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Ausstellung

Pop Art Design

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Doch nicht nur die Motive, auch die Strategien der Präsentation und Vermarktung von Künstlern und Designern näherten sich einander an. Drängten Designer mit ihren Werken zunehmend in Museen, so provozierten Künstler durch Ausstellungen in Warenhäusern, etwa Claes Oldenburg und Andy War- hol in New York oder der junge Gerhard Richter in Düsseldorf. Um die Alltagsnähe der neuen Objekte und Kunstwerke zu erproben, wurden die Interieurs von Pop begeisterten Sammlern und Gestaltern zu Laboren des zukünftigen Wohnens, wie in der Ausstellung Fotografien des Apartments von Gun- ther Sachs sowie von amerikanischen Sammlern belegen. Zugleich fanden sich nun fast alle Themen, die die Massen bewegten, in Kunst und Design wieder: Die sexualisierte Stimmung der Zeit spiegelte sich in Ikonen wie Andy Warhols „Marilyn“ (1967) und im Sofa „Bocca“ von Studio 65 (1970), die politi- schen Konflikte in deren Sofa „Leonardo“ (1969) und Warhols „Mao“-Serie (1972), die Begeisterung für Plastikwelten und „Space Age“ zeigte sich von der Tupperware-Dose über die aeronautisch geformte Telefonzellen bis hin zu den aufgeblähten Environments von Quasar in Paris.

Mit ihrer pointierten Gegenüberstellung von Exponaten aus Kunst und Design bietet die Ausstellung nicht nur ein faszinierendes Panorama einer Epoche, sondern auch neue Erkenntnisse für beide Dis- ziplinen. So zeigt sie, dass das Design für die Pop-Art ein ebenbürtiger Dialogpartner, teilweise sogar Impulsgeber war. Zugleich macht sie deutlich, dass viele Alltagsobjekte und das Radical Design der 1960er Jahre ernstzunehmende Facetten der Pop-Bewegung waren. Statt lediglich den Zeitgeist einer Epoche zu feiern, geht es der Ausstellung um einen detaillierteren Blick auf das Phänomen Pop: um die Migration von Motiven zwischen Kunst und Design, um das Verhältnis von Alltagsobjekt und Ab- bild, und nicht zuletzt darum, wie die Eroberung unseres Alltags durch die bis heute dominierende Popkultur begonnen hat. Dieser Blick ist deshalb zeitgemäß, weil er nicht zuletzt nach dem Verhältnis der Pop-Art zu unserem eigenen Alltag und einer bis heute präsenten Konsumkultur fragt. Auch wenn viele Vertreter der Pop-Art ihre Haltung hierzu bewusst im Unklaren ließen, so gehört es zu ihren histo- rischen Verdiensten, dass sie diese Fragen stets aufs Neue ins Bewusstsein rufen.

Für die Entfaltung dieses Ausstellungskonzepts kann die Ausstellung auf Exponate zurückgreifen, die in dieser Qualität und Dichte bislang selten zu sehen waren. Insgesamt vereint sie ca. 140 Werke, zur Hälfte Kunstwerke und zur Hälfte Designobjekte, ergänzt um zahlreiche Fotografien, Dokumente, Filme und Texte. Zu den Höhepunkten der Ausstellung gehören ein früher, von Warhol gestalteter Paravent (1958), ein „Target Painting“ von Jasper Johns (1957), das seit seiner Entstehung so gut wie nie ausgestellte Sofa „Leonardo“, Roy Lichtensteins großer „Yellow Brushstroke“ (1965), James Rosenquists „I Love You with My Ford“ (1961), die monumentale Leuchte „Moloch“ von Gaetano Pesce (1970-71) oder Allen Jones‘ Sessel „Chair“ (1969).

Ein Großteil der Designobjekte in der Ausstellung stammt aus den Sammlungen des Vitra Design Mu- seums, dessen Kurator Mathias Schwartz-Clauss die Ausstellung konzipiert hat. Viele der Kunstwerke kommen aus den Sammlungen des Louisiana Museum of Modern Art in Dänemark und des Moderna Museet in Schweden. Beide Museen sind Koproduktionspartner der Ausstellung und werden „Pop Art Design“ im Anschluss an die Erstpräsentation im Vitra Design Museum auch bei sich zeigen. Beide Häuser wurden 1958 gegründet und sind eng mit der Geschichte der Pop-Art verflochten, entstanden sie doch in einer Zeit, in der die Popularisierung von Kunst auch den Museumssektor maßgeblich zu prägen begann. Der legendäre Gründer des Moderna Museet, Pontus Hultén, widmete bereits 1962 vier amerikanischen Vertretern der Pop-Art eine große Ausstellung und organisierte 1968 die erste große Retrospektive über Andy Warhol in Europa.

Der aktuelle Bezug der Ausstellung wird durch eine Begleitausstellung in der Vitra Design Museum Gallery vertieft, die dem österreichischen Künstler Erwin Wurm gewidmet ist. Wurm steht mit seinem Werk exemplarisch für die vielen Künstler der Gegenwart, die sich in der Nachfolge der Pop-Art mit dem Grenzbereich von Kunst und Design, kommerziellen Klischees und Alltagskultur befassen. Auch das umfangreiche Rahmenprogramm zur Ausstellung stellt Bezüge zu heutigen Diskussionen her. Unter den Veranstaltungen sind beispielsweise eine Auftaktdiskussion mit dem Kurator Daniel Birn- baum und dem Pop-Art-Künstler Peter Stämpfli, eine Diskussion zwischen dem Künstler Tobias Reh- berger und dem Grafiker Chris Rehberger, aber auch Vorträge über die Architektur des „Playboy“, über die Bezüge zwischen dem Produktkult der 1960er Jahren und Apple oder über die heutige Re- naissance der Illustrationskunst. Zahlreiche Workshops, Filmvorführungen und andere Angebote run- den das Programm ab.

Begleitend zu „Pop Art Design“ hat auch die Fondation Beyeler in der unmittelbaren Nachbarschaft des Museums einen großen Saal mit Kunstwerken der Pop-Art eingerichtet, die Designobjekten aus der Sammlung des Vitra Design Museums gegenübergestellt werden. Zur Ausstellung erscheint ein 272-seitiger Katalog mit über 325 Abbildungen und Beiträgen namhaf- ter Autoren, darunter Thomas Kellein, Marco Livingstone, Steven Heller, Diedrich Diederichsen, Brigit- te Felderer und Mathias Schwartz-Clauss.

Anzahl Exponate: 79 Kunstwerke, 67 Designobjekte sowie Filme, Fotografien und Architekturmodelle








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  • James Rosenquist, I Love you with my Ford, 1961, Sammlung Moderna Museet © VG Bild-Kunst, Bonn 2012, Foto: Moderna Museet / Stockholm
    James Rosenquist, I Love you with my Ford, 1961, Sammlung Moderna Museet © VG Bild-Kunst, Bonn 2012, Foto: Moderna Museet / Stockholm
    Vitra Design Museum
  • Verner Panton, Swimming pool, Spiegel- Verlagshaus (Hamburg), 1969 © Panton Design, Basel
    Verner Panton, Swimming pool, Spiegel- Verlagshaus (Hamburg), 1969 © Panton Design, Basel
    Vitra Design Museum
  • Studio 65, Leonardo, Sofa, 1969, Sammlung Vitra Design Museum © Studio 65, Foto: Andreas Sütterlin
    Studio 65, Leonardo, Sofa, 1969, Sammlung Vitra Design Museum © Studio 65, Foto: Andreas Sütterlin
    Vitra Design Museum