse heraldische Ästhetik ist den Gemälden nicht abzusprechen (und intendiert). So werden viele ihrer Werke gleichsam zu Ikonen des Naturerlebens und Naturverständnisses. Das dem Betrachter Gegenübertreten als ein quasi alter ego, als eine mögliche Variante des Selbst, und die Überhöhung ins beinahe Heldenhafte erinnert uns daran, das wir alle ein wenig Heldentum benötigen, um mit unserem täglichen Leben zurechtzukommen.

Zum anderen hat Sultan Adler eine grosse Zahl Gemälde geschaffen mit dem Teppich als zentralem Motiv. Die herkömmliche Rolle des Teppichs ist die eines wichtigen Alltagsgegenstandes, seine Muster verraten seine Herkunft, manche davon besitzen verborgene Bedeutungen, aber besonders herausragend ist seine entscheidende Funktion In der Schaffung von Identität. Identität sowohl auf der persönlichen als auch auf der gesellschaftlichen Ebene.

Die Malerin hat gesagt, ein Teppich stünde für sie für Kommunikation, er sei ein Raum zum Nachdenken, mit Inhalt und Geschichten, verlassenen Spuren, und er verkörpere auch architektonischen Raum, Fülle, Leere, Geschichte. (5) Und zusätzlich besitzt er auch eine eigene literarische Tradition (6) und stellt dazu, gerade wie der Adler, ein auf allen Ebenen sehr anspruchsvolles Thema für eine Auseinandersetzung dar.

In Sultan Adlers Gemälden kommt der Teppich unter verschiedenen Aspekten in Form und Farbe und auf unterschiedlichste Weise vor. Gefaltet oder gerollt wie eine Zeitung (mit Hinweis auf die Geschichten, die er vielleicht enthält), verzerrt wie eine Schale aus Murano-Glas, zum Transport aufgerollt oder zum auslegen vorbereitet ("coincidentia oppositorum" wiederum), geknickt und geknittert und verzerrt – alles ist möglich. Man muss aber im Auge behalten, dass die Künstlerin niemals ein reales traditionelles Muster malt. Sie verbindet verschiedene Regionen und erfindet eigene Ornamente. Wir sehen daher nie einen existierenden Teppich, immer die Idee des Teppichs, seine Essenz. Das ist gleichbedeutend mit der Herauslösung der Essenz einer Tradition, die ästhetisch und kulturell das Herzstück einer Kultur umschreibt. Man mag kulturelle Einflüsse entdecken, was so legitim wie begrüssenswert ist. Manche Betrachter mögen an Alex Katz denken, andere wiederum sehen Matisse aufblitzen, Das jedoch verdeutlicht visuell die wesenhafte Einheit künstlerischen Strebens. Auch die Distanz-Situation Bild–Betrachter ist fordert, wahrgenommen zu werden. Befindet man sich zu weit weg vom Motiv, bekommt man nur einen generellen, detailarmen Eindruck. Rückt man indessen zu nahe heran, verliert man die Übersicht über das, was man eigentlich wahrnimmt. Adlers Bilder streben an, eine Position zu finden, die es dem Betrachter ermöglicht, Dinge auch an der Grenze möglichen Betrachtens zu sehen, wobei über Nähe und Ferne reflektiert wird, und, natürlich, über die Modalitäten der Positionsbestimmung in der Umgebung – und damit in der Welt. Das ist, in der Tat, ein wahrlich wichtiger Zweck von Kunst.

 

(1) Das ist eine nicht allzu häufige, aber auch nicht ungewöhnliche ästhetische Strategie in Porträts, vor allem in der britischen Malerei des 18. Jahrhunderts, wie etwa im Porträt des Thomas Bowlby von Sir Joshua Reynolds, oder in seinem berühmten Selbstporträt als Rembrandt (1765, Indianapolis Museum of Art; 1780, Royal Academy, London)
(2) Raubtiere zeigen beim Beutemachen kein Wutgesicht, sondern ein eher entspannten Ausdruck, was für die "Unschuld" ihrer Handlungen spricht
(3) Siehe die Serie über Orientteppiche von Hans Eitzenberger in der WELT, von Januar 2007 an ff
(4) Sultan Adler in einem Brief an den Autor, 2018
(5) Sultan Adler in einem Brief an den Autor, 2018
(6) Vom "Fliegenden Teppich" bis zu Roald Dahls Höllenschlund in der Geschichte "The Wish", Penguin 2012, Erstveröffentlichung früher
 






  • 10.10.2021 - 05.11.2021
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    Mi-Fr: 13 bis 18 Uhr
    Sa: 11-16 Uhr
    nach Vereinbarung

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