• Menü
    Stay
Schnellsuche

TRAUM VOM SÜDE

TRAUM VOM SÜDEN

  • Ausstellung
    09.11.2007 - 09.03.2008
TRAUM VOM SÜDE

Hierbei war auch eineJan Asselijn (gegen 1614 - 1652) Chance gegeben, mit den Museen unserer Nachbarn im Osten in enge Kooperationen einzutreten, so dass wir heute erstmals noch nie in Österreich gezeigte Bilder aus den Sammlungen in Warschau, Krakau, Danzig, Posen und Sibiu präsentieren können. Damit leistet die Ausstellung auch einen wesentlichen Beitrag zur wissenschaftlichen Vertiefung des Phänomens der „italianisanten" Malerei.

Vom mythischen Arkadien zu Gelagen im Hinterhof

So möchten wir den Besucher gerne einladen, in unserer Ausstellung zuerst, zusammen mit den jungen Romfahrern im 16. Jahrhundert, die Antike zu entdecken und gleich darauf, zu Beginn des nächsten Jahrhunderts, das Licht in den Bildern Claudes, des Jan Both, des Jan Asselijn und seiner Kollegen. Unversehens gleitet der Betrachter dann in die Welt der griechischen Götter und jenes mythischen Arkadien, dessen Bühne allerdings immer Rom und das Forum Romanum bilden. Nach einem kurzen Intermezzo, das den Großmeister der italianisanten Landschaft, Nicolaes Berchem, als fulminanten Historienmaler zeigt, führt der Weg unvermittelt in die enge, aber pittoreske Welt der Hinterhöfe Roms, in denen das ungebildete, einfache und mittellose Volk ein malerisches Bild von einem anderen Rom abgibt, vom Rom der kleinen Leute, deren Lebensrealität Welten entfernt war von den aristokratischen Sammlerkreisen Roms, die diese Bilder in ihrer Exotik schätzten und kauften. Drei Schlüsselbilder vermitteln das trink- und lebensfrohe Vereinsleben der ausländischen Künstler in Rom, der so genannten „Schilders Bent"; dies war im Grunde ein Zusammenschluss aller in Rom tätigen ausländischen Künstler im Sinne einer Solidargemeinschaft. Als die Niederländer aber entdeckten, wie sehr sie mit ihren bizarren Aufnahmeriten und ihren Gemeinschaftsbesäufnissen die offiziellen Vertreter des römischen Kunstlebens in der Akademie Roms reizen konnten, pflegten sie dieser Bräuche um so mehr im Sinne einer Karikatur der offiziellen Kunstszene Roms.

Rombilder von Künstlern, die Rom nie gesehen haben

Die Darstellungen der Lebenswirklichkeit in Rom macht dann jener breiten Palette südlicher Landschaftsentwürfe von Künstlern Platz, die Italien nie gesehen hatten, aber teilhaben wollten am boomenden Markt für ihre leichtfüßigen, farbsatten Landschaften, deren Sinn und Zweck mehr denn je die Dekoration gehobenen Wohnambientes war.

Eine Gruppe von Hafenansichten und Küstenlandschaften streift in diesem Zusammenhang auch noch den Themenkomplex von Fernweh und Reisen.

Damals und heute: Sehnsuchtsziel Süden

Mit Hilfe dieser ausgewählt schönen Bilder von Italien möchte die diesjährige Ausstellung der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien also - passend zur kalten und finsteren Jahreszeit - den Besucher und Kunstfreund einladen, die kleine Flucht vor Kälte, Nässe und Lichtmangel zu träumen.Jan Baptist Weenix (1621 - 1660/61)

War doch dieses Land in den Köpfen der Nordeuropäer über Jahrhunderte hinweg auch das Sehnsuchtsziel schlechthin: mit seiner Hauptstadt Rom als der Wiege der europäischen Kultur und Kunst, mit seinen sonnenerfüllten Landschaften ein der jeweiligen Wahrnehmung angepasstes „Arkadien" als einem Ort der Harmonie, des Friedens, der Lebenslust. So leben in diesen südlichen Landstrichen auch vorwiegend Hirten mit ihrem Vieh fern jeglichen Wettbewerbs, fern jeglichen Erwerbsstrebens, fern allen Überlebenskampfes, den der ländliche wie städtische Alltag für fast alle Menschen zu jeder Zeit bereithielt.

Das Symbolbild für diesen Zustand war im christlichen Glauben das Paradies vor dem Sündenfall, im humanistisch geprägten Verständnis des Menschseins jenes zeitentrückte und ferne Arkadien der griechischen Mythologie, dessen Hirten von den Dichtern des Altertums als die wahren Dichter gefeiert wurden und in deren utopischer Welt die Götter des Olymp ihr Unwesen trieben.

Reisen in der Hauptsache berufsbedingt

In früheren Jahrhunderten - relevant ist in dieser Ausstellung die Zeitspanne vom 16. bis zum 18. Jahrhundert - gab es allerdings keine Reisebüros, die dem Sonnenhungrigen die Flucht in den Süden im Pauschalarrangement ermöglichten. Das Reisen zum Vergnügen, ob nun aus Neugier, die Welt kennen zulernen oder um „mit der Seele zu baumeln", war noch nicht entdeckt. Dazu mussten sich die starren gesellschaftlichen Hierarchien in einem feudalen Staatssystem auflösen, es musste sich ein freies Bürgertum entwickeln - und das geschah nicht vor Aufklärung und Französischer Revolution.

Mobilität im Sinne von Reisen in fremde Länder gab es allerdings schon, allerdings berufsbedingt: Italienische Banker saßen in Brügge, niederländische und deutsche Kaufleute in allen bedeutenderen Handelsplätzen rund um das Mittelmeer, portugiesische und im 17. Jahrhundert vor allem niederländische Kaufleute in Indien, Fernost, Süd- und später Nordamerika.

Nicolaes Pietersz. Berchem (1621/22 - 1683)Mühsame Künstler-Reise: Paris-Marseille-Livorno-Rom


Ausstellung






Neue Kunst Ausstellungen
Mario Dilitz
Einzelausstellung des Tiroler Künstlers Mario Dilitz in...
Zeitgenössisches
Die Ausstellung „Innere Strukturen – Äußere...
FRITZ MARTINZ
Der österreichische Künstler Fritz Martinz (1924-2002)...
Meistgelesen in Ausstellungen
Im Schein von Rauch und Flamme
Tirol meets Kalifornien: Florian Raditsch hinterfragt die...
3hd 2021: Power Play
Westlichen Konventionen und Konstruktionen liegen...
UKIYOENOW. Tradition und
Ab 26. Oktober 2019 rocken Kiss, Iron Maiden und David Bowie...
  • Herman Posthumus (Postma), (um 1514 -um 1566),
Fantastische Landschaft mit römischen Ruinen,
© Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein Wien und Vaduz
    Herman Posthumus (Postma), (um 1514 -um 1566), Fantastische Landschaft mit römischen Ruinen, © Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein Wien und Vaduz
  • Herman van Swanevelt (1603 - 1655) Italienische Flusslandschaft mit rastenden Reisenden und Fischern in einem Boot
© Privatsammlung München
    Herman van Swanevelt (1603 - 1655) Italienische Flusslandschaft mit rastenden Reisenden und Fischern in einem Boot © Privatsammlung München
  • Jan Asselijn (gegen 1614 - 1652) Küstenlandschaft mit rastenden Reitern, Detail © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien
    Jan Asselijn (gegen 1614 - 1652) Küstenlandschaft mit rastenden Reitern, Detail © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien
  • Jan Baptist Weenix (1621 - 1660/61) Ruinenlandschaft mit einer Taverne, © Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein, Wien und Vaduz
    Jan Baptist Weenix (1621 - 1660/61) Ruinenlandschaft mit einer Taverne, © Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein, Wien und Vaduz
  • Antonio Chichi (1743 - 1816) Rundtempel von Tivoli, Korkmodell © Staatliche Museen Schloss Wilhelmshöhe, Kassel
    Antonio Chichi (1743 - 1816) Rundtempel von Tivoli, Korkmodell © Staatliche Museen Schloss Wilhelmshöhe, Kassel
  • Nicolaes Pietersz. Berchem (1621/22 - 1683) Landschaft mit Brunnen, © Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein, Vaduz
    Nicolaes Pietersz. Berchem (1621/22 - 1683) Landschaft mit Brunnen, © Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein, Vaduz