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Schmuckkünstler

Schmuck – Speckner | Spoerri

Schmuckkünstler

In der Ausstellung »Schmuck — Speckner | Spoerri« scheinen grundverschiedene Schmuckstücke aufeinanderzutreffen. Er: laut, witzig, bisweilen bösartig, lässt die Stücke in Manufakturen fertigen. Sie: leise, hintergründig und trotzdem energisch, aus dem Handwerk heraus Bedeutung gebend. Was eint die beiden außer der in Münchner Tage zurückreichende Bekanntschaft? Die geradezu animistische Liebe zu Material, zu Dingen, aus denen sie kleine abgeschlossene, eigene Welten herstellen. Zudem sind sie leidenschaftliche Flohmarktgänger, auf der Suche nach der Bedeutung hinter dem bloßen Material. Bettina Speckners Schmuck lädt ein, innezuhalten, nach den Geheimnissen und Geschichten zu suchen, die sich hinter Bildern verbergen; Bilder, die nicht von bestimmten Situationen erzählen, sondern wie Platzhalter für Symbole funktionieren, zu denen die Schmuckkünstlerin einen Zugang ermöglichen möchte.

»Die Arbeiten sind feine Helfer, die Alltagsdynamik zu unterbrechen, sich ihnen zuzuwenden und länger als einen Augenblick mit ihnen zu verweilen«, erläutert die Leiterin des Schmuckmuseums Cornelie Holzach. Daniel Spoerris Arbeiten überraschen den Betrachter vielfach dadurch, dass sie Unerwartetes zusammenbringen. Alltägliches, Gewöhnliches wird zu Kuriosem oder gar Düsterem, das oft durch Ironie wiederum etwas Liebenswertes erhält.

Oder aber Spoerri spielt mit Sprache, nimmt Redensarten wörtlich und bannt sie in seine Gebilde, wie die aus mehreren Fröschen bestehende »Froschleiter« oder den Anhänger »Rattenschwanz«. Die Schau ist vom 8. Februar bis zum 27. April 2014 in der Galerie zum Hof des Schmuckmuseums Pforzheim im Reuchlinhaus zu sehen.

Bettina Speckner: Broschen zum Sich-Zeit-Lassen Bei einem Großteil ihrer Arbeiten verwendet Bettina Speckner Fototechniken: Fotoätzung, Emailfotos oder Ferrotypie — eine alte Fototechnik, die Ende des 19. Jahrhunderts in den USA aufkam. Zugleich arbeitet sie immer auch an Schmuckstücken ohne Bilder. In der Ausstellung im Schmuckmuseum zeigt sie Broschen mit »Vasenbildern« und Ferrotypien oder Arbeiten zu Themen wie »Natur/Kultur« und »Moderne Welt«. Fotos haben dabei dieselbe Funktion wie Edelsteine oder Gold — jedes Stück, ob Bild, Ding oder Material, steht zunächst einmal für sich selbst. Entsprechend geht es Speckner bei Steinen nicht um die markttauglichen Eigenschaften, >Fehlfarben< oder schlechte Schliffe finde ich oft viel schöner und einmaliger. Unvollkommenheit hat auch etwas Liebenswertes.« Ebenso wählt die Schmuckkünstlerin bei Fotos kleine, zufällige Ausschnitte des Lebens, die gleichsam außerhalb der Zeit, zeitlos sind und sich nicht eindeutig zuordnen lassen. Von ihr selbst gemachte Aufnahmen handeln vom Alltäglichen oder bilden Wünsche, Träume und Sehnsüchte ab. Bei gefundenen Bildern — wie auch bei den Objekten von Daniel Spoerri vielfach aus Trödelläden oder von Flohmärkten — sucht sie das Geheimnisvolle im Banalen und erzählt »geheime Geschichten«, die sich dahinter verbergen könnten. Dafür gibt Speckner den Dingen eine neue Ordnung, stellt Bildern Gegenstände gegenüber oder Dingen Bedeutungen — und lässt sie so zueinander finden. Mögen die Schmuckformen konventionell sein, werden sie dadurch unkonventionell, dass die Schmuckkünstlerin sie mit anderen Inhalten besetzt. Sie selbst sagt über ihre Arbeiten: »Ich möchte Schmuck für den zweiten Blick machen.« Und »Vielleicht muss man sich für meine Broschen Zeit lassen.«

Daniel Spoerri: Feinsachen und Prillwitzchen
Wenn Daniel Spoerri Modeschmuck, silberne Ketten und Amulette aus dem arabischen Raum oder historischen Gablonzer Christbaumschmuck auf Darstellungen von chirurgischen Eingriffen aus dem 18. Jahrhundert klebt, dann verschönt, verkitscht und verharmlost er so ein blutiges und mit Schmerzen verbundenes Geschehen. Dies tun aber auch schon die zeichnerischen Darstellungen, denn da fließt kein Blut; wunderschön — engelsgleich — sind die Hände, die den chirurgischen Eingriff vornehmen; die Gliedmaßen des Patienten präsentieren sich unverkrampft und ergeben — und das vor der Erfindung der Anästhesie!

Was aber geschieht, wenn Daniel Spoerri selbst Schmuckstücke entwirft? Dann wird Banales oder Abstoßendes — die zwei Hälften einer Walnuss oder eine Karotte beziehungsweise der Beckenknochen einer Ratte oder mumifizierte Frösche — durch die Umsetzung in wertvollere Materialien wie Bronze, Silber, Gold zu etwas Bizarrem, mitunter Erschreckendem. »Und wie häufig bei Daniel Spoerri wird der Schrecken gebrochen durch Ironie«, erläutert die Leiterin des Ausstellungshauses Spoerri im österreichischen Hadersdorf, Barbara Räderscheidt. Er fügt zum Beispiel zwei Glasäuglein hinzu, und man sieht, was der Künstler schon vorher gesehen hat: ein Zwitterwesen mit eher ratlosen als furchteinflößenden Gesichtsausdruck. Die Scheren eines Hirschkäfers werden zu einer widerspenstigen, beidseits abwehrenden Brosche in perfekter Symmetrie und klassisch strenger Form — und wunderschön.

Spoerris erste Schmuckstücke entstanden in den frühen 1990er Jahren in kleinen Auflagen oder als Unikate. Später regte ein italienischer Schmuckhersteller ihn zu weiteren Serien an. Fragt man den Künstler selber nach seinen Beweggründen, Schmuck zu entwerfen, würde er sicher antworten, dass schon der Name seines Vaters ihn dazu verpflichtet: Feinstein.






  • 08.02.2014 - 27.04.2014
    Ausstellung »

    Ausstellung in der Galerie zum Hof | Schmuckmuseum Pforzheim im Reuchlinhaus
    8. Februar bis 27. April | Eröffnung Freitag 7. Februar, 19 Uhr
    Sonntag, 16. Februar, 9. März, 6. Und 27. April, 15 Uhr Führung durch die Ausstellung
    5 €, ermäßigt 3,50 €
    Für Kinder
    Freitag, 28. März, 14:30 bis 16:30 Uhr
    Frühlingserwachen — schmucke Blüten und Blätter im Schmuck
    Workshop für Kinder
    Anmeldung bis Vortag unter 07231/39-2126
    12,50 € inkl. Material (mit Unterstützung des
    Museumsfördervereins ISSP)
    Sonntag, 2. März, 6. April 14 :30 bis 15:15 Uhr Schatzsuche mit Schmucki der Perlsau
    Führung für Kinder mit dem Figurentheater Raphael Mürle durch Dauer- und Sonderausstellung
    2 € Teilnahmegebühr, Eintritt für Kinder frei

    Öffnungszeiten des Schmuckmuseums Pforzheim Di bis So und feiertags 10 bis 17 Uhr (außer Hl. Abend und Silvester)
    | Eintritt in die Dauerausstellung 3,00 €, ermäßigt 1,50 €, z.B. mit der SWR2-Kulturkarte, bis 14 Jahre und mit Oberrheinischem Museumspass frei | Gruppenführungen auf Anfrage | Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung sonntags 15 Uhr, 5 €, ermäßigt 3,50 € | Partner von Kulturland Baden-Württemberg | Medien- bzw. Kulturpartner des Schmuckmuseums sind Pforzheimer Zeitung und SWR2 | Weitere Informationen unter www.schmuckmuseum.de



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  • P-26 Ohrschmuck Emailfoto, Silber, Orientperlen Bettina Speckner 2010
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  • V7-66 Brosche Fotoätzung auf Zink, Silber, Turmaline Bettina Speckner 2013
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  • 1868 »Kinderschühchen« aus der Serie »Brotteigobjekte« Bronze, zum Teil rot patiniert Daniel Spoerri Foto Susanne Neumann
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  • 1778 Anhänger »Zahngondel« Silber Daniel Spoerri 2008 Foto Christian Fail/Der große Bär
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