Rare Atlanten,
Rare Atlanten, exotische Tempel
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Messe25.10.2008 - 02.11.2008
Was die Kunst & Antiquitäten München seit Jahren aus dem Reigen anderer Regionalmessen heraushebt, ist der Ausstellungs-Schwerpunkt Volkskunst aus dem alpenländischen und bayerischen Raum. Mit einem Augsburger Hinterglasbild aus der 2. H. des 18. Jh., das den Battenberger Hirsch nach einer Vorlage von Johann Elias Ridinger darstellt, mit einem Tölzer Truhenschrank aus dem 17. Jahrhundert und einem spätbarocken Tiroler Hausaltar mit geschnitzter Figurenstaffage bringt Hans-Jörg Sievert ebenso wie Roderich Pachmann mit einer gar nicht naiven, sondern meisterlich komponierten, eine Tempelszene darstellenden Klosterarbeit aus Süddeutschland sowie einer 1739 datierten Vierkantflasche mit eingeschmolzenen Emailfarben aus dem Raum Franken/Thüringen beste Qualität auf den Nockherberg.
Einen Hauch von Exotik verströmen vier Asiatika-Händler. Während Karl-Heinz Schlotter sich auf Tibetika konzentriert und Monica-Maria Heigl sowie die Galerie Lörcher mit japanischen Farbholzschnitten vertreten sind, bietet die Galerie Sandvoss ein breites Spektrum ostasiatischer Kunst - von einer signierten Tsuba, einer japanischen Schwertscheide mit goldtauschiertem Regendrachen aus dem 18. Jh. bis zur 250 Jahre alten, chinesischen Jade-Kumme. Für Furore dürfte eine im 19. Jh. entstandene, zeltgroße Nachbildung eines japanischen Tempels aus der Edo-Zeit, dem 17. Jahrhundert, sorgen.
Auch nach fast 300 Jahren haben die Blumen- bzw. Metamorphosenblätter der Maria Sibylla Merian nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Lediglich drei Motive aus ihrem Surinambuch „Metamorphosis insectorum Surinamensium" hat die Künstlerin und Forschungsreisende selbst gestochen. Eines davon, die Tafel 11, hat das Kunstkabinett Strehler, das neben floralen Motiven auch Zeichnungen von August Macke aus der Sammlung der Schwiegertochter des Künstlers, Gisela Macke, offeriert, im Portfolio. Alte Grafik sowie dekorative Landshaftdarstellungen um 1800 präsentiert der Kunstantiquar Peter Ohme. Er bietet u.a. einen aus der Zeit stammenden, um 1514 entstandenen Kupferstich „Maria mit dem Kind vor der Mauer" von Albrecht Dürer sowie eine farbfrische Gouache des Bleuler-Schülers Emanuel Labhardt mit der Ansicht von „Hallein an der Salzach" aus der ersten Hälfte des 19. Jh. an.
München besaß um 1900 eine reiche, progressive Künstlerszene. Spiegel dessen ist das Angebot der Galerie Weiss mit Werken von Ludwig Dill bis Carl von Marr . Für Münchens Aufbruch in die Moderne stehen zwei Gemälde dieser Galerie: Eine überhöhte Sommer-Landschaft mit weitem Horizont aus dem Jahr 1906 des zu den Gründungsmitgliedern der Münchner Secession zählenden Anton von Stadler und eine impressionistisch anmutende, in seiner Malweise an Leo Putz erinnernde „Landschaftsszene mit Paar" von 1911 des Münchner Malers Adolf Hengeler. Zu den Secessionisten, aber vor allem zum Kreis der Künstlergruppe Scholle gehörte der Maler Fritz Erler, von dem die Galerie „Brigantine 1900" ein großformatiges Gemälde „Diana mit Hund" aus dem Jahre 1902 präsentiert. Zum Angebot der Galerie zählen auch drei Arbeiten von Franz von Stuck: Das Gemälde „Der Frühling", um 1902, sowie die Bronze-Skulpturen „Amazone" und „Athlet". Hervorhebenswert bei den Altmeister-Gemälden sind „Schenke mit Zechenden" aus der Mitte des 17. Jh. des flämischen Genre-Malers Erasm de Bie bei Kunsthandel Schmidt-Felderhoff sowie das aus der selben Zeit stammende Gemälde „Flucht nach Ägypten" von 1650 des Flamen Wilhelm von Herp bei Brigitte Martini.
Von musealem Interesse ist ein Bozetto zur großen Schwanthaler-Büste in der Ruhmeshalle an der Bavaria, die der Bruder des berühmten Münchner Bildhauers Ludwig von Schwanthaler, Xaver Schwanthaler, wohl 1848 in Lindenholz gefertigt hat und die nun bei Peter Fink aus München angeboten wird.
Der Kunst & Antiquitäten München angeschlossen ist wiederum eine Restauratoren-Schau mit zehn verschiedenen Gewerken im historischen Salettl des Paulaners.
79. Kunst & Antiquitäten München, 25.10. bis 2.11. 2008, im Festsaal des Paulaner am Nockherberg, Hochstr. , tägl. von 11 - 19 Uhr, Mi. bis 21 Uhr geöffnet, Eintritt 6 €, erm. 4 €, http://www.kunst-antiquitaeten.de, Info-Tel.: 08628/98 74 07 Messetel.: 089-48 21 88 60 (ab 24.10.08)