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STÄDEL ERWARB PORTRÄT PAPST JULIUS’ II. VON RAFFAEL UND WERKSTATT

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Frankfurt am Main, 6. Dezember 2011. Das Bildnis Papst Julius’ II. gehört zu Raffaels berühmtesten Werken. Das Porträt dieses außerordentlich kunstsinnigen, aber auch durchsetzungsfähigen und jähzornigen Papstes ist zwischen Juni 1511 und März 1512 in Rom entstanden. Es zeigt den bärtigen Papst lebensgroß in Dreiviertelfigur auf einem Lehnstuhl sitzend. Das Bildnis ist in mehreren Fassungen überliefert; die bekannteste befindet sich in der National Gallery in London, eine weitere in den Uffizien in Florenz. Das Städel Museum konnte jüngst eine bislang unbekannte Fassung des Porträts von Papst Julius II. von Raffael und seiner Werkstatt erwerben. Das 106,0 x 78,4 cm große, auf Pappelholz gemalte Bildnis ist kunsthistorisch und gemäldetechnologisch umfassend analysiert und untersucht sowie von alten Firnisschichten und Retuschen befreit worden. Es besticht nicht nur durch seine hohe künstlerische Qualität, sondern weist im Gegensatz zu der Londoner und Florentiner Fassung eine Reihe im Verlauf der Ausführung getätigter schöpferischer Veränderungen auf. Die mit Infrarotreflektografie sichtbar zu machende Unterzeichnung lässt erkennen, dass vor allem im Bereich des Gesichts und der Position des Stuhls Modifikationen vorgenommen wurden. Außerdem wurde, wie die Röntgenaufnahme dokumentiert, im Lauf des Malprozesses die Haltung der rechten Hand verändert. Diese Veränderungen und der besondere Charakter der Unterzeichnungen bezeugen einen überaus kreativen Bildfindungsprozess, der diesem Werk eine besondere Stellung im Vergleich zu den bislang bekannten Julius- Porträts verleiht.

Die Provenienz des Gemäldes lässt sich bis 1905, wo es als Teil der Sammlung Bercioux im Hôtel Drouot in Paris versteigert wurde, lückenlos nachverfolgen. Über unterschiedliche Privatbesitzer gelangte es spätestens 1909 von Paris nach New York und 1914 zurück nach Europa. Nach weiteren Eigentümerwechseln wurde es 2007 im Dorotheum in Wien als Werk eines Raffael-Nachahmers angeboten. Dort wurde es von der Privatsammlung Ellermann gekauft, von der das Städel es 2010 dank des Entgegenkommens des Verkäufers um einen deutlich unter dem Marktwert liegenden Preis für ein solches Gemälde erwerben konnte. Der mutmaßliche Weg des Gemäldes vor 1905 führt bis in die Familie von Julius II. zurück.

Die Provenienz vor 1905 und vor allem der Vergleich mit den bislang bekannten Bildnisfassungen in London und Florenz werden vom November 2012 bis Februar 2013 unter dem Titel „Raffael und das Bildnis Julius’ II. Bildpropaganda eines Renaissance-Papstes“ Gegenstand einer eigenen Ausstellung im Städel sein.

Erstmals wird das Gemälde Julius’ II. ab 15. Dezember 2011 im Rahmen der nach 14-monatigen Sanierungsarbeiten wiedereröffneten und neu gestalteten Sammlungspräsentation „Alte Meister“ im Städel zu sehen sein.

„Wir schätzen uns außerordentlich glücklich“, so Max Hollein, Direktor des Städel Museums, „ein so hochkarätiges Werk der Hochrenaissance für unsere Altmeistersammlung gesichert zu haben. Für ein Haus, an dem die Raffael- Forschung bereits eine fast 200-jährige Tradition hat und das in seiner Graphischen Sammlung wichtige Werke Raffaels beherbergt, ist dieser Neuzugang von ganz besonderer Bedeutung.“

„Das Julius-Bildnis verstärkt die großartige Folge italienischer Porträts der Renaissance und des Manierismus im Städel. Der Einzug eines Werkes, das in so aufregender Weise Einblick in den Schaffensprozess Raffaels und seiner Werkstatt gewährt, ist ein besonderer Glücksfall“, sagt Prof. Dr. Jochen Sander, Sammlungsleiter der Abteilung „Alte Meister“.

Daten und Fakten Papst Julius II.

Giuliano della Rovere (* 5. Dezember 1443 in Albisola Superiore bei Savona, Ligurien; † 21. Februar 1513 in Rom), der 1503 als Papst Julius II. den Stuhl Petri bestieg, bewies Kunstverstand wie kaum ein anderer Papst. Er beauftragte Bramante mit dem Neubau von St. Peter, Michelangelo mit der Ausmalung der Decke der Sixtinischen Kapelle und der Schöpfung seines Grabmals und schließlich den 25- jährigen Raffael (* 6. April oder 28. März 1483 in Urbino; † 6. April 1520 in Rom), der 1508 nach Rom kam, mit der Ausmalung der Stanzen, seiner Wohn- und Repräsentationsräume im Vatikanischen Palast. Während dieser Arbeiten, 1509, verließ Julius Rom, um an der Spitze der päpstlichen Truppen in Oberitalien Krieg zu führen. Doch auch Julius’ persönliche Teilnahme an dem Kriegszug brachte nicht den erhofften Erfolg; das militärische Eingreifen der Franzosen unter Ludwig XII. führte zu einer empfindlichen Niederlage des Papstes, der überdies im Herbst 1510 lebensgefährlich erkrankte. Julius scheint für seine Gesundung und für die Wiederherstellung der päpstlichen Herrschaftsansprüche in Oberitalien göttlichen Beistand erfleht und dies mit einem Gelübde verbunden zu haben. Seit Oktober 1510 ließ er sich einen Vollbart wachsen, den er erst nach der erfolgreichen Vertreibung der französischen Truppen aus den Gebieten des Kirchenstaats im April 1512 wieder entfernte.








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    Städel Museum