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Residenzgalerie Salzburg

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Residenzgalerie Salzburg

Ausstellungsraum 9
Das Spektakel der Räume I:
Die Suche nach dem absoluten Raum

Die perspektivische Darstellung, insbesondere die Zentralprojektion mit einem Fluchtpunkt auf der Horizontlinie – so lehrt es bereits die Renaissance – setzt einen einzelnen Betrachter voraus, der einen fixen Standort einnimmt. Diese Perspektivenlehre stützt sich auf die mathematische Formel der projektiven Geometrie. Der Grundgedanke ist der Wunsch, den dreidimensionalen Raum, so wie wir ihn optisch wahrnehmen, perspektivisch korrekt im Zweidimensionalen zu zeigen. Die große Bedeutung der innovativen Formeln des perspektivischen Zeichnens ist für Kunst und Architektur unübersehbar. In neuerer Zeit findet die projektive Geometrie Anwendung in den Programmen der 3D-Computergrafik. Der Blick fällt in einen auf drei Seiten abgeschlossenen, einer Schaubühne gleichenden Innenraum, wobei die zentralsymmetrische Anlage sehr oft bewusst durch die Linienführung eines geometrischen Bodenmusters betont wird. Das barocke Bild zerfällt zunehmend in einzelne fragmentierte Räume, die durch eine Art Montagetechnik aneinandergereiht werden. Räume reihen sich in einer rhythmischen Bindung aneinander. Deren ästhetische Verschränkung und die Betonung des Wandelbaren, das den Aspekt der linearen Zeit integriert, führen zu einer neuen Intensität des Sehens. Die Sehnsucht nach Weite und scheinbarer Endlosigkeit entfaltet sich in ausgedehnten Bewegungsfolgen.

Das Spektakel der Räume II:
Die Ungleichheit des Raumes

Die empirische Zentralperspektive gibt einen einzelnen verbindlichen Hauptpunkt auf und lässt das Bild für den Betrachter so erscheinen, als könne er es aus verschiedenen Positionen aus betrachten. Der spielerische Wechsel der bislang objektiven Größen eines Innen und eines Außen führen – etwa 200 Jahre vor Albert Einsteins Theorien von der Ungleichheit des Raumes – zu einer prekären Situation außerhalb des traditionell Erklärbaren. Das niederländische Architekturbild des 17. Jh.s stellt bevorzugt kirchliche Innenräume dar, aus denen der Betrachter erstmals keine einheitliche Vorstellung des Gesamtraumes gewinnt. Die verwirrende Raumgruppengliederung mit ständig wechselnden Durchblicken macht hinsichtlich des Gewölbeentwurfes vertiefende Überlegungen notwendig. Diese Architekturmalerei setzt einen sich bewegenden Betrachter voraus. Die Bewegung krümmt sich und ihr Richtungsverlauf kehrt sich mehrfach um. Dennoch erweckt der Architekturraum keine künstlich geschaffene Unordnung eines Labyrinths, sondern betont eine exakt kalkulierte Abfolge sich wiederholender Elemente. Diese komplexe Komposition wird mit Methoden moderner computergrafischer Modellierung in seinem vollständigen Raumvolumen ergänzt. Künstler: Robin Christian Andersen, Dirk van Deelen, Pierre-Nicolas Huilliot, Meister der Lieferinger Bilder, Hubert Robert, Sebastian Stosskopf, Jan Weenix der Jüngere, Emanuel de Witte

Ausstellungsraum 10
Die ins Unendliche gehende Falte:
Die Virtualität der Form und/oder
Chaos und Struktur

Das 17. Jh. ist das Zeitalter der Dynamik und großen Bewegungen, und widmet sich bevorzugt der Erforschung des Parallelogramms der Kräfte, der Erdmessung, Tonschwingungen, Fall- und Lichtgeschwindigkeit. Bislang unbestimmte Bewegungen, wie die Pendelschwingung und das Integral- und Differenzial werden berechnet. In der Kunst werden sinnliche Darstellungen von bislang unbekannten mikroskopischen Welten geschaffen, voll von Geheimissen und optischen Täuschungen. Erst im 20. Jh. konnten die derartig chaotischen, fraktal- geometrischen Systeme der Natur mathematisch berechnet werden. Die Kunst des Barock strotzt von affektvollen Bewegungen, Schallschwingungen, Strahlenbrechungen, Wellenbewegungen, Emanationen und Vibrationen, sodass Tiefe und Oberfläche ständig die Plätze tauschen und sich ineinander falten. Die Falte wird zum barocken Phänomen, das sich am besten in der zeittypischen gebauschten und unterfütterten Kleidung zeigt. Der in Falten gelegte Stoff folgt nicht der menschlichen Anatomie, sondern formt die barocke Persönlichkeit nach übergeordneten, bildimmanenten Gesetzen. Bordüren, ausladende Halskrausen, großzügige flatternde Mantelumhänge, geschlitzte und unterfütterte Wämser, dekorative Kräusellocken und überall changierende Vorhänge sind das Markenzeichen der Philosophie wie Mode dieser Zeit. So wie der Goldgrund und die raumstrukturierende Drapierung des Vorhangs ist nun die barocke Faltung ein Gegenentwurf zum zentralperspektivischen Raum der Renaissance. Der wissenschaftsorientierte Barock gibt den Elementen der Natur den Vorzug. Fließendes Wasser, Flammen, Luftströme, Brechung der Lichtstrahlen, schwere Wolkengebilde, urwüchsige Vegetation und schroffe Felsformationen sind unendliche Falten, die die virtuose Malkunst vor Augen führt. Künstler: Hendrik van Balen, Joos van Cleve, Aelbert Cuyp, Thomas Ender, Hermann Ober, Pietro Ricchi, Franz Steinfeld, Johann Georg Weikert






  • 05.06.2013 - 09.02.2014
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    Öffnungszeiten: Täglich: 10 – 17 Uhr; Schließzeiten: 04. – 29.11.2013; 24.12.2013
     



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