Museum Fünf Kontinente
Der Kolonialismus in den Dingen
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Ausstellung21.06.2024 - 19.01.2025
»Wann ist ein Kunstwerk kolonial?« Dieser Frage widmet sich die Sonderausstellung Der Kolonialismus in den Dingen und setzt sich dabei kritisch mit der kolonialen Vergangenheit des Museums Fünf Kontinente auseinander.
Gezeigt werden einzigartige historische Zeugnisse, die in der Kolonialzeit nach München gelangten und heute vielfach als Meisterwerke gelten. Neben Schlüsselwerken der postkolonialen Debatte wie dem Schiffschnabel der Bele Bele aus Kamerun oder Benin-Bronzen aus Nigeria stehen Kunst und Kulturgüter aus Tansania, Namibia, Indien und Pakistan, China, Neuguinea, den Philippinen sowie Samoa. Die Auswahl umfasst Alltagsgegenstände ebenso wie Werke von großer spiritueller, politischer oder künstlerischer Bedeutung. Der Kolonialismus in den Dingen dokumentiert, wie diese Dinge in europäisch beherrschten Kolonialgebieten geraubt, gekauft, getauscht oder als Geschenke angenommen wurden. Dabei werden die Gewalt, der Rassismus sowie der Versuch, die Kulturen der Kolonisierten zu verdrängen, deutlich sichtbar. Denn all das ging mit kolonialer Aneignung einher.
Inhaltlich gliedert sich die Ausstellung in drei historische Etappen. Sie widmet sich zunächst frühen kolonialen Aneignungen Mitte des 19. Jahrhunderts, bevor Deutschland selbst zur Kolonialmacht wurde. Exemplarisch vorgestellt werden Persönlichkeiten wie die Münchner Gebrüder Schlagintweit, die Missionarin Xaveria Berger oder der Apotheker Heinrich Rothdauscher und die von ihnen zusammen- getragenen Sammlungen aus dem britisch beherrschten Indien oder den von Spanien kolonisierten Philippinen.
Im zweiten Teil und somit im Zentrum der Ausstellung steht die Zeit deutscher Kolonialherrschaft (1884–1918). Die Bestände aus Kolonialkriegen in Kamerun (1884), China (1900/01), Namibia (1904/05) und Tansania (1905/08) zeigen den Einbruch des Kolonialen in viele Gesellschaften, der mit dem Raub von großen Mengen Kulturguts einherging. Wichtige Konvolute gelangten über die Besatzungen von Kanonenbooten der Kaiserlichen Marine nach Deutschland. Die Ausstellung rückt sie und die von ihnen ausgeführten Gewalttaten (»Strafexpeditionen«) in Ozeanien in den Blick: »Säbel, Waffenröcke, Revolver, Photographieen, Bücher und ethnographische Seltenheiten in buntem Durcheinander«, so beschreibt der Journalist Hugo Zöller 1881 die Kajüten voller Ethnographica. Gleichzeitig geht die Ausstellung auf Persönlichkeiten aus den kolonisierten Gesellschaften ein, die Widerstand leisteten oder die die asymmetrischen Machtbeziehungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten gestalteten.
Der dritte Teil der Ausstellung zeigt ein Museum im Übergang, das einen verantwortungsvollen Umgang mit seiner Geschichte und seinen Sammlungen anstrebt. Impulse von außen – sowohl von Herkunfts- gemeinschaften als auch einer kritischen Zivil- und Stadtgesellschaft – gaben und geben den Anstoß, sich mit der eigenen kolonialen Vergangenheit und ihrer Gegenwärtigkeit auseinanderzusetzen.
Darüber hinaus zeichnet Der Kolonialismus in den Dingen die Entwicklung des Museums Fünf Kontinente nach, das in den Jahrzehnten um 1900 zu einer Einrichtung des deutschen Kolonialismus wurde. Historische Fotografien und Dokumente vermitteln eindrücklich, wie Objekte im kolonialzeitlichen Museumskontext eingesetzt wurden, um rassistische Ideologien zu untermauern und den Kolonialismus zu legitimieren. Die einst als Trophäen kolonialer Eroberung ausgestellten Werke verweisen auf regionale Verflechtungen des Museums in Bayern und transportieren koloniale Vorstellungen von Männlichkeit. Dinge wie der Dolch des Abushiri ibn Salim al-Harthi, erbeutet während der Eroberung der Küste Ostafrikas, wurden als Zeugnisse bayerischen Kolonialheldentums ausgestellt.
Zentrale Beiträge in der Ausstellung stammen von Forscherinnen und Forschern aus Kamerun und Tansania. Der Germanist und Kultur- wissenschaftler Prof. Dr. Albert Gouaffo und die Archäologin Dr. Nancy Rushohora erläutern die Auswirkungen der kolonialen Epoche für ihre Communities und stellen die Bedeutung einzelner Objekte heraus. Die Historikerin und Lyrikerin Alma Simba aus Daressalam hat für die Ausstellung eine lyrische Intervention mit dem Titel Cold Hubris zur Verfügung gestellt, die eine einzigartige Verbindung von Kunst und Erinnerungsarbeit darstellt. Denn der mit dem Raub großer Mengen an Kulturgut verbundene kulturelle Verlust in den ehemaligen deutschen Kolonien ist bis heute spürbar. 
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21.06.2024 - 19.01.2025
Dienstag – Sonntag
9.30 – 17.30 Uhr