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Erich Sokol

Gnadenlos Genial

Erich Sokol

Erich Sokol war stets in einem Konflikt, einerseits seinen Aufträgen nachkommen zu müssen, andererseits das Studienangebot bestmöglich zu nützen. Amerika bot dem jungen Karikaturisten neben der Möglichkeit zur Fortbildung, auch die Chance des Kennenlernens einer anderen Kultur, eine große Vielfalt an Eindrücken und berufliche Kontaktmöglichkeiten. Seine künstlerische und sozialkritische Auseinandersetzung mit Amerika führte zu einer Serie satirischer Charakterstudien, die er in Buchform veröffentlichen wollte.

„I hab im Herbst schon mit Henry Regnery Company an Gedanken erstens amal gefasst, und dann hab i a Arbeiten vorgelegt und immer mehr vorgelegt für a Buch von mir. Und die waren zunächst amal von der Idee unerhört begeistert, komischerweise, jedenfalls sie wollten von mir a Buch veröffentlichen. Das Buch sollte zum Gegenstand haben überhaupt Amerikaner an sich, und zwar is des a Sammlung von Amerikanern, von amerikanischen Charakteren.“ Erich Sokol

Die Grundlage von Sokols Buchidee bildete wohl die kleine, noch am „Institute of Design“ angefertigte Serie von Radierungen amerikanischer „Typen“. Sokol fügte noch etliche Charakterdarstellungen hinzu. An Motiven mangelte es jedenfalls nicht. Während seines bereits mehr als ein Jahr dauernden Amerika-Aufenthalts hatte der Künstler ausgiebig Gelegenheit gehabt, Land und Leute kennenzulernen und zu studieren.

„Der lächerliche Aspekt des Menschen ist für mich genauso offensichtlich wie die ihm innewohnende Tragik. Dass wir nicht sehen, wie nahe diese beiden Aspekte in uns und unserer Umgebung beieinander liegen oder es vorziehen, sie zu ignorieren, macht uns sogar noch lächerlicher. Die Absicht dieses Buches ist es, zu zeigen, dass normale Leute in ihrer normalen Umgebung mit ihrer normalen Alltagsroutine unabsichtlich von tragischer Lächerlichkeit und von lächerlicher Tragik sind. Diese Wahrheit ist der simple „Gag“ in all meinen Bildern.“ Erich Sokol

Sokol schuf rund siebzig satirische Zeichnungen, die nicht nur eine charakteristische Studie seines Gastgeberlandes darstellten, sondern auch seine Auffassung von Karikatur wiedergaben. Es war kein Auftragswerk, hatte sich keinen vorgegebenen Regeln zu unterwerfen gehabt, es war ganz Sokol, der Höhepunkt seines bisherigen Schaffens.

Der ursprünglich an der Veröffentlichung interessierte Verlag zog sich schließlich doch in letzter Minute zurück. Die Zeichnungen schienen ihm zu kritisch, der Verkaufserfolg unsicher. Schließlich gelang es mit Hilfe einer Agentin den Verlag „Harper & Brothers“ dafür zu begeistern. 1960 erschien das Buch in New York, später in Lizenzauflage auch in England.

Obwohl es in Österreich nicht auf den Markt kam, zeigte es auch hier Wirkung. Sokols Erfolge in Übersee und vor allem die reiche Palette an einschlägigen Erfahrungen aus dem Bereich des Druckwesens trugen wohl entscheidend dazu bei, dass ihm 1960 von der Arbeiter-Zeitung eine Anstellung als „Editorial Cartoonist“ angeboten wurde, und zwar als Fixanstellung, was damals für einen politischen Karikaturisten ganz und gar unüblich war.

Erich Sokol, der Maler Sokol,
Ein weiterer Teil der Ausstellung widmet sich einer weniger bekannten Facette seines Schaffens: der Malerei. Die am „Institute of Design“ im Bereich der Fotografie und Druckgrafik geübten Gestaltungsmittel bildeten in den 1960er Jahren die Grundlage für Sokols „freie“ malerische Arbeit. Neben seiner Tätigkeit als Karikaturist schuf er Fotoarbeiten mit collageartig arrangierten Motiven und setzte diese in ähnlicher Weise malerisch um. 10 Gemälde aus dieser Periode komplettieren diese Schau, darunter das bekannte Porträt Helmut Qualtingers, das ihn 1967 in der Garderobe des Volkstheaters zeigt. Darüber hinaus entwarf Sokol auch zahlreiche Schallplattencovers, u.a. das legendäre Cover für Helmut Qualtingers „Schwarze Lieder“. Die Objekte zeigen nicht nur eine spannende „neue“ malerische Position, sondern vervollständigen das Gesamtbild des Künstlers.

Erich Sokol – Gnadenlos genial
In Österreich ist Erich Sokol durch seine liebenswürdig-charmanten, nicht minder scharf- pointierten Karikaturen bekannt. Vor allem seine Porträts von berühmten Zeitgenossen - psychologische Charakterstudien ersten Ranges - weisen Erich Sokol als Großmeister der Karikatur aus. Seine langjährige Tätigkeit für die Kronen Zeitung und die Bühne brachte diese starke Seite Sokols hervor. Jeden Samstag stellte er seine außergewöhnlichen Fähigkeiten als politischer Karikaturist auf der Titelseite und in Farbe unter Beweis. Von 1975 bis Mitte der 1980er konnte man einmal wöchentlich die Sokol‘sche Weltsicht genießen. In der Ausstellung begegnen BesucherInnen berühmten Typen und Charakteren aus Politik, Medien, Sport, Kunst und Theater – Publikumslieblingen wie Annie Rosar, Paula Wessely, Gusti Wolf über Johannes Heesters, Hans Moser, Paul Hörbiger, Josef Meinrad bis hin zu Otto Schenk, Helmut Qualtinger, Fritz Muliar und natürlich Karl Merkatz. Was mit der Serie „American Natives“ in Form einer allgemeinen Charakterstudie von amerikanischen Typen begonnen hatte, war von Sokol zur wahrer Porträtkarikatur verfeinert worden. Er ergründete und charakterisierte, wie kaum ein anderer, das Wesen der Porträtierten. Obwohl er schonungslos bloß stellte, galt es als Auszeichnung vom Meister der Karikatur aufs Korn genommen zu werden.








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  • Erich Sokol Amerika wird renoviert, 1981 Provenienz: Sammlung des Landes Niederösterreich Foto: Christoph Fuchs © Erich Sokol Privatstiftung, Mödling
    Erich Sokol Amerika wird renoviert, 1981 Provenienz: Sammlung des Landes Niederösterreich Foto: Christoph Fuchs © Erich Sokol Privatstiftung, Mödling
    Karikaturmuseum Krems
  • Erich Sokol Kreiskys Geldscheisser, 1981 Provenienz: Erich Sokol Privatstiftung, Mödling © Erich Sokol Privatstiftung, Mödling
    Erich Sokol Kreiskys Geldscheisser, 1981 Provenienz: Erich Sokol Privatstiftung, Mödling © Erich Sokol Privatstiftung, Mödling
    Karikaturmuseum Krems
  • Erich Sokol Konrad Lorenz, 1989 Provenienz: Sammlung des Landes Niederösterreich Foto: Christoph Fuchs © Erich Sokol Privatstiftung, Mödling
    Erich Sokol Konrad Lorenz, 1989 Provenienz: Sammlung des Landes Niederösterreich Foto: Christoph Fuchs © Erich Sokol Privatstiftung, Mödling
    Karikaturmuseum Krems
  • Erich Sokol Die Wiener Sängerknaben, 1979 Provenienz: Erich Sokol Privatstiftung, Mödling © Erich Sokol Privatstiftung, Mödling
    Erich Sokol Die Wiener Sängerknaben, 1979 Provenienz: Erich Sokol Privatstiftung, Mödling © Erich Sokol Privatstiftung, Mödling
    Karikaturmuseum Krems
  • Erich Sokol Evergreens, 1979 Provenienz: Sammlung des Landes Niederösterreich Foto: Christoph Fuchs © Erich Sokol Privatstiftung, Mödling
    Erich Sokol Evergreens, 1979 Provenienz: Sammlung des Landes Niederösterreich Foto: Christoph Fuchs © Erich Sokol Privatstiftung, Mödling
    Karikaturmuseum Krems
  • Erich Sokol Herr Strudl im Kaffeehaus, 1994 Provenienz: Erich Sokol Privatstiftung, Mödling © Erich Sokol Privatstiftung, Mödling
    Erich Sokol Herr Strudl im Kaffeehaus, 1994 Provenienz: Erich Sokol Privatstiftung, Mödling © Erich Sokol Privatstiftung, Mödling
    Karikaturmuseum Krems
  • Erich Sokol Karl Merkatz als Edmund "Mundl" Sackbauer, 1978 Provenienz: Sammlung des Landes Niederösterreich Foto: Christoph Fuchs © Erich Sokol Privatstiftung, Mödling
    Erich Sokol Karl Merkatz als Edmund "Mundl" Sackbauer, 1978 Provenienz: Sammlung des Landes Niederösterreich Foto: Christoph Fuchs © Erich Sokol Privatstiftung, Mödling
    Karikaturmuseum Krems