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Verlorene Moderne. Der Berliner Skulpturenfund

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Sauerlandt sah es als entscheidende Aufgabe eines Museums an, junge, vielversprechende Künstler durch Ankäufe und Ausstellungen zu fördern und dies nicht nur privaten Sammlern oder Mäzenen zu überlassen. Ebenso setzte er sich durch eine rege publizistische Tätigkeit für seine „Schützlinge“ ein. Anhand von historischen Fotos werden in der Ausstellung zwei Vitrinen rekonstruiert, die eine Vorstellung geben von der Sauerlandt‘schen Präsentation der von ihm erworbenen Stücke. Dabei stellt sich die Frage, welche Künstler Sauerlandt in seinem Kampf um die moderne Kunst in seinem besonderen Fokus standen. Neben den Expressionisten waren dies vor allem drei Bildhauer: Richard Haizmann, Gustav Wolff und Moissey Kogan sowie die beiden Maler Rolf Nesch und Karl Ballmer. Sie galten ebenso als „entartet“ wie der ehemalige Bauhausschüler Naum Slutzky. Sauerlandts umfangreicher Briefwechsel gibt einen Einblick in die Künstler-freundschaften. Emil Nolde, Richard Haizmann, Karl Ballmer und andere zeichneten und porträtierten Sauerlandt oder schufen Büsten ihres befreundeten Förderers. Historische Plakate von Ausstellungen, die er für Slutzky, Wolff, Kogan und andere kuratierte, belegen das große Engagement Sauerlandts für die jungen Künstler.

Die Geschichte des Berliner Skupturenfundes

Der Berliner Skulpturenfund zählt zu den bedeutendsten Funden der letzten Jahre, der von großem Interesse für die Provenienzforschung ist. Die Kunstwerke wurden bei Grabungen in der Rathausstraße, der ehemaligen Königstraße 50, gegenüber dem Roten Rathaus gefunden. Im Vorfeld des Weiterbaus der U5 vom Alexanderplatz bis zum Brandenburger Tor finden seit Oktober 2009 archäologische Untersuchungen im Straßenbereich und auf der Grünfläche vor dem Roten Rathaus statt. Im Januar 2010 wurde bei der Freiräumung der Kellerböden ein auffälliger metallener Gegenstand geborgen, der nach einer ersten Reinigung in der Werkstatt des Museums für Vor- und Frühgeschichte wenige Tage darauf als Kunstwerk identifiziert wurde. Einige Wochen später stand fest, dass es sich um ein Bildnis der Schauspielerin Anni Mewes von Edwin Scharff handelte. Die Tragweite des Fundes war jedoch noch nicht erkennbar, da es sich zu diesem Zeitpunkt um einen Einzelfund mit einer Fülle denkbarer Hintergründe handelte.

Im August 2010 wurden in der Nordwestecke des Kellers weitere Bronze- und Terrakottaskulpturen entdeckt und ebenfalls ins Museum für Vor- und Frühgeschichte gebracht. Mit der Identifikation des roten Terrakottakopfes als Teil der Arbeit „Die Schwangere“ von Emy Roeder wurde die Verbindung zu der Aktion „Entartete Kunst“ deutlich. Aus der Nordwestecke stammen außerdem „Stehendes Mädchen“ von Otto Baum, „Tänzerin“ von Marg Moll, „Hagar“ von Karl Knappe, die Fragmente des „Kopfes“ von Otto Freundlich sowie ein großer Torso und ein möglicherweise zugehöriger Kopf einer in Steinguss ausgeführten Skulptur, die noch nicht identifiziert ist. Im Rahmen einer Nachgrabung Ende Oktober 2010 wurden schließlich noch die weibliche Büste von Naum Slutzky, die stehende Gewandfigur von Gustav Heinrich Wolff, die nicht identifizierte bronzene Gewandfigur einer Frau, die eine Traube hält, sowie Scherben einer ebenfalls noch nicht identifizierten Keramikskulptur gefunden.

Die Skulpturen wurden in einem räumlich eng begrenzten Areal geborgen, das allerdings durch eine Kellerwand geteilt war. In einem Kellerteil konnte nachgewiesen werden, dass die Skulpturen deutlich oberhalb der Einrichtungsgegen-stände des Kellers lagen, in dem anderen Raum waren keine Spuren der ursprünglichen Einrichtung nachweisbar. Dies legt nahe, dass die Skulpturen nicht im Keller aufbewahrt wurden, sondern aus einer der darüber liegenden Etagen herabstürzten. Der Brand des Hauses ließ sämtliche Zwischendecken einstürzen. Sollten sich in dem Haus darüber hinaus Gemälde oder andere brennbare Kunstwerke befunden haben, wären diese wohl vollständig verbrannt.

Im Rahmen der diffamierenden Ausstellung „Entartete Kunst“ beschlagnahmte und entzog der nationalsozialistische Staat eine große Menge von Kunstwerken überwiegend in öffentlichen Museen und Sammlungen, aber auch bei Privat-personen. Als propagandistischer Höhepunkt wurde 1937 die Ausstellung „Entartete Kunst“ in München eröffnet, die anschließend in Berlin und zahlreichen anderen Städten gezeigt wurde. Die insgesamt weit umfangreicheren Bestände aus den Beschlagnahmungsaktionen sollten möglichst devisenbringend verkauft werden. Dies gelang nur teilweise, ein großer Bestand blieb in Berlin erhalten. Über diesen verfügte eine Abteilung des Reichspropagandaministeriums. Ein Teil dieser Werke gelangte später in den Bestand verschiedener Kunsthändler. Die staatlichen Maßnahmen wurden nachträglich durch das „Gesetz über die Einziehung von Erzeugnissen entarteter Kunst“ vom 31. Mai 1938 legalisiert.








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  • Naum Slutzky, „Weibliche Büste“, vor 1931 – Zustand nach Reinigung, Oktober 2010, Bronze, Höhe: 15,5 cm Foto: Achim Kleuker
    Naum Slutzky, „Weibliche Büste“, vor 1931 – Zustand nach Reinigung, Oktober 2010, Bronze, Höhe: 15,5 cm Foto: Achim Kleuker
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg