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Michelangelo.

Michelangelo. Zeichnungen und Zuschreibungen

  • Ausstellung
    06.03.2009 - 07.06.2009
    Städel Museum »
Michelangelo.

Ein nächstes Kapitel zeigt Blätter, auf denen Zeichnungen Michelangelos von Schülern nachgeahmt wurden. Man kann bei aufmerksamer Betrachtung verschiedene „Hände" unterscheiden und manchmal auf faszinierende Weise rekonstruieren, wie ein bezeichnetes Blatt nach und nach in einem „Dialog" zwischen Meister und Schüler entstanden ist. In diesem Kontext geht es auch um die Frage, wer Michelangelos Schüler waren.

Es handelte sich um seine Hausgehilfen und einige Jünglinge aus gut situierten Familien; keiner von ihnen wurde, soweit man weiß, später je mit eigenständigen Kunstwerken bekannt. Das Kapitel der „Idealen Köpfe" stellt nach den oft schnellen und andeutenden Skizzen aus der Lehrer-und- Schüler-Situation das andere Extrem der Zeichenkunst Michelangelos vor: akribisch ausgeführte Meisterzeichnungen, die er oft als persönliche Geschenke angefertigt hat und die unter den Sammlern und Kennern seiner Zeit hoch begehrt waren. Das Problem, das sich hier für die Zuschreibung stellt, ist, woran man die Qualität einer nicht schnell und virtuos, sondern langsam und sorgfältig ausgeführten Zeichnung erkennen kann. Vergleiche mit einer frühen Kopie und einem ebenfalls nur als Kopie erhaltenen Gegenstück lassen die ungewöhnlich hohe Qualität des „Idealen Frauenkopfes" aus dem British Museum erkennen, auf die sich die Zuschreibung dieses Blattes stützt.

Michelangelo Buonarroti (1475-1564) Idealer Frauenkopf (sogenannte

Nach den „Idealen Köpfen" geht es um ihr Gegenteil, die Hässlichkeit, mit der sich Michelangelo in den phantasievollen Erfindungen seiner „Grotesken Köpfe" beschäftigt hat. Hier werden dem oben erwähnten Frankfurter Blatt der „Grotesken Köpfe" verschiedene Vergleichsbeispiele aus anderen Sammlungen gegenübergestellt und Fragen seiner Eigenhändigkeit diskutiert. Von großer Bedeutung ist dabei die in den vorherigen Kapiteln schon angesprochene Beobachtung, dass Michelangelo, je nachdem, welchen Zweck er mit einer Zeichnung verfolgte, auf sehr unterschiedliche Weise gezeichnet hat (schnell, langsam, virtuos, sorgfältig, flüchtig etc.), auch wenn die grundsätzlichen Charakteristika sich immer wiederfinden (modellierendes Zeichnen, schichtweises Zeichnen, anatomisches Interesse, Denken vom inneren Aufbau her, Erfindungsreichtum).

Die Graphische Sammlung im Städel Museum besitzt zwei frühe, sehr hochwertige Kopien nach Zeichnungen Michelangelos, deren Originale als Leihgaben des British Museum in der Ausstellung zu sehen sind, die „Auferstehung Christi" und der „Auferstandene". Der Vergleich von Original und Kopie in diesen beiden Fällen erlaubt es, die hohe Qualität der Originale nachzuvollziehen, aber auch die kleinen Veränderungen in den Kopien als „Redaktion" der Kopisten zu verstehen.

Von keinem anderen Künstler der italienischen Renaissance sind so viele schriftliche Zeugnisse überliefert wie von Michelangelo. Zwei Briefe stellen in der Ausstellung die graphische Qualität seiner Handschrift vor und dokumentieren inhaltlich zugleich seine Auffassung von der Bedeutung des Zeichnens und von seinem Status als Künstler.

Das letzte Kapitel versucht, ein Blatt von unbekannter Hand, das Johann David Passavant 1850 irrtümlich als Original von Michelangelo für das Städel Museum erworben hat, anhand von zwei Vergleichsbeispielen einem anderen Künstler, dem Miniaturisten Giulio Clovio (1498-1568), zuzuschreiben.

Die Ausstellung lädt zum intensiven Schauen ein und bietet den Besuchern die Möglichkeit, vor den Originalen Feinheiten, Unterschiede und Besonderheiten zu erkennen und die „Spuren" eines Gedankenprozesses, der vor fast fünfhundert Jahren stattgefunden hat, zu „lesen". Um diese visuellen Erlebnisse zu erleichtern, sind den einzelnen Abteilungen der Ausstellung erklärende und hinweisende Texte, teilweise mit zusätzlichen Vergleichsabbildungen, mitgegeben.

Der Katalog resümiert die Forschungsgeschichte zu den Zeichnungen Michelangelos und erläutert, welche Argumente und Anhaltspunkte bei der Zuschreibung einer Zeichnung neben Stil und Qualität hilfreich sein können. Dazu zählen zum Beispiel die genaue Bestimmung der Technik, die Provenienz der Blätter, eventuell vorhandene Wasserzeichen, die behandelten Themen, Aufschriften u. a. m. In größtmöglicher Ausführlichkeit gibt der Katalog die Argumentation für oder gegen die Eigenhändigkeit der ausgestellten Blätter wieder.

Kurator: Dr. Martin Sonnabend

Katalog zur Ausstellung: „Michelangelo. Zeichnungen und Zuschreibungen" Autor: Martin Sonnabend, Vorwort von Max Hollein, 173 S., 78 farbige Abbildungen, Städel Museum, Frankfurt am Main, Michael Imhof Verlag, 2009, 29,90 Euro, ISBN 978-3-9809701-7-4

Ort: Städel Museum, Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt

Pressevorbesichtigung: Donnerstag, 5. März 2009, 11.00 Uhr

Ausstellungssdauer: 6. März bis 7. Juni 2009

Öffnungszeiten: Dienstag, Freitag bis Sonntag 10-18 Uhr, Mittwoch und Donnerstag 10-21 Uhr

Information: http://www.staedelmuseum.de, info@staedelmuseum.de,

Telefon +49(0)69-605098-0, Fax +49(0)69-605098-111

Eintritt: 10 Euro, ermäßigt 8 Euro, Familienkarte 18 Euro, freier Eintritt für Kinder bis zu 12 Jahren

Presse: Dorothea Apovnik (Leitung), Marijke Gassen (Assistenz)

Städel Museum, Dürerstraße 2, 60596 Frankfurt, Telefon +49(0)69-605098-234,

Fax +49(0)69-605098-188


Ausstellung






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  • Michelangelo Buonarroti (1475-1564)
Idealer Frauenkopf (sogenannte Marchesa di Pescara), um 1525-28 Schwarze Kreide, 287 x 235 mm The British Museum, London Foto: The British Museum © Trustees of the British Museum
    Michelangelo Buonarroti (1475-1564) Idealer Frauenkopf (sogenannte Marchesa di Pescara), um 1525-28 Schwarze Kreide, 287 x 235 mm The British Museum, London Foto: The British Museum © Trustees of the British Museum
    Städel Museum
  • Michelangelo Buonarroti (1475-1564) und Schüler
Zwei Studien zu einer Mutter Gottes mit Kind, handschriftlicher text, um 1523-26 Feder und braune Tinte, rote und schwarze Kreide, 396 x 270 mm
The British Museum, London Foto: The British Museum © Trustees of the British Museum
    Michelangelo Buonarroti (1475-1564) und Schüler Zwei Studien zu einer Mutter Gottes mit Kind, handschriftlicher text, um 1523-26 Feder und braune Tinte, rote und schwarze Kreide, 396 x 270 mm The British Museum, London Foto: The British Museum © Trustees of the British Museum
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Foto: The British Museum, London © Trustees of the British Museum oben wahrscheinlich beschnitten
    Michelangelo Buonarroti (1475-1564) Der auferstandene Christus, um 1532-33 Schwarze Kreide, 326 x 286 mm The British Museum, London Foto: The British Museum, London © Trustees of the British Museum oben wahrscheinlich beschnitten
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  • Michelangelo Buonarroti (1475-1564) Groteske Köpfe und weitere Studien, um 1524-25 Rote Kreide, 260 x 410 mm Städel Museum, Frankfurt am Main
Foto: Städel Museum
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Feder und Tinte Foto: Florenz, Fondazione Casa Buonarroti, Archivio Buonaroti © Fondazione Casa Buonarroti, Archivio Buonaroti
    Michelangelo Buonarroti (1475-1564) Brief aus Pietrasanta an Pietro Urbano in Florenz, 2. April 1518 Feder und Tinte Foto: Florenz, Fondazione Casa Buonarroti, Archivio Buonaroti © Fondazione Casa Buonarroti, Archivio Buonaroti
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