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Inside Out.

Inside Out. Einblicke in Mode

Inside Out.

Verfremdung
Seit den 1980er Jahren durchbrechen avantgardistische Designer die vorherrschende Ästhetik des Neuen und Perfekten mit ihren Entwürfen. Sie folgen anderen Gestaltungsprinzipien und sind beeinflusst von Kunstströmungen und der Jugendkultur wie die Arte Povera und der Punk. Auch greifen sie zurück auf Ideen, die in Notzeiten wie jene nach dem Zweiten Weltkrieg entstehen. Die aus Resten zusammengesetzten Kleidungsstücke wirken oft überraschend modisch. Ein zusammengesetzter Trenchcoat mit vier Ärmeln von Martin Margiela ist das Ergebnis dieses neuen Gestaltungsprinzips.

Als zur gleichen Zeit Nähte nach außen gekehrt, Säume nicht mehr geschlossen und Taschenbeutel oder andere Elemente aus dem Innenleben von Kleidung zur Schau gestellt werden, wird der aus der Kunst und Philosophie entlehnte Begriff Dekonstruktion erstmals auch auf Mode angewendet. Auch die außergewöhnlich farbstarken Modelle aus Filz von Rei Kawakubo (Comme des Garçons) unterscheiden sich diametral von den herkömmlichen Entwürfen anderer Designer. Die flachen, geometrischen, übergroßen Formen, die sie für die Wintersaison 2012/2013 entwirft, scheinen vom Körper abgekoppelt zu sein und entfalten doch eine überraschende Eleganz, wenn sie getragen werden. Ins Überdimensionale aufgeblasene Punktmuster, Rosenblüten, Camouflage- oder Raubtierdrucke persiflieren gängige Stoffdessins.

Verformung
Kleidung manipuliert die natürlichen Körperformen beider Geschlechter, besonders aber die der Frau. Das führt dazu, dass sie die Bewegungsfreiheit der Trägerin mitunter erheblich einschränkt. Aktuelles Modedesign greift immer wieder historische oder kulturelle Referenzen auf und verarbeitet sie zu neuen, gelegentlich extremen Formen. Historische Beispiele in der Ausstellung zeigen verschiedenen Verformungen des Körpers durch Kleidung: Die Überformung von Schulterlinie und Ärmeln bei einem Sommerkleid mit Keulenärmeln von ca. 1825, die ein Einengung von Oberkörper und Taille durch Schnürung mit einem Mieder, (18. Jh.), die Betonung des Gesäßes mit Hilfe einer Tournüre (um 1880) oder die Einschnüren durch Kleider mit langen, sehr engen Röcken. Eine aktuelle Interpretation und Zuspitzung des Themas „bis zur Bewegungsunfähigkeit schön“ ist ein Kleid aus der Sommerkollektion 2012 von Comme des Garçons. Ein elastischer Schlauch verpackt die Trägerin nahezu vollständig und lässt nur Öffnungen für Gesicht und Füße zu, für die Hände gibt es lediglich zwei Öffnungen in Hüfthöhe.

Videoarbeiten ergänzen die gezeigten Mode-Objekte. Das Video Divina und das Haut-Kleid aus dem Projekt Il sarto immortale (1999) der italienischen Künstlerin Alba D’Urbano verdeutlichen beispielsweise die Ambivalenz von Kleidung und Körper. Das Innere ist nach außen gekehrt. Kleid und Jacke werden zum Abbild des unbekleideten Frauenkörpers und bekommen in ihrer ungeschönten Nacktheit etwas sehr Verletzliches.

Designerinnen und Designer: AF Vandevorst; Azzedine Alaïa (*um 1940); AwA Belgian Design Studio; Walter van Beirendonck (*1957); Bless | Desiree Heiss (*1971), Ines Kaag (*1970); Comme des Garçons | Rei Kawakubo (*1942); Roberta di Camerino | Giuliana Coen Camerino (1920-2010); Bart Hess (*1984); Hussein Chalayan (*1970); John Galliano | Bill Gaytten (*1960); Gianfranco Ferré (1944-2007); Iris van Herpen Haute Couture | Iris van Herpen (*1984); JOOP! | Wolfgang Joop (*1944); Milan Knižak (*1940); Fridtjof Linde (*1977); Maison Martin Margiela | Martin Margiela (*1957); Maison Martin Margiela für Hennes & Mauritz; Alexander McQueen (1969-2010); Meadham Kirchoff | Edward Meadham, Benjamin Kirchhoff; Moschino | Rosella Jardini (*1952); Sibilla Pavenstedt (*1965); Poster Dress 1st Edition | Harry Gordon (1930-2007); Gareth Pugh (*1981); Simone Rocha (*1986); Heinz Schulze-Varell (1907-1985); Alba D’Urbano Couture | Alba D’Urbano (*1955); Vivienne Westwood Man | Vivienne Westwood (*1941); Bernhard Willhelm (*1972); Wolford | Philippe Starck (*1949)

Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg dankt der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen für die herausragenden Neuerwerbungen, durch die diese Ausstellung realisiert werden konnte.






  • Wer hat Ihren Sessel entworfen? Wo wurde er gebaut? Und wer hat Ihren Lieblingspullover genäht?...
  • 07.06.2013 - 13.10.2013
    Ausstellung »

    Öffnungszeiten: Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 21 Uhr
    Eintrittspreise: 10 € / 7 €, Do ab 17 Uhr 7 €, bis 17 Jahre frei



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  • Alba D’Urbano Jackenkleid „Il Sarto Immortale“, Leipzig, 1999, Vorder- und Rückansicht Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen Foto: Maria Thrun
    Alba D’Urbano Jackenkleid „Il Sarto Immortale“, Leipzig, 1999, Vorder- und Rückansicht Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen Foto: Maria Thrun
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Iris van Herpen Snake Dress, Haute Couture, Amsterdam, 2011, Rückansicht Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen Foto: Maria Thrun
    Iris van Herpen Snake Dress, Haute Couture, Amsterdam, 2011, Rückansicht Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen Foto: Maria Thrun
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Iris van Herpen Snake Dress, Haute Couture, Amsterdam, 2011, Rückansicht Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen Foto: Maria Thrun
    Iris van Herpen Snake Dress, Haute Couture, Amsterdam, 2011, Rückansicht Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen Foto: Maria Thrun
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Maison Martin Margiela Mantel Maison, Paris, Herbst/Winter 2002/2003, Rückansicht Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen Foto: Maria Thrun
    Maison Martin Margiela Mantel Maison, Paris, Herbst/Winter 2002/2003, Rückansicht Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen Foto: Maria Thrun
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Maison Martin Margiela Abendkleider für H&M, Paris, Frühling/Sommer 1996, Rückansicht Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen Foto: Maria Thrun
    Maison Martin Margiela Abendkleider für H&M, Paris, Frühling/Sommer 1996, Rückansicht Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen Foto: Maria Thrun
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg