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Manfred Lehmbruck

50 Jahre Reuchlinhaus in Pforzheim

Manfred Lehmbruck

Der Architekt Manfred Lehmbruck (1913-1993), geboren in Paris, aufgewachsen in Zürich und Berlin, war ein Sohn des berühmten Bildhauers Wilhelm Lehmbruck. Seinen Vater verlor er früh als Kind. Ein väterlicher Freund nahm sich seiner an und weckte sein Interesse für die moderne Baukunst: Ludwig Mies van der Rohe, der Direktor des Bauhauses in Berlin, der nach seiner Emigration aus Nazi-Deutschland später zum Star der nordamerikanischen School of Chikago wurde. Ihm setzte Lehmbruck ein Denkmal, denn der Entwurf des Reuchlinhauses spielt deutlich auf Mies’ legendären »Barcelona-Pavillon« an, Deutschlands aufregenden Beitrag zur Weltausstellung von 1929. In den 1930er Jahren assistierte der junge Lehmbruck auf Vermittlung von Mies im Pariser Büro von Auguste Perret, Frankreichs führendem Architekten, wo er das Vorbild für seine spektakuläre Wendeltreppe fand. Mit dem Wettbewerbssieg in Pforzheim (1953) erzielte er seinen architektonischen Durchbruch.

Nach der Verfemung der Kunst der Moderne im »Dritten Reich« trug das Reuchlinhaus mit dazu bei, Deutschland wieder einen Platz in der internationalen Agenda zu sichern. Als Modell und Vorbild für urbane Kulturzentren und neue Ausstellungssysteme rückte es in den Mittelpunkt weltweiten Interesses: 1961 referierte der Architekt auf Einladung der UNESCO in Genf; es folgten mehrere Publikationen. Lehmbruck wurde zum Mitglied des International Council of Museums berufen und reiste in Ost und West. In Deutschland realisierte er noch zwei weitere bemerkenswerte Ausstellungsgebäude: das Wilhelm-Lembruck-Museum in Duisburg (1959-64) und das Federsee-Museum in Bad Buchau (1965-67). Ab 1967 hatte er eine Professur an der renommierten Technischen Universität Braunschweig inne.

Bilder vom All Das Reuchlinhaus ist ein Gesamtkunstwerk, durchgestaltet bis ins letzte Detail. Zu den Leistungen Lehmbrucks gehört auch das Interieur, das raffinierte Design der Treppen, der Möbel und Ausstellungssysteme. Herausragend als Formerfindung sind die von der Decke abgehängten Vitrinen im Schmuckmuseum: leuchtende Körper, die mit ihrem kostbaren Inhalt wie Raumschiffe geheimnisvoll im dunklen Raum des Alls schweben. Irgendwie scheinen sie inspiriert vom Beginn der Raumflug-Ära: 1957 hatte der erste sowjetische Sputnik-Satellit seine Umlaufbahn erreicht, zwei Jahre später funkte eine unbemannte russische Raumsonde erste Bilder von der Rückseite des Mondes zur Erde. Satelliten wurden zur globalen Chiffre des Fortschritts im 20. Jahrhundert. Folgt man diesem Bild, so bestünde die Mission der schwebenden Vitrinen darin, die Botschaft von der einmaligen Schönheit des Schmucks aller Völker und Zeiten über die Enden der Welt hinaus zu tragen.

Die schimmernde Hülle zum Allraum des Schmuckmuseums entwarf Adolf Buchleiter (1929-2000), ein phantasiebegabter Designer der Pforzheimer Kunst+Werkschule. Er ersann das Relief einer Mondlandschaft, erstarrte Krater aus Aluminium auf quadratischen Platten, die im Schachbrettmuster rings um den Kubus montiert sind. Sie lesen sich wie aus dem All gefunkte Nachrichten, übertragene Bildserien. Diese »Filmstreifen« wirkten gegenüber konventioneller »Kunst am Bau« so revolutionär, dass der Gemeinderat beinahe sein Veto eingelegt hätte. Buchleiters architektonische Ornamentik ist ein Vorbote der Popkultur, jener Kunstform, die sich ganz unbefangen den Zeichensystemen der Werbe- und Bildschirmästhetik zuwandte, um neue Wirkungen erzeugen. Zum bekanntesten Vertreter dieser Richtung wurde in den 60er Jahren der amerikanische Künstler Andy Warhol.

Lebensgefühl der 60er Jahre Tradition, klassische Moderne und Pop sind im Reuchlinhaus zu einem Gesamtkunstwerk verbunden, das Vergangenheit und Zukunft, Konzentration und Weite auf unvergessliche Art miteinander verbindet. Als kulturelles Erbe und künstlerischer Ausdruck seiner Zeit steht es inzwischen unter Denkmalschutz.








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  • Reuchlinhaus: Wendeltreppe im Foyer Eröffnung im Oktober 1961  Schmuckmuseum Pforzheim
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