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Rekonstruierte Gartenmöbel für Schloss Schönhausen

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Durch die Aufstellung der rekonstruierten großen Ringtafel mit 16 Stühlen kann die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) ein weiteres Teilstück zum sog. Präsidentengarten im Park des Schlosses Schönhausen hinzufügen. Unter Verwendung von Archivmaterialien konnte die Tischlerwerkstatt der SPSG gemeinsam mit dem Atelier für Restaurierung, Ralph Broschke, die repräsentativen Sitzmöbel aus den 1950er Jahren rekonstruieren. Ab heute kann die Festtafel auf der Gesellschaftsterrasse des Schlosses besichtigt und benutzt werden.

Zur Geschichte der Ringtafel

Nachdem die Wahl für einen Amtssitz des DDR-Präsidenten Wilhem Pieck auf Schloss Schönhausen gefallen war, wurde eine hohe geschlossene Mauer errichtet, die den großräumigen Landschaftsgarten des Schlosses zerschnitt. Die Neugestaltung des ca. acht Hektar großen, abgeschotteten Präsidentengartens innerhalb der Mauer übernahm der Gartenarchitekt Reinhold Julius Paul Lingner.

Lingner formulierte in seinem Erläuterungsbericht zu seinem Entwurf die "Zweckbestimmung" des Präsidentengartens folgendermaßen: "Da das ehemalige Schloss als Amtssitz und insbesondere für Empfänge politisch hervorragender Persönlichkeiten und Auslandsvertreter dient, wird vorgeschlagen, auch den Park diesen Zwecken dienstbar zu machen. Es ist daher ganz besonders in der Nähe des Hauses für gesellige Zusammenkünfte durch Sitzplätze, Terrassen und Gelegenheiten zu Darbietungen gesorgt worden."

Die Gesellschafts-Terrasse mit Gartenhof erfüllte die geforderte repräsentative Funktion. "Auf der Gesellschaftsterrasse (...) sind mehrere Sitzgruppen mit Tischen und eine grosse Ringtafel für eine Gesellschaft bis zu 16 Personen vorgesehen. (...) Die Gesellschafts-Terrasse ist durch Blumenparterres mit stets wechselnder Bepflanzung und durch einen Sondergarten mit winterharten Stauden und Rosen geschmückt," so Lingner.

Die Gartenmöbel entwarf Liv Falkenberg. Die gebürtige Niederländerin arbeitete bei dem Rotterdamer Stararchitekten J.J.P. Oud, war mit verschiedenen Kunstrichtungen (De Stijl) vertraut und arbeitete in avantgardistischen Gruppen (De 8 und Ophouw). In Deutschland entwarf sie u.a. 1927 Möbel für die legendäre Weißenhofsiedlung in Stuttgart.

Umgeben ist die Ringtafel mit aufwändigen Sommerblumenbeeten. Die beiden Beete wurden asymmetrisch um den Mittelrisalit angeordnet, der Ringtisch auf der Terrasse konnte so einen zentralen Platz einnehmen, ohne den Blick aus dem Gartensaal in die Tiefe des Gartens zu verstellen. Die ineinander geschachtelten Rechtecke und die einfarbig flächige Farbgestaltung erinnern an Werke der abstrakten Malerei (besonders an Piet Mondrian: z. B. Komposition in Rot, Blau, Schwarz, Gelb und Grau, 1921). Im Frühjahr wurden die Farbflächen mit Stiefmütterchen (gelb, weiß, hellblau, dunkelblau), im Sommer mit Pelargonien (rosa und rot) arrangiert und mit weiterenBlumen akzentuiert. Die ausgefeilte Komposition, die der Gartenarchitekt Herman Göritz entwarf, konnten Besucher des Gartens in diesem Frühling erstmals wieder bestaunen.

Besonderer Dank geht an das Bundesarchiv Berlin, das Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung Erkner, die Max-Lingner-Stiftung, die Friedrich-Wolf-Gesellschaft, Klaus Kühnel und Fam. Gerd Falkenberg

Zur Person Reinhold Lingners

Geboren wurde Lingner am 27.06.1902 in Berlin-Charlottenburg. Dort besuchte er das humanistische Mommsen-Gymnasium. Seine muttersprachlichen Französischkenntnisse beeinflussten seinen späteren Lebensweg. Lingner absolvierte seine Lehre 1919-1922 in Europas damals bekanntester Baumschule Ludwig Späth in Berlin (1720 von Christoph Späth gegründet). Von 1923 -1925 studierte er in Stuttgart als Gasthörer bei Paul Schmitthenner. Danach arbeitete er einige Monate bei Wilhelm Hübotter in Hannover und studierte 1925-1927 an der Höheren Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Berlin-Dahlem bei Fritz Zahn und Willy Lange. In den Ferien arbeitete er mit Otto Valentin bei der Firma Späth. Lingner selbst bezeichnete später den Landschaftsarchitekten und Maler Otto Valentin als seinen großen Lehrmeister.

Nach dem Studium war er bei der Deutschen Kriegsgräberfürsorge in Belgien beschäftigt. Ende 1933 wurde er aufgrund seiner Heirat mit der bekennenden Kommunistin Alice Kerling fristlos entlassen. Während des Nationalsozialismus hatte Lingner ein "unausgesprochenes" Berufsverbot zu ertragen, Wanderjahre mit häufigen Ortswechseln waren die Folge.

Nach 1945 entstand unter der Leitung des Stadtrates für Bau- und Wohnungswesen, Hans Scharoun, eine Planungsgruppe, in die Lingner als Leiter des Hauptamtes für Grünplanung beim Magistrat von Groß-Berlin ab dem 16. Juni 1945 berufen wurde. Dieses wurde aufgrund der Spaltung Berlins im April 1950 aufgelöst, Lingner zog von Siemensstadt nach Pankow.

Lingners wissenschaftliche Laufbahn begann 1947, als er nebenamtlich die Leitung der Abteilung Landwirtschaft in Institut für Bauwesen der Deutschen Akademie der Wissenschaft zu Berlin übernahm. Am 1. August 1961 erhielt er die Berufung als Professor mit Lehrauftrag und Direktor des Institutes für Gartengestaltung an der Humboldt-Universität zu Berlin. 1964 erfolgte die Ernennung zum Professor mit Lehrstuhl. Am 1. Januar 1968 verstarb Reinhold Lingner nach längerem Krankenhausaufenthalt in Berlin.

SPSG-Pressereferat, Dr. Ulrich Henze,








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