• Menü
    Stay
Schnellsuche

Fondation Beyeler

Die Restaurierung von Henri Rousseaus Urwald der Kunst

Fondation Beyeler

Rousseau wohnte und arbeitete in Paris im Quartier Montparnasse in einem bescheidenen Wohnzimmer-Atelier. Seine Tätigkeit als Zollbeamter gab er 1893 auf, um sich ganz der Malerei zu widmen. Nebenbei komponierte er Musikstücke, schrieb skurrile Theatertexte (er war u.a. mit Alfred Jarry befreundet) und erteilte Kindern sowie Erwachsenen Mal- und Musikunterricht. Als Henri Rousseau 1891 im Salon des Indépendants sein erstes Dschungelbild, Surpris!, ausstellte, schrieb der Schweizer Maler Félix Vallotton am 25. März in Le Journal Suisse den ersten positiven Kommentar: „Mit jedem Jahr, das vergeht, wird Herr Rousseau immer eindrucksvoller (…) und erdrückt auch alles. Seinen Tiger, der die nichts ahnende Beute schlägt, muss man sich ansehen. Das ist das Alpha und Omega der Malerei und so erregend, dass die meisten tief wurzelnden Überzeugungen wanken und vergehen vor so viel Selbstgenügen und solch kindhafter Begeisterung. Übrigens, nicht alle lachen, und manche, die zuerst lachen wollten, wurden bald still. Es ist immer wunderbar, einen ganz festen Glauben, worauf auch immer er sich richtet, so konsequent vorgetragen zu sehen. Was mich betrifft, so schätze ich seine Anstrengungen sehr und ziehe sie hundertfach den kläglichen Irrtümern in anderen Bildern vor, die in der Nähe hängen.“

Einflussreicher Fantasie-Dschungel
Le lion, ayant faim wird üblicherweise auf 1905 datiert. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wurde es aber bereits 1898 für den Salon des Indépendants gemalt. Das Gemälde trug damals den Titel La lutte pour la vie. In keinem anderen Dschungelbild hat Rousseau den Horizont so tief gesetzt und das Blattwerk so durchlässig gestaltet. Fürs Publikum sind Löwe und Antilope genau in die Bildmitte gerückt, darum herum sind – panoramaartig – die anderen Tiere angeordnet: der Panther, die fleischfressenden Vögel und auf der linken Bildseite, etwas verdeckt, das grosse, zottige Mischwesen (ein Bär, Vogel oder Affe) mit dem Stock in der Pranke. Die grausige Tötungsszene wird vom kraftvoll gestaltet, dekorativen Blattwerk mit seinen feinmodulierten Grüntönen überstimmt. Nicht der Kampf um Leben und Tod, sondern die Vegetation dominiert das Bildgeschehen.

Nie hatte er einen Urwald gesehen, umso fantasievoller und farbenprächtiger erschuf er sich den Dschungel und dessen exotische Bewohner in seiner Malerei. Sehr vertraut waren ihm die exotischen Pflanzen und die Tiergehege des Jardin des Plantes. Als wichtige Bildquellen für seine Kunst benutzte er auch Postkarten, Fotografien, populäre Stiche und Illustrationen aus Magazinen. Oft kopierte er diese „Vorbilder“ mithilfe des Pantografen, eines technischen Geräts, das die Übertragung von Zeichnungen im gleichen, grösseren oder kleineren Massstab ermöglicht, in seine Gemälde. Zahlreiche Bildgegenstände oder Tierformen wirken daher wie „eingeklebt“ oder „collagiert“ – ein künstlerisches Verfahren, das für viele Maler des 20. Jahrhunderts von Pablo Picasso und Georges Braque über Max Ernst bis hin zu Roy Lichtenstein wegweisend war.

An der Vorliebe für Exotik und der Sehnsucht nach kolonial inspirierten Motiven, welche (gemeinsam mit Kubismus und Futurismus) die Art Deco-Bewegung auszeichnen, dürften Henri Rousseaus Dschungelgemälde ebenfalls nicht ganz unschuldig sein. Ein Foto aus dem Jahr 1929 dokumentiert z.B., wie im Salon des einflussreichen Pariser Modeschöpfers und Mäzens Jacques Doucet das Gemälde La charmeuse de serpents hing. Und Dekaden nach Duke Ellingtons „Jungle Sounds“ wird schliesslich auf dem Cover des 1955 erschienenen Album „Thelonius Monk plays Duke Ellington“ Rousseaus Le repas du lion mit seiner geheimnisvollen Exotik zieren. Rousseaus Fantasielandschaften verfehlten auch Jahre nach ihrer Entstehung ihre inspirierende und nahezu magische Wirkung nicht.

Fondation BNP Paribas
Die Fondation BNP Paribas engagiert sich seit über 20 Jahren in der Restaurierung von Kunstwerken in Europa, Asien und den Vereinigten Staaten mit dem Anliegen, aktiv daran mitzuwirken, dass Museumsbestände erhalten bleiben und so an zukünftige Generationen weitergegeben werden können.

In der Schweiz hat sie bereits über 20 Projekte gefördert, die dem Erhalt bedeutender Werke unter anderem von Max Ernst, Mattia Preti, Auguste Rodin, Bram van Velde, Veronese und Léger galten. Die Fondation Beyeler freut sich, dass sie seit 2011 bei der Restaurierung von Hauptwerken der Sammlung auf die Unterstützung der Fondation BNP Paribas bauen kann. In den nächsten drei Jahren 2015 – 2017 wird sich das Restauratoren- und Kuratorenteam den folgenden Werken widmen: Pablo Picassos Femme (Epoque des »Demoiselles d’Avignon«), 1907, Andy Warhols Joseph Beuys, 1980, und Claude Monets Nymphéas, 1916 – 1919.






  • 22.04.2015
    Presse »
    Fondation Beyeler »

    Täglich 10 - 18 Uhr, mittwochs 10 - 20 Uhr.
    Das Museum ist an allen Sonn- und Feiertagen geöffnet.
    Erwachsene CHF 25.–
    Gruppen ab 20 Personen* und IV mit Ausweis CHF 20.

Henri Rousseaus Le lion, ayant faim, 1898/1905; Foto: Robert Bayer, Basel


Neue Kunst Nachrichten
Menzel sorgt mit spontaner
Die Berlin Auktion bei Lempertz sorgt mit Höchstzuschlägen...
PORTRAIT Art Contest: Your
TERAVARNA, a renowned art organization, presents the highly...
How did the Fuorisalone 2024
The 2024 edition of the most important widespread event in...
Meistgelesen in Nachrichten
Museen entdecken  

Alamannenmuseum "twittert" aktuelles Museumsprogramm -

Armin Scheid bei F.  

In den Gemälden von Armin Scheid versammeln sich

Masterpieces from  

London, 6th July 2016 – Over the last two days, at

  • Die Restauratoren der Fondation Beyeler vor Henri Rousseaus Le lion, ayant faim, 1898/1905; Foto: Mark Niedermann
    Die Restauratoren der Fondation Beyeler vor Henri Rousseaus Le lion, ayant faim, 1898/1905; Foto: Mark Niedermann
    Fondation Beyeler
  • Restauratoren der Fondation Beyeler vor Henri Rousseaus Le lion, ayant faim, 1898/1905; Foto: Mark Niedermann
    Restauratoren der Fondation Beyeler vor Henri Rousseaus Le lion, ayant faim, 1898/1905; Foto: Mark Niedermann
    Fondation Beyeler
  • Restauratoren der Fondation Beyeler in der Hand Henri Rousseaus Le lion, ayant faim, 1898/1905; Foto: Mark Niedermann
    Restauratoren der Fondation Beyeler in der Hand Henri Rousseaus Le lion, ayant faim, 1898/1905; Foto: Mark Niedermann
    Fondation Beyeler
  • Restauratorin der Fondation Beyeler bei der Arbeit des Bildes von Henri Rousseaus Le lion, ayant faim, 1898/1905; Foto: Mark Niedermann
    Restauratorin der Fondation Beyeler bei der Arbeit des Bildes von Henri Rousseaus Le lion, ayant faim, 1898/1905; Foto: Mark Niedermann
    Fondation Beyeler
  • Restaurator der Fondation Beyeler bei der Arbeit des Bildes von Henri Rousseaus Le lion, ayant faim, 1898/1905; Foto: Mark Niedermann
    Restaurator der Fondation Beyeler bei der Arbeit des Bildes von Henri Rousseaus Le lion, ayant faim, 1898/1905; Foto: Mark Niedermann
    Fondation Beyeler
  • Restauratoren der Fondation Beyeler vor Henri Rousseaus Le lion, ayant faim, 1898/1905; Foto: Mark Niedermann
    Restauratoren der Fondation Beyeler vor Henri Rousseaus Le lion, ayant faim, 1898/1905; Foto: Mark Niedermann
    Fondation Beyeler
  • Restaurator der Fondation Beyeler beim Henri Rousseaus Le lion, ayant faim, 1898/1905; Foto: Mark Niedermann
    Restaurator der Fondation Beyeler beim Henri Rousseaus Le lion, ayant faim, 1898/1905; Foto: Mark Niedermann
    Fondation Beyeler