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Bunte Götter -

Bunte Götter - Die Farbigkeit der antiken Skulptur

  • Ausstellung
    06.03.2009 - 12.07.2009
Bunte Götter -

Die antike Marmorskulptur war nicht weiß, sondern bunt. Bis heute haben sich an antiken Skulpturen zahlreiche Spuren des ursprünglichen Farbenkleides erhalten. Sie beweisen, dass die griechischen und römischen Statuen Gewänder trugen, die mit aufwendigen Ornamenten und kostbaren Farben verziert waren. Seit 25 Jahren werden von einem internationalen Forscherteam unter der Leitung von Vinzenz Brinkmann Untersuchungen durchgeführt, aus deren Ergebnissen die Wanderausstellung "Bunte Götter" hervorgegangen ist. Sie verbindet originale antike Skulpturen mit spektakulären Rekonstruktionen, anhand derer die "bunte Antike" erneut auflebt. In der neu aufgestellten Antikensammlung der Museums-landschaft Hessen Kassel im Erdgeschoss von Schloss Wilhelmshöhe präsentiert die Ausstellung eine Reihe von neuen Objekten und somit den aktuellsten Stand der Forschung: Erst im Jahre 2008 wurde die berühmte Statue des Perserreiters rekonstruiert.

Bunte Götter

Im Sonderausstellungsraum im zweiten Obergeschoss wird unter den Titel „Die Entdeckung der Farbe" von der Erforschung der bemalten antiken Skulpturen während des 19. Jahrhunderts erzählt. Zu sehen sind Skulpturen, Graphiken und zwei großformatige Tempelmodelle. Zudem werden viele Exponate - vor allem Vasenbilder und Terrakotten - aus der Antikensammlung der Museumslandschaft Hessen Kassel präsentiert. Sie bestätigen die vielseitige Farbenpracht der Antike.

Kontroverse Diskussionen um die Polychromie

Die antiken Marmorskulpturen, die Friedrich II., Landgraf von Hessen-Kassel, während seiner italienischen Reise im Winter 1776/77 für seine Antikensammlung ankaufte, waren strahlend weiß. Man hatte sie, wie damals üblich, nach dem Ausgraben intensiv gereinigt. Alle anhaftenden Verschmutzungen und Verfärbungen waren mit Hilfe scharfer Säuren entfernt worden. Das Bild der Antike wurde damals geprägt von dem berühmten deutschen Archäologen und Kunsthistoriker Johann Joachim Winckelmann (1717-1768) und seiner 1764 erschienenen „Geschichte der Kunst des Alterthums". Für Winckelmann, dem farbigen Fassungen antiker Kunstwerke bekannt waren, war Farbe nur eine Zutat zur Schönheit, nicht aber das entscheidende Kriterium. Seine Ansichten beeinflussten die Kunst des 19. Jahrhunderts und prägen unsere Vorstellung griechischer und römischer Kunst bis heute. Dabei entdecken bereits zu Anfang des 19. Jahrhunderts Forscher eindeutige Farbreste an zahlreichen Marmorfiguren, doch die farbigen Skulpturen lösten zumeist Verwunderung und Ablehnung aus. Doch es gab auch Verfechter der Polychromie, darunter z.B. der Architekt Gottfried Semper (1803 - 1879). Er hatte bei einer Reise durch Italien und Griechenland von 1830 bis 1833 selbst Untersuchungen an farbigen Bauten und Skulpturen vorgenommen und ließ z. B. die Antikensäle im Japanischen Palais in Dresden farbig bemalen. In Kassel war Ende des 19. Jahrhunderts Johannes Böhlau Kustos der Antikensammlung. Er nahm zwar nicht aktiv an der kontrovers geführten Diskussion über die Polychromie teil, war jedoch fachlich auf der Höhe der Zeit. So waren in einem Raum der Antikensammlung damals noch im Hessischen Landesmuseum die Wände mit farbigen Bildern geschmückt, darunter wie Böhlau im Museumsführer von 1915 schreibt „....Aquarellwiedergaben zweier auf der Akropolis zu Athen gefundener Marmorstatuen des 6. Jh. v. Chr., die den Umfang und die Wirkung der Bemalung antiker Marmorwerke zeigen". Eines der Aquarelle ist in der Ausstellung „Bunte Götter" zu sehen.

Bunte Götter

Forschung im 20. Jahrhundert

Gegen das weiße, klassizistische Ideal der Antike vermochten sich die Forschungen zunächst nicht durchzusetzen. Erst in den 1960er Jahren begannen Wissenschaftler wieder die Farbigkeit mit neuen technischen Methoden zu erforschen. Seit über 25 Jahren untersucht und dokumentiert ein internationales Team um Prof. Dr. Vinzenz Brinkmann mit naturwissenschaftlichen Techniken die Farbigkeit antiker Skulptur. Wurden vor 200 Jahren die Farbspuren noch mithilfe von Probenentnahmen analysiert, können heute die meisten Analysen durch digitale Verfahren erstellt werden. Mit der Raman-Spektroskopie und der UV-Vis-Absorptionsspektroskopie werden in kurzer Zeit zahlreiche Pigmentreste bestimmt, ohne das Original zu berühren. Die neuen Forschungen haben zudem in großem Umfang von den Möglichkeiten der technischen Fotografie profitiert, vor allem von der UV-Fluoreszenzfotografie und der UV-Reflektografie, mit der selbst an Stellen, an denen sich keine Pigmente erhalten haben, die einst aufgemalten Ornamente aufgrund chemischer und mechanischer Veränderungen der Steinoberfläche wieder sichtbar gemacht werden können. 1991 unternahm Peter Gercke, Kustos der Kasseler Antikensammlung von 1974 bis 2003, den Versuch, an zwei bedeutenden Kunstwerken der klassischen Antike, dem „Kasseler Apoll" und der „Athena Lemnia", die Wirkung einer farbigen Fassung antiker Marmorskulpturen zu erforschen. Die Ergebnisse gehören bis heute zu den beliebtesten Exponaten der Antikensammlung.

Die Ausstellung

Die Ausstellung „Bunte Götter" macht nun anhand von über 25 detailreichen farbigen Rekonstruktionen und rund 200 ausgewählten Originalen aus internationalen Sammlungen sowie dem Bestand der Antikensammlung der MHK die Ergebnisse der wissenschaftlichen Polychromieforschung für den Betrachter sichtbar und belegt in beeindruckender Wiese die Bedeutung der Farbe für die antike Skulptur.


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