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Fotografien

Das Neue Museum Weimar präsentiert eine umfassende Werkschau mit Fotografien von Hans-Christian Schink

Fotografien

Herausragend sind die großformatigen nächtlichen Aufnahmen mit dem Titel »LA.Night«, die Hans-Christian Schink während eines Aufenthaltes in Los Angeles fotografierte. 2002 wurde Hans-Christian Schink im Rahmen eines Stipendiums in die Villa Aurora, die ehemalige Villa von Lion Feuchtwanger, in Pacific Palisades in Los Angeles eingeladen. In diesem Zusammenhang entstanden nicht nur zahlreiche ›Tagbilder‹ von der Peripherie des riesigen Stadtareals von Los Angeles, sondern auch seine eindrucksvollen L.A.-Nachtbilder, die eine Zäsur in seinem Werk ausmachen. Von drei, vier Aussichtspunkten oberhalb der Stadt am Mulholland Drive oder vom Griffith Park aus bannte Schink das Lichtermeer der nächtlichen Megalopolis auf lichtempfindlichen Kleinbild-Negativfilm. Anschließend vergrößerte er die Abzüge, so dass eine extreme Körnigkeit erzielt wurde, und filterte Nah- und Einsichten oder identifizierbare Details wie Häuserkanten, Schatten, Absperrungen oder Bäume heraus. Obwohl die LA.Night-Bilder zunächst wie Fremdkörper in seinem Œuvre erscheinen, da sie einer scheinbar dokumentierenden Sichtweise widersprechen, entwickeln sie sich folgerichtig in Ergänzung zu seinen früheren Arbeiten. Die Zerlegung des Motivs in eine impressionistisch anmutende, malerische aufgefasste Lichtstruktur zeigt einmal mehr die Faszination Schinks für die vielgestaltigen Ausprägungen, in denen sich das Licht in der Fotografie präsentieren kann. Der Blick in die Nacht, in den von Lichtern erleuchteten Himmel, ist zudem ein romantischer Topos, der in dieser Werkreihe eine besondere Rolle spielt.

Die Ausstellung beinhaltet ferner eine große Auswahl von Bildern außereuropäischer Landschaften, die Schink während seiner zahlreichen Reisen rund um den Globus fotografierte. Sie führten ihn u.a. 2002/03 nach Los Angeles, 2004/05 nach Peru und Vietnam, 2009 nach Japan oder im letzten Jahr in Regionen wie die Antarktis und brachten eine Erweiterung seines thematischen Spektrums mit sich. Ausgewählte Bilder aus den Serien zu Peru, Vietnam, Japan und der Antarktis werden in der Ausstellung vorgestellt. Reisen bedeutet für Hans-Christian nicht, sich die Welt anzueignen und auf die Suche nach neuen, möglichst exotischen Motiven zu gehen. Ihm geht es vor allem darum, sich vor Ort einzulassen auf das, was er vorfindet, zu erfahren, inwieweit das Vorgefundene ihn und seine Fotografie beeinflusst oder gar verändert. Der klar strukturierte und komponierte Bildaufbau jedes seiner Reisebilder lässt erahnen, wie weit seine Arbeitsweise entfernt ist von der Hast eines flüchtigen Reisens oder der rastlosen Suche nach Eindrücken oder Motiven.

Einen besonderen Stellenwert in der Ausstellung haben die Fotografien aus dem Frühwerk von Hans-Christian Schink, in denen sich seine spezifische Bildsprache und seine ganz individuelle Bildthematik vorbereitet. Bei der Sequenz zu den Leipziger Bädern aus dem Jahr 1988 arbeitete Schink zum ersten Mal mit einer Großformatkamera. Die Fläming-Serie aus dem Jahr 1993 zeigt eindrucksvoll, dass sich das dokumentierende Moment seiner Fotografie mit der ausführlichen, detaillierten Schilderung scheinbar nebensächlicher Motive verbindet, in denen sich komplexe gesellschaftliche Umstrukturierungsprozesse widerspiegeln. In der Nordkorea-Serie, die Schink im Sommer 1989 als Teilnehmer einer DDR-Delegation an den Weltjugend-Festspielen in Nordkorea fotografieren konnte, führte er die politisch instrumentalisierte Staatsikonographie des diktatorischen Regimes ad absurdum. 

Abschließend gibt die Ausstellung in Weimar einen kurzen Ausblick auf das außergewöhnliche Projekt »1 h«, mit dem Schink über einen langen Zeitraum hinweg den Verlauf der Sonne an unterschiedlichsten Orten der nördlichen und südlichen Hemisphäre mittels der tradierten fotografischen Technik der Solarisation aufnahm. Auch diese Fotografien stehen mit ihrer irritierenden Lichtstimmung in der Melancholia-Tradition.








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