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Joseph Beuys S

Joseph Beuys Schamane

Joseph Beuys S

Das künstlerische Werk stand bei Joseph Beuys (1921-1986) stets in Wechselbeziehung zwischen Mythos und Realität. Wie kein anderer Künstler des 20. Jahrhunderts integrierte er längst vergangene kulturelle Traditionen und mythische Vorstellungswelten in das moderne, naturwissenschaftlich und erkenntnistheoretisch geprägte Denken der Gegenwart. Die geheimnisvoll-spirituelle Ausstrahlung seiner Exponate rührt nicht zuletzt daher, dass verloren geglaubte 'Wissensgebiete' wie Schamanismus, Alchemie, Magie, Kosmologie, Animismus, Naturheilkunde und Naturmythos in sein künstlerisches Schaffen Einzug hielten und - mehr noch - fixer Bestandteil seines Denkens und Handelns waren. Im umfangreichen Beuys´schen Œuvre begegnen wir ständig spirituellen Ritualen und schamanistischen Praktiken. Erst durch das Einbeziehen dieser Rituale wird laut Beuys ein Prozess der geistigen Erneuerung von Individuum und Gesellschaft möglich.

Beuys Hase 196

Bei den tungusischen Völkern Sibiriens ist der Schamane ein Geistbeschwörer, der sowohl mit den Seelen der Verstorbenen als auch mit Dämonen Verbindung aufnehmen und so das Diesseits mit dem Jenseits verbinden kann. Als wesentlich für diese Fähigkeit wird eine intensive Grenz- oder Todeserfahrung vorausgestzt. Beuys' Flugzeugabsturz im Zweiten Weltkrieg über der Krim und seine Rettung durch die Tartaren - sein Initiationserlebnis - prägten sein gesamtes späteres Leben und Werk. Mit seiner für die Moderne aktualisierten Figur des Schamanen ist es Beuys gelungen, prähistorische und christliche Traditionen zu vereinen und künstlerisch zu versinnbildlichen. Beuys selbst thematisiert den Schamanismus explizit und beschwört ihn in seiner Aktionskunst; die ersten Holzschnitte im Frühwerk des Künstlers etwa erinnern an Höhlenzeichnungen und auch später taucht der Schamane immer wieder in seinem zeichnerischen Œuvre auf. Zahlreiche Anknüpfungen gibt es vor allem in Beuys' bekannten Aktionen wie etwa Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt (Düsseldorf, 1965), Titis Andronicus /Iphigenie (Frankfurt, 1969) oder I like America and America likes me (New York 1974), in deren Zuge der Künstler mehrere Tage mit einem Kojoten verbrachte. Sie weisen den Künstler als Mystiker, Magier und Medizinmann aus. Das trancehaft Charismatische seiner Persönlichkeit und seine äußere Erscheinung mit Filzhut, Anglerweste oder Luchspelzmantel, Hirtenstab und oft auch einer Maske bei diesen Aktionen bringen ihn selbst mit dem Bild des Schamanen in Verbindung.

Joseph Beuys Beschreibung 	Titus Andronicus

Kunst hatte für Beuys eine reinigende Funktion. Sie dient zur Selbstheilung im Sinne einer moralischen Läuterung, nicht zuletzt durch die Veränderung der gesellschaftlichen Strukturen. Das therapeutische Motiv seiner Kunst findet sich in zahlreichen Aktionen und medizinischen Materialien wider wie Pflaster, Mullbinden oder Sanitätskoffer. Neben seiner Rolle als Priester, Arzt und Hirte sah sich Beuys auch als Naturphilosoph und Bewahrer der Natur, als Geschichts- und Gesellschaftswissenschafter. Er verbindet den Charakter des rational Erfassbaren mit den Lehren des Rituellen und auch des Religiösen. Entscheidend für eine Interpretation von Beuys als Schamane sind der Rückbezug auf vergangene Mythen und Rituale und die explizite Transformation der archaischen Schamanengestalt in die Gegenwart mit einer angestrebten Auswirkung auf die Zukunft. Diese Zukunftsorientierung mit dem ausdrücklichen Ziel, ein erweitertes Menschenbild zu schaffen, betonte Beuys immer wieder.

Die Kunsthalle Krems zeigt am Beispiel von rund 160 Exponaten von den späten 1940er Jahren bis zur Mitte der 1980er Jahre den Schamanen und Naturforscher Joseph Beuys. Die Schau wird mit Leihgaben aus dem MUMOK, den Sammlungen Murken und Konzett sowie mit privaten Leihgaben realisiert.

Joseph Beuys | Vortrag & Podiumsdiskussion

Im Rahmen der Joseph Beuys-Ausstellungen auf der Kunstmeile Krems

Samstag, 27. September 2008, ab 13.30 Uhr

13.30 Uhr: Impulsvortag von Bazon Brock, Theoretiker und Künstler, Wuppertal

Das Verfahren der Selbstbeauftragung und Selbstlegitimierung bei Schamanen, Künstlern und Propheten

Kunsthalle Krems, bis 14.30 Uhr

15 Uhr: Podiumsdiskussion

Joseph Beuys: Kunst und Mythologie

Birgitte Borchhardt-Birbaumer, Kunsthistorikerin und Journalistin, Wien

Dieter Buchhart, Direktor Kunsthalle Krems

Nicole Fritz, freie Kuratorin, Stuttgart

Axel H. Murken, , Kunst- und Medizinhistoriker, Herzogenrath

Hans-Peter Wipplinger, Kurator, Wien

Kunsthalle Krems, bis 16.30 Uhr

17 Uhr: Podiumsdiskussion

Joseph Beuys: Kunst & Politik

Theo Altenberg, Künstler, Berlin

Bazon Brock, Theoretiker und Künstler, Wuppertal

Wolfgang Drechsler, Sammlungsleiter MUMOK, Wien

Pia Müller-Tamm, wissenschaftliche Leiterin K20 Kunstsammlung, Düsseldorf

Dieter Ronte, Direktor forum frohner, Krems

forum frohner, bis 18.30 Uhr

Zum gleichen Termin wird eine Beuys-Ausstellung im forum frohner eröffnet:

ein Vehikel irgendwo

Joseph Beuys - die Multiples

28. September 2008 bis 1. März 2009

Das forum frohner beschäftigt sich mit dem politischen Beuys so wie Adolf Frohner ihn verstanden hat. Kunst und Politik stehen im Mittelpunkt der Ausstellung, einer Recherche über die Aktualität und Präsenz der Beuys'schen Multiples von damals für den heutigen Besucher.

Ausstellungsdaten

Joseph Beuys

Schamane


Ausstellung






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  • Copyright VBK, Wien 2008 Autor 	Joseph Beuys Beschreibung Titus Andronicus / Iphigenie, 1973, Siebdruck auf PVC-Goldfolie, Sammlung Axel Hinrich Murken
    Copyright VBK, Wien 2008 Autor Joseph Beuys Beschreibung Titus Andronicus / Iphigenie, 1973, Siebdruck auf PVC-Goldfolie, Sammlung Axel Hinrich Murken
    Kunsthalle Krems
  • Copyright  IMAGNO, VBK, Wien 2008 Autor 	Joseph Beuys Beschreibung 	Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt, 1965
Foto: Walter Vogel
    Copyright IMAGNO, VBK, Wien 2008 Autor Joseph Beuys Beschreibung Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt, 1965 Foto: Walter Vogel
    Kunsthalle Krems