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Eröffnung des steirischen herbst ’22 mit der Ausstellung „Ein Krieg in der Ferne“ in der Neuen Galerie Graz

Am Donnerstag, den 22. September eröffnet der steirische herbst ’22. Mit Ein Krieg in der Ferne beleuchtet die 55. Ausgabe des Festivals in einem dichten Programm an Ausstellungen, Performances und Diskussionen die anhaltende Präsenz von Kriegen in unmittelbarer Nähe zur Steiermark, zu Österreich und Westeuropa – ein Thema, das mental gerne auf Abstand gehalten wird.

Unter der kuratorischen Leitung von Intendantin und Chefkuratorin Ekaterina Degot erarbeitet der steirische herbst bereits zum fünften Mal ein Festivalkonzept an der Schnittstelle zwischen dokumentarischer Realität und künstlerischer Fiktion: „Dieses Jahr überschattet die grausame Realität des russischen Angriffs auf die Ukraine alles andere“, so Degot. Eine Ausstellung von Filmen ukrainischer Künstler*innen sowie Filmen über die Ukraine vor und während des Krieges hat im Juli als Prolog zum steirischen herbst die russische Invasion schon genauer beleuchtet. Die meisten dieser Videoarbeiten sind ab 22. September auf der Festivalwebsite erneut zu sehen. „Der andauernde Krieg veranlasst uns nun, auch andere Kriege, die in die Geschichte des steirischen herbst eingeschrieben sind, zu überdenken und neu zu betrachten. Der Kalte Krieg und die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg haben die Anfangsjahre des Festivals stark beeinflusst. Spätere Ausgaben fanden statt, als gleich nebenan die Jugoslawienkriege wüteten. Diese nahen Fronten wurden gerne aus dem Blickfeld geschoben, verdrängt und ignoriert. Was bedeuten sie in der heutigen, postpandemischen Atmosphäre, in einer von Isolation geprägten Gesellschaft?“ Die kuratorische Fiktion verwandelt heuer einen Teil des steirischen herbst in ein klassisches Kunstmuseum. Herzstück des Festivals ist eine umfassende Ausstellung in den Räumen der Neuen Galerie Graz, für die der historische Eingang in der Neutorgasse wieder geöffnet wird. Skulpturen der ukrainischen Künstlerin Zhanna Kadyrova rahmen den Eingang. Sie bestehen aus Materialien, die von der Front in der Ukraine stammen. In glatte, generische Formen verwandelt, verweisen sie prägnant auf die Kommerzialisierung des Krieges in der Kunstwelt. Mit neuen Auftragsarbeiten wie diesen erzählt Ein Krieg in der Ferne eine sehr subjektive Geschichte von Kriegen und Konflikten. Die Ausstellung inszeniert eine Reihe von Begegnungen zwischen Kunstwerken des 19. und 20. Jahrhunderts aus der Sammlung der Neuen Galerie Graz, von denen viele zum ersten Mal überhaupt oder seit langem wieder gezeigt werden, und zeitgenössischen Werken, die meisten davon im Dialog mit der Sammlung neu entstanden.

Ein Krieg in der Ferne: Ausstellung
Erstaunlich viele Werke in der Sammlung der Neuen Galerie Graz weisen auf Kriege in der Ferne hin. Heute, mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine, werden viele dieser verdrängten und verschwiegenen Geschichten wieder zum Vorschein gebracht. Sie zeigen ein zwischen Ost und West geteiltes Europa, in dem sich Kriege und ihre Folgen unaufhörlich in die Struktur des täglichen Lebens einschreiben. In der Ausstellung geht es jedoch nicht nur um kriegerische Auseinandersetzungen. Sie befasst sich mit verschiedenen verdrängten Gewalt- und Konfliktstrukturen, wie sie in Kunstwerken der Vergangenheit auftauchen. Der Fokus liegt auf narrativer und figurativer Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts, oft offen politisch, von beiden Seiten des Links-Rechts-Spektrums, und oft aus Osteuropa. Das Interesse der Neuen Galerie Graz an dieser Region war seit den 1960er-Jahren wegweisend, aber auch von kryptokolonialen Vorurteilen gegenüber den ehemaligen habsburgischen Herrschaftsgebieten geprägt. Mit ihrem kuratorischen Narrativ erforscht die Ausstellung die künstlerische Reflexion einer zunehmend polarisierten Welt, die durch den Zerfall von Imperien, anhaltendem Kolonialismus und zunehmenden Klassenkämpfen geprägt ist. Dabei stellt sie auch die Frage, was das für die tiefere Politik des Festivals selbst bedeutet.

Eröffnung und Performance-Premieren
Zur Festivaleröffnung am Grazer Hauptplatz am 22. September um 17:00 erinnert Raed Yassin an den libanesischen Bürgerkrieg. Im Anschluss an die traditionelle Eröffnungsrede der Intendantin greift The Theatricality of a Postponed Death eine theatrale Puppenparade aus den 1980er-Jahren in Beirut auf und thematisiert künstlerischen Widerstand gegen alle Hindernisse, auch gegen die des Krieges. Die Performance endet im Joanneumsviertel, wo um 18:30 die Ausstellung Ein Krieg in der Ferne offiziell eröffnet. Mit der Ausstellungseröffnung beginnt auch die Dauerperformance Margit, Maya, and Vanessa von Augustas Serapinas in der Neuen Galerie Graz, die bis 25.9. während der Museumsöffnungszeiten zwischenmenschliches Handeln zu Kriegszeiten zum Thema macht. Vertraute Räume werden zu Verstecken, und Serapinas lenkt die Aufmerksamkeit auf Details, die man normalerweise übersieht.

Im Verlauf des Festivals werden weitere Themen und Erinnerungen an Kriege und Konflikte in neuen Auftragsproduktionen aktiviert. In A Safe Space for Male Bodies beschäftigt sich Giacomo Veronesi mit jenen, die in Kriegszeiten mobilisiert werden: junge Männer, deren Körper im Namen des Friedens ausgebildet, bewaffnet und schließlich zerstört werden könnten (8.10. und 9.10., 18:00, 19:30 und 21:00). Am 8.10. um 22:00 gibt es im Rahmen eines Eat and Greet mit dem Künstler die Möglichkeit, über die Arbeit zu sprechen und Fragen zu stellen.

Mit Emancipation of Wonder entwickeln Navaridas & Deutinger auf Basis von Workshops mit Volkschulkindern während des Festivals performative Führungen für Erwachsene, bei denen sie im Dezember Kunstwerke von Ein Krieg in der Ferne ohne die Vorurteile der Erwachsenen und mit der einzigartigen Poetik des kindlichen Sehens betrachten (1.12., 2.12., 3.12., 8.12., 9.12. um 17:00).






  • 22.09.2022 - 08.01.2023
    Ausstellung »
    Universalmuseum Joanneum »

    steirischer herbst ’22
    Ein Krieg in der Ferne
    Festival 22.9.–16.10.22
    Eröffnungstage 22.9.–25.9.22
    Ausstellungsdauer: 23.09.2022-12.02.2023
    Di–So 10:00–18:00

    Kurator*innen der Ausstellung:
    Ekaterina Degot mit David Riff, Christoph Platz, Mirela Baciak, Barbara Seyerl (steirischer herbst), mit kuratorischer Beratung von Gudrun Danzer und Günther Holler-Schuster (Neue Galerie Graz / Universalmuseum Joanneum)
    Zur Eröffnung erscheint ein detaillierter Ausstellungsführer, der kostenlos in der Neuen Galerie Graz und im Besucher*innen- und Pressezentrum erhältlich ist.

    Besucher*innen- und Pressezentrum steirischer herbst
    Sackstraße 17, 8010 Graz
    13.9.–16.10.
    Di–So 10:00–18:00

    Infopoint Neue Galerie Graz
    Neutorgasse 45 (historischer Eingang), 8010 Graz
    23.9.–16.10.
    Di–So 10:00–18:00
     

     



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  •  Wolfgang Muchitsch (wissensch. Geschäftsführer Universalmuseum Joanneum), Ekaterina Degot (Intendantin steirischer herbst), Peter Peer (Leiter Neue Galerie Graz) vor einem Teil der Arbeit von Zhanna Kadyrova, "Harmless War" (2022), Foto: UMJ/J.J. Kucek
    Wolfgang Muchitsch (wissensch. Geschäftsführer Universalmuseum Joanneum), Ekaterina Degot (Intendantin steirischer herbst), Peter Peer (Leiter Neue Galerie Graz) vor einem Teil der Arbeit von Zhanna Kadyrova, "Harmless War" (2022), Foto: UMJ/J.J. Kucek
    Universalmuseum Joanneum
  •  Die Ausstellung "Ein Krieg in der Ferne" beleuchtet die anhaltende Präsenz von Kriegen in unmittelbarer Nähe zur Steiermark, Österreich und Westeuropa, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek
    Die Ausstellung "Ein Krieg in der Ferne" beleuchtet die anhaltende Präsenz von Kriegen in unmittelbarer Nähe zur Steiermark, Österreich und Westeuropa, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek
    Universalmuseum Joanneum