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Schiele im Fokus: Leopold Museum zeigt kürzlich wiederentdecktes Schiele-Gemälde erstmals öffentlich - BILD

Egon Schieles Onkel Leopold Czihaczek: Vormund und Unterstützer Nach längerer Krankheit starb Egons Vater Adolf Schiele (1851–1905) – Stationsvorstand der K. K. Staatsbahnen in Tulln – am 1. Jänner des Jahres 1905. In dieser für die Familie – Mutter Marie, Egon sowie die beiden Schwestern Gertrud und Melanie – auch finanziell schwierigen Situation übernahm Egons Onkel Leopold Czihaczek (1842–1929) die Mitvormundschaft über den minderjährigen Neffen. Czihaczek war Ministerialrat und Oberinspektor der Kaiser Ferdinands-Nordbahn und mit einer Schwester des Vaters verheiratet. Egons Wunsch Künstler zu werden entsprach nicht den Vorstellungen der Familie, doch als er im Oktober 1906 als Sechzehnjähriger die Prüfung für die Aufnahme an der Akademie der bildenden Künste erfolgreich absolvierte, schrieb Czihaczek stolz an seine Frau: „Egon glänzend durch“.

„Das Konterfei seines Onkels und finanziellen Unterstützers beschäftigte Egon Schiele in den folgenden zwei Jahren fortwährend“, so bemerkt Leopold Museum Direktor Hans-Peter Wipplinger. „Keine andere Person wurde in seinem Œuvre öfters porträtiert. Ein zentrales Porträt ist jenes lange verschollen gewesene und kürzlich wiederentdeckte Gemälde Leopold Czihaczek am Klavier, das erstmals seit seiner Entstehung der Öffentlichkeit präsentiert wird und nun als Dauerleihgabe aus österreichischem Privatbesitz das Leopold Museum um ein weiteres Hauptwerk aus Schieles Frühzeit bereichert“, so Hans-Peter Wipplinger.

Das Gemälde Leopold Czihaczek am Klavier
Das Ölgemälde zeigt Egon Schieles Onkel Leopold Czihaczek beim Klavierspiel im Musikzimmer seiner Wohnung in der Leopoldstädter Zirkusgasse. In diesem Gemälde verarbeitete Schiele Elemente moderner künstlerischer Entwicklungen und demonstriert bravourös die Beherrschung der Technik: „Stilistisch greift Schiele im Pinselduktus spätimpressionistische Tendenzen auf, kombiniert mit der typisch gedeckten, pastelligen Farbpalette des Frühwerks. In kompositorischer Hinsicht differenziert der Künstler in beleuchtete und verschattete Bildpartien, die ihn das ungewöhnlich große Querformat trotz der gewählten Perspektive dramaturgisch bewältigen lassen. Wie zur Versöhnung legt er demgegenüber eine einheitliche Dynamik der Pinselstriche an“, analysiert die Leiterin des Leopold Museum Forschungszentrum, Verena Gamper. „Die Nahsicht auf den Klavierspielenden, und der Fokus, der auf die Notenblätter gelegt wird, vermitteln den Eindruck größter Versunkenheit in die Musik. Diese wird von den bewusst unscharf wiedergegebenen Händen, gleichsam abgekoppelt vom Rest des Körpers, zum Erklingen gebracht“, so Gamper.

Exakt datiert und frisch restauriert
Das Gemälde befindet sich im Originalrahmen und auch die Leinwand ist auf dem Keilrahmen noch mit originaler Nagelung aufgespannt. Nach einer gründlichen Oberflächenreinigung kann das lange verschollen geglaubte Gemälde in neuem Glanz erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. Bisher war es nur über eine Schwarz-Weiß-Fotografie von 1930 bekannt, die es im Salon von Gustav Huber, des ehemaligen Besitzers und ebenfalls von Leopold Czihaczek finanziell unterstützten Mündels und späteren Ministerialrates, zeigte. Bereits bekannt waren zwei Vorstudien, von denen die mit „Schiele 17.IV.07“ datierte Zeichnung im Rahmen dieser Fokuspräsentation im Leopold Museum ebenfalls erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wird. Am originalen Keilrahmen des Gemäldes findet sich der Vermerk „begonnen 21.IV.07“. Der Entstehungsprozess des Werks kann somit von der ersten Skizze über die Arbeit an der Leinwand bis zur Fertigstellung – der vom Künstler neben seiner Signatur hinzugefügten Datierung zufolge am 12. Mai 1907 – zeitlich exakt nachvollzogen werden.

Die Präsentation des Czihaczek-Porträts
Das im Zentrum der Präsentation stehende Werk, entstanden in Schieles erstem Ausbildungsjahr an der Akademie, ist mit 60,2 x 100,7 cm für das frühe Schaffen des jungen Künstlers ungewöhnlich groß. Es wird von kleinformatigen Landschafts- und Städtebildern gerahmt, die ebenfalls aus jener Zeit stammen und einen Einblick in die schon zu Studienzeiten sichtbare Beherrschung von Technik und Genre geben. Rund 14 Gemälde und Zeichnungen aus dem Frühwerk, entstanden in den Jahren 1906 bis 1908, darunter Werke der Sammlung des Leopold Museum, der Leopold Privatsammlung und weiterer privater Leihgeber – unter ihnen Werner Gradisch, der Großneffe von Egon Schieles Schwester Melanie Schuster – werden gezeigt, ergänzt durch Fotografien. Zu sehen sind Veduten wie Kahle Bäume, Häuser und Bildstock (Klosterneuburg) oder Purkersdorf, Genreszenen – etwa Vor dem Leopolditag in Klosterneuburg und Drei Knaben – oder Landschaftsdarstellungen wie Herbstlicher Auwald.






  • 21.07.2022
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    LEOPOLD MUSEUM »

    Täglich außer Dienstag: 10–18 Uhr*
    Donnerstag: 10–21 Uhr*
    *Dienstag geschlossen

    Juni, Juli, August täglich geöffnet

    VOLLPREISTICKET € 14,00

     

    Aufgrund der Coronakrise ist das Museum seit Mi, 11. März 2020 auf unbestimmte Zeit geschlossen. Informationen unter www.leopoldmuseum.org



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  • Egon Schiele (Tulln 1890 –1918 Wien) Leopold Czihaczek am Klavier, 1907, Öl auf Leinwand, 60,2 x 100,7 cm (mit Rahmen 65,4 x 105,5 x 3,0 cm), Privatsammlung, Dauerleihgabe im Leopold Museum
    Egon Schiele (Tulln 1890 –1918 Wien) Leopold Czihaczek am Klavier, 1907, Öl auf Leinwand, 60,2 x 100,7 cm (mit Rahmen 65,4 x 105,5 x 3,0 cm), Privatsammlung, Dauerleihgabe im Leopold Museum
    LEOPOLD MUSEUM
  • Anonyme*r Fotograf*in, Der Salon von Gustav Huber, an der Wand Egon Schieles Gemälde „Leopold Czihaczek am Klavier“, Fotografie, Leopold Privatsammung
    Anonyme*r Fotograf*in, Der Salon von Gustav Huber, an der Wand Egon Schieles Gemälde „Leopold Czihaczek am Klavier“, Fotografie, Leopold Privatsammung
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  • Egon Schiele (Tulln 1890 –1918 Wien), Leopold Czihaczek nach links schauend, 1908, Aquarell, Bleistift auf Papier, 17,1 x 12,2 cm, W&K- Wienerroither & Kohlbacher, Wien
    Egon Schiele (Tulln 1890 –1918 Wien), Leopold Czihaczek nach links schauend, 1908, Aquarell, Bleistift auf Papier, 17,1 x 12,2 cm, W&K- Wienerroither & Kohlbacher, Wien
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