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Tuchintarsien

Tuchintarsien in Europa von 1500 bis heute

Tuchintarsien

Das Museum Europäischer Kulturen präsentiert in dieser Sonder- ausstellung Werke einer fast vergessenen textilen Technik.

Im Rahmen seines zehnjährigen Jubiläums zeigt das Museum Europäischer Kulturen in Dahlem eine Sonderausstellung mit großartigen textilen Bildern, die eigens für diese Präsentation aus ganz Europa zusammengetragen wurden und in ihrer Einmaligkeit nicht zu überbieten sind. Dabei handelt es sich um große und kleine dekorative textile Behänge sowie Decken, die vornehmlich aus den vergangenen Jahrhunderten stammen. Die darauf zu sehenden Motive sind aus heutiger Sicht ungewöhnlich, denn es geht um stolze Reiter, zarte Blüten, schräge Typen, wilde Tiere und fromme Geschichten, die zusammen einen barocken Bilderkosmos bilden. Szenen europäischer Geschichte und zeitgenössische Weltbilder werden auf diesen textilen Objekten präsentiert. Einige weisen auf historische Ereignisse und Persönlichkeiten hin, stellen Herrschaftsinsignien von Königs- und Adelshäusern dar oder dokumentieren militärhistorische Ereignisse. Andere fanden als frühe Kirchentextilien Verwendung, sind als Tischdecken aus bürgerlichen Kreisen oder als textile Zeichen handwerklichen Stolzes zu deuten.

Altarbehang, Dalhem Kirche, Brigitten-Kloster Vadstena/Schweden(?), 15. Jh., © Staatliches Historisches Museum, Stockholm

In jedem Fall sind diese Objekte großartige Dokumente des ornamentalen Designs, von denen einige sogar den Einfluss textiler Techniken aus Asien erkennen lassen. Die gemeinsame Besonderheit aller präsentierten Textilien ist ihre aufwändige Grundtechnik - nämlich die Intarsienarbeit, im angelsächsischen Raum auch „inlaid patchwork" genannt.

Die Ausstellung basiert auf einem Forschungsprojekt, das vom Museum Europäischer Kulturen schon vor mehr als 10 Jahren angeregt und verfolgt wurde. Es soll die Bildervielfalt dieser textilen Arbeiten, wie sie in den verschiedenen europäischen Regionen zwischen dem 15. und dem 20.

Jahrhundert produziert wurden, erfassen und aufarbeiten. Mit der nunmehrigen Präsentation von nahezu 40 Originalobjekten gelingt es zum ersten Mal, die Mehrzahl der bekannten Stücke der Öffentlichkeit zugänglich zumachen und darüber hinaus einen Gesamtkatalog von mehr als 60 Stücken zu erstellen.

Wandbehang, Wrexham

Dieses Projekt soll dazu beitragen, kulturhistorische Zusammenhänge der Produktion von Tuchintarsienobjekten und deren vielfältige Nutzungszusammenhänge aufzuzeigen. Dafür war der Aufbau eines entsprechenden europäischen Netzwerks notwendig, da die Objekte aus verschiedenen Sammlungen und Museen der folgenden Länder stammen: Großbritannien, Deutschland, Österreich, Polen, Schweiz, Tschechien und Schweden sowie aus Irland, den USA und Australien.

Um die kulturellen und historischen Zusammenhänge umfassend darzustellen, werden parallel zu den Textilien solche Objekte in die Präsentation einbezogen, die dem Betrachter Einblicke in die Herstellung der Tuchintarsien, die Gestaltung ihrer Themen- und Bildervielfalt ermöglichen und den historischen Hintergrund erläutern. Dabei handelt es sich vor allem um grafische Vorlagen, Musterbücher und zeithistorische Dokumente.

Das Grundmaterial aller Objekte besteht aus gewalkter, schnittfester, nicht fransender Wolle. So verarbeitet, lässt sie sich gut in Bildteile schneiden und wieder zu- und ineinander fügen, ohne dass das Material gesäumt werden muss. Die einzelnen Schnittbildteile werden mit feinen Stichen auf der Rückseite des textilen Bildes zusammengenäht. So entstehen ebene textile Flächen bzw. Bilder, an denen die Stiche kaum sichtbar sind.

Ausgehend davon, dass besonders gewalkte Wollstoffe, bis weit ins 19. Jahrhundert, das heißt bis zu ihrer späteren industriellen Herstellung, sehr wertvoll waren, ist es nicht verwunderlich, dass es in verschiedenen Regionen parallel zur Nachnutzung und Zweitverarbeitung dieses textilen Materials kam. Da vor allem Militäruniformen aus stabilen, gewalkten Wollstoffen gefertigt wurden, sind viele Tuchintarsienbilder nachweislich eine Zweitverarbeitung von Militärstoffen. Die Herstellung dieser Arbeiten erfordert ein spezielles Geschick im Nähen und in der Gestaltung. So konnte an verschiedenen Objekten nachgewiesen werden, dass zivile wie auch militärische Schneider als Produzenten der bildhaften Tuchobjekte infrage kommen. Sie komplettierten und verfeinerten die Intarsienarbeiten mit weiteren textilen Techniken. Ergebnisse waren farbenfreudige, reich ornamentierte und sehr lebendige Bildgeschichten. Für einige Objekte, die in den Sammlungen erhalten und dokumentiert sind, lassen sich die Produzenten konkret benennen. Die Produzenten vieler anderer Objekte jedoch bleiben bis zum derzeitigen Forschungsstand anonym.

Tuchintarsie mit allegorischen Darstellungen auf die Vita des Kaiser Franz I. von Österreich Österreich, um 1840 187 x 205 cm, Wolltuch, Gold- und Silbergespinst, Seide Heeresgeschichtliches Museum “Arsenal” Vienna/Austria, inv. no. 1912/27/6155 © HGM Wien

Die differenzierte Gestaltung der Objekte lässt zu einem Teil auf ihre Verwendung schließen. Nach dem Stand der bisherigen Recherchen können die Tuchmosaiken hinsichtlich ihrer Nutzung in vier Themen unterteilt werden.


Ausstellung






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  • Altarbehang, Dalhem Kirche, Brigitten-Kloster Vadstena/Schweden(?), 15. Jh., © Staatliches Historisches Museum, Stockholm
    Altarbehang, Dalhem Kirche, Brigitten-Kloster Vadstena/Schweden(?), 15. Jh., © Staatliches Historisches Museum, Stockholm
    Staatliche Museen zu Berlin
  • Wandbehang, Wrexham/ Wales, 1842-1852,
Schneider: James Williams, St. Fagans: National
History Museum Cardiff/Wales, Grossbritannien,
© National History Museum Cardif
    Wandbehang, Wrexham/ Wales, 1842-1852, Schneider: James Williams, St. Fagans: National History Museum Cardiff/Wales, Grossbritannien, © National History Museum Cardif
    Staatliche Museen zu Berlin