Bayerisch bis venezianisch
90. KUNST & ANTIQUITÄTEN MÜNCHEN
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Messe17.05.2014 - 25.05.2014
Bayerisch bis venezianisch 65 Aussteller mit breitem Antiquitätenangebot auf der 90. Kunst & Antiquitäten München
Ein richtig geschmeidiges Jubiläum ist es noch nicht, aber doch ein Grund zum Feiern: Zum 90. Mal findet die Kunst & Antiquitäten München in diesem Frühjahr (17. bis 25. Mai 2014) statt und hat doch nichts an Attraktivität und Anziehungskraft bei Sammlern, Antiquitätenliebhabern und Museumsleuten verloren. Weit über Bayerns Grenzen hinaus schätzen Kenner die zwei Mal im Jahr stattfindende Regionalmesse. Hier gesellt sich bayerisch-bodenständiges zu international Gefragtem, hier konkurriert Barock mit Klassischer Moderne.
Mit Möbeln von Richard Riemerschmid, Josef Maria Olbrich und Josef Hoffmann kann die Jugendstil- und Art-Déco-Galerie Brigantine 1900 ein paar namentliche Schwergewichte dieser Zeit auffahren. Verblüffen aber kann sie vor allem mit einem fünfteiligen Kaffeeservice von Hans Christiansen. Das bei Bruckmann 1903 hergestellte Modell soll noch nie im Kunsthandel angeboten worden sein.
Seltenheitswert hat auch Ernst Barlachs „Schwebender Gottvater“ von 1922 in Böttgersteinszeug beim Porzellanspezialisten ContempArt. Skandinaviens Designhöhenflüge des frühen 20.
Jahrhunderts bestimmen das Angebot von Denis Szy: formal reduziertes Silber von Entwerfern wie Henning Koppel, Evald Nielson und Sigvard Bernadotte. Modernes Silber von Tiffany und Cartier ist ein Focus des Kunsthauses Nüdling. Die Eleganz der Einfachheit führt hier beispielsweise eine trichterförmige Schale aus der Zeit um 1950 vor. Ein mondänes, pergamentbezogenes Sideboard des französischen Designers Felix Agostini aus derselben Zeit offeriert Karin Wiedenbrüg.
Brigitte Martini bleibt dem Barock und dem Klassizismus treu. Sie fasziniert mit vier venezianischen, rot lackierten Barockstühlen des 18. Jahrhunderts und einem dazu passenden Schreibtisch mit Chinoiserien. Mit der Provenienz König Wilhelm I. von Württemberg, Schloss Ludwigsburg kann hingegen Biedermeierspezialist Schlapka im Falle einer Kirschbaumkommode um 1820 aufwarten. Bei den Gemälde- und Grafikhändlern überrascht die Galerie Decker sowohl mit einem neusachlichen Blumenstück von Herbert Böttger von 1943 sowie mit possierlichen Arbeiten Julius Adams, der als Katzen-Adam bekannt ist. Hauptstück ist das lichtdurchflutete „Auf dem Heuboden“ aus dem späten 19. Jahrhundert. Die Galerie Vogt kontert mit einem Entenbild von Franz Gräßel von 1890 und einer Rehkopf-Studie von Franz von Zügel. Kunst der Goethezeit bringt Kunsthandel Wittmann mit einem Gouachen-Paar mit Ansichten von der Weser und der Abtei Corvay auf den Nockherberg. Goethe persönlich vertraut waren die Gemälde des Mannheimer Hofmalers Philipp Hieronymus Brinckmann.
Er erwähnte sie in „Dichtung und Wahrheit“. Ein Kabinettstück dieses geschätzten Landschaftsmalers mit dem Titel „Weite Landschaft mit Reitern und Pferdefuhrwerk“ von ca. 1750 konnte Nikolaus Fink für die Messe akquirieren. Und während das Kunstkabinett Strehler mit einer Auswahl an Kupferstich-Blumenbuketts aus dem 17. Jahrhundert von beispielsweise Maria Sibylla Merian und Nicolas de Poilly vertreten ist, lockt die Inselgalerie Gailer mit Gemälden der sogenannten Münchner Schule und einem beglückenden Sonnenblumen-Bild des Sezessionsmalers Arnold Balwé. Bis in die Moderne wagt sich auch Shigeko Yoneda vor, die mit japanischen Holzschnitten von Suzuki Harunobi von 1770 bis zu einem Geisha-Blatt von Narita Morikane aus den 1930er Jahren drei Jahrhunderte abdeckt.
Vielfalt ist Trumpf bei ca. 65 Ausstellern. Zwischen einem fein geschnitzten Historismus-Jagdhumpen aus Elfenbein bei Dr. Birbaumer & Eberhard, einem Armreif aus Türkisen mit Geheimfach für eine Giftkapsel bei Schmuckexpertin Sabine Füchter und einer große Gartenfigur aus Zink aus der Berliner Gießerei Moritz Geiss bei Klaus Spindler zieht Maximilian Fritz mit einer in Jahrzehnten zusammengetragenen, umfangreichen Sammlung handgemalter Firmen- und Ladenschilder (siehe beilieg. Beitrag „Im Focus“) aus dem frühen 20. Jahrhundert die Blicke auf sich. Der Star bei Antiquitäten Kutnjak ist eine große Wiener Bronze in Form eines jungen Seelöwen. Der religiösen Andacht diente einmal das russische Abbild der Muttergottes Tichvinskaja von ca. 1850 bei Ikonenspezialist Ewenstein. Bezug zum Religiösen hat auch der Creußener Apostelkrug von 1680 bei Herold Neupert. Sein Highlight stellt allerdings ein sogenanntes Eger-Kästchen von ca. 1650 dar. Die Schatulle ist mit vielfarbigen und daher malerisch wirkenden Reliefintarsien dekoriert, die typisch für die Bildschnitzkunst der böhmischen Stadt Eger waren. Das hier angebotene Exemplar umfasst sechs Reliefs in der Art von Adam Eck mit biblischen Darstellungen aus dem Leben Christi.
Neuaussteller auf dem Nockherberg sind der Schweizer Antiquitätenhandel Moinat & Fils mit einem umfangreichen Einrichtungsprogramm des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, das auf Silber vom 18.
bis 20. Jahrhundert spezialisierte Kunsthaus Kende aus Tübingen sowie Rochus Probst, der u.a. mit einem barocken Vorderzappler aus Wien die Uhrmacherkunst des 18. Jahrhunderts demonstriert.
Unter den Exponaten Rochus Probsts befindet sich auch ein dem Antwerpener Maler Buonaventura Peeters zugeschriebener „Heiliger Augustinus“. Der Grazer Händler stuft das Gemälde als Vorarbeit zum Hochaltar der Dominikanerkirche Würzburg ein, der im März 1945 zerstört wurde. Traditionell haben die Volkskunst und das Alpenländische ihren Platz auf dem Nockherberg. Klosterarbeiten aus Bayern und ein Suhler Daubenkrug mit Zunftzeichen der Maurer und Zimmerer bei Karl Heinz Hiermeier sowie Hinterglasbilder aus der Zeit um 1800 und fein geschnitzte Figuren aus dem Grödner Tal bei Roderich Pachmann – das ist nur ein kleiner Ausschnitt dieser Sparte.
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17.05.2014 - 25.05.2014Messe »
90. Kunst & Antiquitäten München, 17. bis 25.Mai 2014, im Festsaal des Paulaner am Nockherberg, Hochstr. 77, 81541 München, Öffnungszeiten: tägl. 11 bis 19 Uhr, Mittwoch bis 21 Uhr, Eintritt: 9 Euro, erm. 6 Euro, kunst-antiquitaeten.de