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Phantasie an d

Phantasie an die Macht – Politik im Künstlerplakat

Phantasie an d

Die Ausstellung im MKG zeigt über 180 Arbeiten von rund 90 international renommierten Künstlern und eröffnet dem Betrachter einen neuen und umfassenden Blick auf die Protest- und Oppositionsbewegungen der letzten 60 Jahre. Zugleich zeichnet sie das Spannungsfeld zwischen Utopie, dem Wunsch nach Mitbestimmung und politischer Geschichte nach – ein angesichts der zurzeit wieder erstarkenden Protestbewegungen höchst aktuelles Thema. Künstlerplakate erzählen die Geschichte des Protestes, des Engagements für Freiheit und Menschenrechte, der Forderung nach Gleichheit und Toleranz. „Phantasie an die Macht“ – mit diesem Aufruf unterstützte der Künstler Pierre Soulages den Aufstand der Pariser Studenten im Mai 1968. Auf die Nachkriegs- zeit, in der Picasso mit seinen Friedenstauben dem Kampf für Frieden Nachdruck verlieh, folgte das Aufbe- gehren der 60er Jahre. Im nächsten Jahrzehnt ging es um die Freiheit von Minderheiten, wenig später wurde die Verschmutzung der Umwelt ein großes Anliegen von Künstlern wie Joseph Beuys. Mitte der 80er Jahre lenkte die Immunschwäche AIDS den Blick auf Diskriminierung und Ausgrenzung und die Idee der Gleichheit fand neuen Ausdruck vor allem bei amerikanischen Künstlern wie Keith Haring oder Jenny Holzer. Auch die Globalisierung nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 schlug sich in Plakaten von Robert Rauschenberg und anderen nieder. Die Geschichte der internationalen Protestbewegungen, erzählt mit eindringlichen Entwürfen der großen Künstler unserer Zeit, ist zugleich eine Geschichte der Kunst der vergangen Jahrzehnte.

Pablo Picasso (1881 – 1972) Amnistia, Aix-en-provence, 1959 Lithografie, 75 x 52 cm © Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2010 Pablo Picasso (1881 – 1972) Amnistia, Aix-en-provence, 1959 Lithografie, 75 x 52 cm © Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2010

1949 entwarf Pablo Picasso, Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs, das Plakat für den ersten internationalen Friedenskongress, zu dem europäische Kommunisten einluden. Picasso wählte gemeinsam mit Louis Aragon, dem Vorsitzenden der Partei, das Motiv aus: eine weiße Taube, schlicht auf dem Boden stehend und in schwarzer Tusche lithografiert. Bis dahin war die Taube in der traditionellen Kunst ein Symbol des Heiligen Geistes. Mit einem Ölzweig im Schnabel wurde sie zum Symbol der Versöhnung zwischen Gott und den Menschen, da sie einst Noah die frohe Botschaft vom Ende der Sintflut überbracht hatte. Nun wurde sie zur „Friedenstaube“ – die weiße Taube, fliegend und ohne weitere Attribute, ist zu einem weltweit verständlichen Symbol geworden.

Seit Picasso nehmen Künstler aus aller Welt vermehrt mit Plakaten am politischen Geschehen ihrer Zeit teil; sie kritisieren, sie prangern an oder sie entwerfen das gute Gegenbild. Nur selten haben sie sich von Machthabern in Dienst nehmen lassen. Eine bemerkenswerte Ausnahme bildeten die ersten Jahre nach der russischen Revolution, als Lenin revolutionären Enthusiasmus verbreitete und Künstler wie Lissitzky und Rodtschenko die Parolen der Revolution propagierten. Seither haben sich die Künstler der Avantgarde von totalitären Regimes ferngehalten. Vielmehr entwarfen sie für die Entrechteten, sie zeichneten gegen Hunger, Krieg und Unter- drückung, für Menschenrechte und Umweltschutz und sahen sich auf der Seite des Volkes und nicht auf der Seite der Machthaber. Als Miró 1937 sein Plakat gegen die spanischen Faschisten in einer Zeitschrift veröffentlichte schrieb er handschriftlich darunter: „In dem aktuellen Kampf sehe ich auf der Seite der Faschisten nur Kräfte der Vergangenheit und auf der anderen Seite das Volk, dessen grenzenlose kreative Ressourcen Spanien einen Aufschwung geben werden, der die Welt erstaunen wird.“

Die Geschichte des politischen Plakates ist noch überraschend jung: Es dauerte fast ein Jahrhundert von der Einführung des modernen Bildplakates bis zum Erscheinen der ersten politischen Plakate. Diese kamen, abgesehen von wenigen Ausnahmen, erst mit dem Ersten Weltkrieg auf. Nach den kulturellen Plakaten – Theatertruppen und Buchverlage begannen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Plakaten zu werben – und nach der Produktwerbung, die nach der Mitte des 19. Jahrhunderts im Plakat häufiger wurde, bildet die Politik den dritten großen Themenbereich des modernen Plakates.

Vorläufer gab es in Form von Zeitschriftenwerbung, deren politischer Standpunkt sich auch in Plakaten äußerte. So beginnt die Ausstellung mit zwei Arbeiten von Théophile-Alexandre Steinlen, einem politisch engagierten Künstler, der vor allem als Illustrator von Zeitschriften, als Karikaturist und Plakatkünstler bekannt wurde. Er war maßgeblich an der Verbreitung eines Bildrepertoires beteiligt, das später, mit der russischen Revolution, zum Inbegriff einer revolutionären Bilderwelt wurde.


Ausstellung






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    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
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