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Goldene Zeiten

Meisterwerke der Buchkunst von der Gotik bis zur Renaissance

Goldene Zeiten

Als einer der ersten Fürsten bemühte sich Friedrich auch intensiv um das Erbe seiner Vorfahren und gelangte so an die berühmten Handschriften König Wenzels von Böhmen. Zu deren Glanzstücken zählt etwa die Goldene Bulle aus der Zeit um 1400, für die er einen neuen Einband herstellen ließ, der ebenfalls mit seiner Devise AEIOU versehen wurde. Diese Prachtabschrift zählt gemeinsam mit den Originalen aus dem Jahr 1356 zu den wichtigsten Rechtsdokumenten des Heiligen Römischen Reiches, wurde 2013 in die UNESCO-Liste des Weltdokumentenerbes aufgenommen und kann im Rahmen der Ausstellung erstmals seit langem wieder besichtigt werden.

In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden für Maximilian, den 1459 geborenen Sohn Friedrichs, insgesamt drei Lehrbücher, die sowohl Texte enthalten, die für den elementaren Unterricht gedacht sind, als auch solche, die sich an den erwachsenen Regenten richten. In der Ausstellung werden etwa das prachtvolle Abecedarium, das von allen Lehrbüchern den reichsten Deckfarbenschmuck aufweist, und das mit verspielten Ranken versehene Lehrbuch der Grammatik des Donat präsentiert.

Der moderne Buchdruck wird erfunden
Medienrevolution unter Kaiser Maximilian I.
Neben den weiterhin „aktuellen“ Gebet- und Lehrbüchern traten zur Zeit Kaiser Maximilians I. (1459–1519) vollkommen neue Textgattungen ins Rampenlicht wie etwa autobiografische und allegorische Werke, gemalte Inventare von Festungen und Kriegsgerät, Klassiker der römischen Antike und „wissenschaftliche“ Arbeiten zur Genealogie und Heiligenverehrung. Von Maximilians Großprojekten werden in der Ausstellung der Triumphzug, die biografischen Werke Theuerdank und Weißkunig, die Zeughausbücher, illustrierte allegorische Texte sowie das um 1500 entstandene Grabmal Maximilians, eines seiner größten und langwierigsten Projekte, präsentiert.

Die prachtvoll ausgestatteten Pergamentcodices wurden unter Maximilian zusehends von auf Papier ausgemalten Handschriften abgelöst, das Repräsentationsbedürfnis des Auftraggebers drückte sich weniger im materiellen Erscheinungsbild als in inhaltlicher und thematischer Opulenz aus. Maximilian war auch der erste Habsburger, der bewusst die Möglichkeiten des aufkommenden Buchdruckes nutzte: Für die beeindruckenden Holzschnitte seiner Werke beauftragte er die bedeutendsten Künstler der Zeit, darunter auch niemand Geringeren als Albrecht Dürer. Größen wie Lucas Cranach oder Albrecht Altdorfer bekamen Aufträge, um in Büchern Maximilians Herrschaft zu legitimieren und sein Andenken über seinen Tod hinaus zu bewahren.

Maximilian war es auch, der die mittelalterlich geprägte und noch immer in großen Truhen verwahrte Büchersammlung der Habsburger nach und nach zu einer geordneten und zumindest eingeschränkt benutzbaren Bibliothek ausbaute. Sie wurde der Kernbestand der späteren Hofbibliothek und damit der Österreichischen Nationalbibliothek.

Wien um 1500
Lucas Cranach und Johannes Winterburger
In den für Maximilian angefertigten Werken begegnet man einer ganz neuen Künstlergeneration. Stammten die Buchmaler seiner Werke bislang hauptsächlich aus Wien und Umgebung, wurden sie um 1500 zunehmend von Malern und Druckern abgelöst, die vorwiegend in Tirol und Süddeutschland tätig waren. Die Donaumetropole stand offenbar im Schatten der qualitativ und quantitativ dominierenden Bücherzentren des süddeutschen Raums. Erst als der im Rheinland geborene Drucker Johannes Winterburger (um 1460–1519) im Jahr 1492 nach Wien zog, konnte sich der Wiener Buchdruck etablieren und die Texte erreichten bald einen deutlich größeren Leserkreis. Aus Winterburgers berühmter Druckwerkstatt ist 1502 das besonders aufwändig gestaltete Wiener Heiltumsbuch hervorgegangen, das am Ende der Ausstellung steht: Dieser Meilenstein der Buchdruckgeschichte präsentiert Heiltümer, also den Reliquienschatz einer Kirche, in mehr als 260 einzigartigen Holzschnitten. Darüber hinaus gibt es Anweisungen, wie sich das Volk bei der Heiltumsschau zu verhalten hat und ermahnt zur Andacht, um in den Genuss eines Ablasses zu kommen. Ebenfalls darin enthalten ist eine der ältesten Darstellungen des Wiener Stephansdoms.

Eine weitere interessante Entwicklung in der Zeit Maximilians stellen die Holzschnitte dar, die sich auf Lucas Cranach den Älteren (um 1472–1553) zurückführen lassen. Cranach ist einer der bedeutendsten Künstler der Renaissance in Deutschland; er hatte sich um die Jahrhundertwende in Wien aufgehalten und im Auftrag Winterburgers etliche Holzschnitte entworfen. Meisterwerke dieser Renaissance-Buchkunst wie etwa die in der Passauer Missale enthaltene Darstellung des Gekreuzigten sind erstmals in dieser Ausstellung zu sehen.






  • 20.11.2015 - 01.02.2016
    Ausstellung »

    Dauer 24. Juni 2015 – 10. Jänner 2016

    Öffnungszeiten Dienstag – Sonntag 10 – 18 Uhr Donnerstag 10 – 21 Uhr

    Sommeröffnungszeiten Juni, Juli, August, September
    täglich 10 – 18 Uhr
    Donnerstag 10 – 21 Uhr

    Eintritt € 4,–

    Katalog Begleitbuch zur Ausstellung an der Museumskasse € 24,00



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  • Heiliger Leopold Gebetbuch für Kaiser Friedrich III. (1415–1493) Handschrift Wien, um 1470/90
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    Österreichischen Nationalbibliothek
  • Stephansdom Wiener Heiltumsbuch Druck Wien, 1502
    Stephansdom Wiener Heiltumsbuch Druck Wien, 1502
    Österreichischen Nationalbibliothek
  • Plakat zur Ausstellung
    Plakat zur Ausstellung
    Österreichischen Nationalbibliothek