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Max Liebermann Wegbereiter der Moderne

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Zu diesem Zeitpunkt stand Liebermann im Zenit seiner Karriere: Er war Wortführer der Berliner Moderne, Präsident der Akademie der Künste, er residierte großbürgerlich am Pariser Platz, direkt neben dem Brandenburger Tor. „Ich bin in meinen Lebensgewohnheiten der vollkommenste Bourgeois; ich esse, trinke, schlafe, gehe spazieren und arbeite mit der Regelmäßigkeit einer Turmuhr.“ Die lange Reihe der Selbstbildnisse scheint diese Selbstcharakteristik vollauf zu bestätigen.

Die Spitzen der Gesellschaft Trotz der unerfreulichen Affäre um das Petersen-Porträt von 1891, sollte dieser Auftrag den Beginn von Liebermanns Karriere als „Bildnismaler der Nation“ einleiten. Nach der Jahrhundertwende stieg er zum gefragtesten Porträtisten der feinen Berliner Gesellschaft auf. Eine ganze Generation von Direktoren, Professoren, Geheimräten und Vertretern der kulturellen Elite saß dem Künstler Modell. Auch in den bewegten Zeiten der Weimarer Republik galt es in bestimmten gesellschaftlichen Kreisen als schick, sich von Liebermann porträtieren zu lassen.

Die Modelle wechselten, die doch vom Künstler einmal gefundene Darstellungsformel behielt ihre Gültigkeit: Die Porträtierten werden ohne narrative Details erfasst, ein Interieur wird nur angedeutet. Wer sich ein echtes Liebermann-Porträt leisten konnte, musste auch die wenig schmeichelnde Malweise hinnehmen. Vielleicht ist Liebermann deshalb kein „Frauenmaler“ geworden. Erst in den späten Jahren schuf er einige bemerkenswerte Bildnisse von Frauen, deren körperliche wie psychologische Präsenz eine erotische Note enthält.

Das zweite große Thema Liebermanns in dieser Zeit ist die Welt der eleganter Häuser und kultivierten Gärten, das Ineinander aus Licht und Vegetation, wie er es in seinem Anwesen am Wannsee erleben konnte.

Das Paradies am Wannsee
Das repräsentative Haus Max Liebermanns am Pariser Platz war kaum zu verfehlen: „Gleich links, wenn man in Berlin reinkommt“, so der Volksmund. Nicht nur topografisch, auch gesellschaftlich befand man sich hier im Mittelpunkt der deutschen Hauptstadt. Hieempfingen Max und Martha Liebermann ihre Gäste und hier befand sich die berühmte Kunstsammlung des Malers, deren Schwerpunkt die Bilder französischer Impressionisten bildeten.

Und doch war es die Erfüllung eines Lebenstraums, als Liebermann 1909 ein Seegrundstück am Großen Wannsee erwarb. Er ließ hier ein vornehmes Landhaus errichten und einen großzügigen Garten anlegen. Diese Sommerresidenz sollte nicht nur der Entspannung, sondern auch der künstlerischen Inspiration dienen. Und in der Tat verdankt sich das fulminante Alterswerk des Künstlers diesem herrlichen Fleckchen Erde.

Liebermann war stolz darauf, das Anwesen mit dem Ertrag seiner eigenen Arbeit finanziert zu haben: „Sehen Sie, diese zehn Finger haben alles in zwei Jahren ermalt, Grundstück, Haus, Gartenanlage und Einrichtung.“ In über 200 Gemälden hielt er sein „Paradies am Wannsee“, immer blühend und sonnenbeschienen, aus unterschiedlichen Blickwinkeln fest.

„Auf der eigenen Scholle“
Mit dem Traum vom Haus im Grünen, lag Liebermann im Trend seiner Zeit. Die Wohn- und Lebensreform erreichte um 1910 den Höhepunkt ihrer Popularität und beeinflusste auch die Gartenkunst.

Eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung des Wannseegartens spielte Liebermanns bewährter Freund, der Direktor der Hamburger Kunsthalle Alfred Lichtwark. Er war es, der Liebermann bei dessen Besuchen an der Elbe für die neue Gartenkunst begeisterte. Diese propagierte die Abkehr vom englischen Landschaftsgarten – „Gartenkunst ist Raumkunst“. Und so fügten sich Wegenetz, Terrassen, Hecken und Rabatten zu einem nach rationalen Gesichtspunkten geordneten Grundriss und ergaben ein abwechslungsreiches Raumerlebnis.

Nach diesen Prinzipien wurde auch der Wannseegarten angelegt, zu dessen charakteristischen Elementen der Nutzgarten, die drei formal gestalteten Heckengärten, die Birkenallee sowie die Blumenterrassen an einer großen Rasenfläche gehören. Liebermann wurde nicht müde, die ausgeklügelten Achsen und Raumstaffelungen seines Gartens in lebendige Naturdarstellungen zu verwandeln.

Im Garten des Künstlers
Die Idee vom Garten, der in der Anlage fest definiert, in Wachstum und Farbstimmung aber von den Jahreszeiten, der Witterung und dem Sonnenstand abhängig ist, faszinierte Liebermann. Die Begeisterung, welche Claude Monet im französischen Giverny mit seinen Seerosen, Glyzinien und der japanischen Brücke auslöste, fand in den Gartenansichten vom Wannsee ihr deutsches Pendant.

Unter den altersmilden Augen des Künstlers entwickelten sich die Gartenbilder zu einer poetischen Huldigung an die Gartenkunst, zu einer Hommage an die kultivierte Natur und an die pure Lust an der Malerei. Sie sind durch eine subjektive, vitale Erfassung des Naturschauspiels aus Farbe und Licht bestimmt. Liebermann malt nun direkt im Freien. Immer stärker verwischt er die Grenze zwischen Studie und vollendetem Gemälde.

Die anfänglich deutlich charakterisierten einzelnen Gartenräume, verlieren mit der Zeit an Bedeutung. Liebermann widmet sich jetzt ganz der Wirkung von Licht in Verbindung mit üppiger Natur. Die gewählten Bildausschnitte werden immer kühner, die Farbpalette wird von einer neuen Intensität bestimmt, der Pinselduktus frei und expressiv.








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  • Abb.: Max Liebermann, Nach dem Bade, 1904, Tate Galllery, London © Tate Gallery, London 1997, aus dem Nachlass von B.GL. Tietz 1980
    Abb.: Max Liebermann, Nach dem Bade, 1904, Tate Galllery, London © Tate Gallery, London 1997, aus dem Nachlass von B.GL. Tietz 1980
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