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Wege zur Unsterblichkeit. Altägyptischer Totenkult und Jenseitsglaube

Nationalbibliothek Wien

Begräbnisse im Land am Nil: eine teure Angelegenheit Der Tod war im alten Ägypten eine teure Angelegenheit. Die reichhaltige Schau informiert daher auch über die sozialgeschichtlichen Hintergründe des Totenkults und den erheblichen finanziellen wie administrativen Aufwand, den ein Weiterleben im Jenseits damals verursachte. So sind aus Ägypten mehrere Tausend Mumientäfelchen bekannt, von denen sich heute 73 Stück in der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek befinden. Die Holztäfelchen waren ursprünglich an Mumien befestigt und dienten zur Identifizierung der Verstorbenen. Zumeist in Griechisch oder Demotisch beschriftet, verzeichneten sie die Namen der Toten, manchmal auch Alter, Beruf und Herkunft. Sie dienten für den Transport der Verstorbenen von der Balsamierungswerkstätte zur Begräbnisstätte oder für die Überstellung in die Heimat durch gewerbliche Spediteure per Eselskarren oder Schiff.

Die Frachtgebühr, die für eine solche Überstellung anfiel, war aber nicht der einzige Kostenfaktor bei einem Begräbnis. Auch das Leinen, das für eine Mumifizierung benötigt wurde, musste bezahlt werden, ebenso wie die Kartonagen für die Totenmasken, der Sarg, die Anfertigung der diversen Grabbeigaben oder die Trauerarbeit der Klagefrauen. Welch kostspielige Angelegenheit eine Bestattung sein konnte, überliefern ein Papyrus aus dem 2./3. Jh. n. Chr., der akribisch die Ausgaben für eine Bestattung abrechnet, wie auch eine mehr als 1000 Jahre ältere Tonscherbe. Sie berichtet von einer Graböffnung um 1159 v. Chr., bei der neben dem Sarkophag auch ein Klappstuhl aus Elfenbein, zwei Betten, Gewänder und Sandalen, Gefäße aus Granit und Alabaster, Medizin, Kamm und Rasiermesser gefunden wurden.

Wer Ausgaben und Mühen scheute, musste mit göttlichen Konsequenzen rechnen. Davon erzählt in der Ausstellung einer der ältesten erhaltenen Papyri in griechischer Sprache: Die „Klage der Artemisia“ aus dem 4. Jh. v. Chr. Artemisia berichtet darin, dass der Vater dem gemeinsamen verstorbenen Kind das teure Begräbnisritual vorenthalten habe. Als Strafe bittet sie den Totengott Osiris, auch ihm das Begräbnis zu verweigern und ihm damit das Kostbarste der Ägypter zu nehmen: den Weg zur Unsterblichkeit.

Höhepunkte altägyptischen Totenkults aus 1500 Jahren Das Totenbuch der „Taruma“ Das Totenbuch der „Taruma“ ersteckt sich über zwei Papyrusrollen und hat eine Gesamtlänge von mehr als acht Metern. Es stammt aus ptolemäischer Zeit (etwa 3./2. Jh. v. Chr.) und ist in hieratischer Schrift verfasst. Die darauf befindliche Darstellung des Totengerichts besticht durch die kunstfertige Feinheit der Ausführung.

Die Inhaberin des Totenbuchs, deren Name als „Taruma“ gelesen werden kann, war Musikantin des Gottes Ptah. Am Ende der oberen Rolle stellt Spruch 110 das Leben der Verstorbenen in den Gefilden des Jenseits dar, wo sie im Ackerbau tätig ist. Die zweite Rolle beeindruckt vor allem durch die Darstellung des Totengerichts und zeigt „Taruma“ bei ihrer Einführung in die Gerichtshalle durch Maat, die Göttin der Wahrheit und Gerechtigkeit. Dort wird das Herz der Verstorbenen gegen die Göttin gewogen. Um das Gericht von ihrer Unschuld zu überzeugen, sagt „Taruma“ am oberen Bildrand ein negatives Sündenbekenntnis vor dem Totengott Osiris und 42 Totenrichtern auf. Ursprünglich lag der Idee einer letzten Prüfung in Form eines Totengerichts eine ethische Konzeption zugrunde. Da das Totenbuch bereits das positive Urteil des Gerichts darstellt, scheint durch magische Vorwegnahme im Diesseits versucht worden zu sein, das jenseitige Schicksal günstig zu beeinflussen.

Das Totenbuch des Sesostris
Beim Totenbuch des Sesostris aus dem 15. Jh. v. Chr. handelt es sich um das älteste Objekt aus den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek. Die bunt gestaltete Totenbuchrolle hat eine Länge von sechs Metern und zeigt den Weg der Verstorbenen durch das Jenseits der Ägypter. Die Rolle gehörte dem Schreiber und Rinderzähler Sesostris. Sein Totenbuch, von dem der Anfang leider fehlt, enthält über 20 magische Sprüche, die in Kolumnen angeordnet und in Kursivhieroglyphen geschrieben sind. Der Fließtext ist in schwarz, Überschriften und besonders hervorzuhebende Textpassagen sind in rot gehalten. Typisch für Totenbücher aus dem Neuen Reich sind die retrograden (rückläufigen) Schriftzeichen, deren genaue Bedeutung noch nicht geklärt ist. Jeder Spruch zeigt am Beginn eine Überschrift, auf welche die formelhafte Phrase folgt, dass der Verstorbene den Text rezitieren müsse, damit er für ihn wirksam wird. Im Spruch 100 ist Sesostris auf der Barke im Gefolge des Sonnengottes Re zu sehen, gemeinsam mit Thot, dem Gott der Weisheit, der Göttin Maat und weiteren Göttern. Am Ende der Rolle sind Sesostris und seine Gattin Pa-ichu vor dem reich gedeckten Opfertisch dargestellt – im Übrigen die einzige Stelle, wo Pa-ichu erwähnt wird. Die Opfertischszene zeigt an, dass das Fortbestehen eines Menschen im Jenseits nur dann gesichert war, wenn sich auch die Nachkommen um die Versorgung des Verstorbenen kümmerten und wenn man im Diesseits für genügend Grabbeigaben gesorgt hatte.








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